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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Sonnenschein auf der Schaukel gesessen und ihrem Vater lachend zugerufen hatte, ihr noch mehr Schwung zu geben? Damals hatte sie sich noch nicht im Dunkeln gefürchtet. Sie hatte sich damals vor gar nichts gefürchtet.
    „So, jetzt Socken und Schuhe.“ Bryn deutete mit einer Kopfbewegung auf die Kinderkommode und zwang sich dazu, sich nichts von der Ungeduld und Angst anmerken zu lassen, die in ihr tobten wie ein Orkan. Sie wollte in diesem Augenblick nichts weiter, als ihrer Tochter endlich die Schuhe anziehen, mit ihr davonlaufen und sich verstecken. Dabei wusste sie genau, wie verkehrt es jetzt wäre, in Panik zu verfallen und sich Hals über Kopf hinaus in die Nacht zu stürzen.
    Obendrein würde es Dana vollkommen verängstigen, und das wäre noch schlimmer. Lieber sollte sie denken, dass ihre Mutter jetzt vollkommen übergeschnappt war, sie mitten in der Nacht für ein Training aus dem Bett zu holen.
    Vielleicht war es ja auch nur ein Training. Vielleicht war Bryn bloß überspannt und ihre Reaktion übertrieben. Andererseits war die Atmosphäre derart aufgeladen, dass Bryn ein Schauer nach dem anderen den Rücken hinunterlief. Sie kannte diese Anzeichen genau. Da draußen war jemand – oder etwas.
    Vorsichtig spähte sie durch den schmalen Spalt zwischen Vorhang und Fensterrahmen. Das Haus, das sie nach einem formlosen Deal ohne Vertrag und Unterschrift gegen Bargeld gemietet hatte, lag leicht erhöht auf einem Grundstück, um das herum die Straße eine Kurve beschrieb. So hatte man vom Obergeschoss einen guten Überblick nach allen Seiten. Das Einzige, was Bryn entdecken konnte, war die fette, rote Katze des Nachbarn, die über den Rasen strich. Sonst rührte sich nichts.
    Was nichts zu sagen hatte. Sie waren da. Die Ausstrahlung ihrer Kräfte lag drohend in der Luft. Bryn konnte sie auf der Haut spüren. Und auch wenn sie nicht wusste, wer sie waren, machte sie sich keine Illusionen. Es spielte keine Rolle. Sie und Dana standen allein gegen – so kam es ihr vor – eine Welt von Feinden.
    „Wir wollen jetzt noch ein wenig trainieren“, sagte Bryn und rang sich ein Lächeln ab, das Dana zwar nicht sehen, aber immerhin erahnen konnte. Bryn hoffte, sie dadurch ein wenig beruhigen zu können. Sie würde alles tun, um ihrer Tochter die Ängste zu nehmen, die sie quälten. Oft wachte Dana mittenin der Nacht auf und erzählte von bösen Männern, die sie in Schränke einsperrten. Oder sie rief im Schlaf nach ihrem Vater. Und Bryn konnte kaum etwas tun, um ihr zu helfen. Sie konnte nur das Licht die ganze Nacht brennen lassen oder ihre Kleine in die Arme schließen und versuchen, sie zu trösten, wenn die schrecklichen Erinnerungen wieder in ihr hochkamen.
    Bryn hatte sie schon damals nicht beschützen können, als die Kleine ihres Vaters wegen abgeholt und entführt worden war und als man sie in einem schäbigen Motel in einen Schrank gesperrt hatte. Das war die bittere Wahrheit, eine, die Bryn auffraß wie ein Krebsgeschwür. Genauso wie die Frage, warum man Lokan umgebracht hatte. Waren sie noch immer hinter Dana her? Waren das die, die draußen lauerten? Dieselben, die Lokan ermordet hatten? Oder waren es Bryns eigene dunkle Geheimnisse, die wieder Gefahr heraufbeschworen?
    „Schon wieder?“, murrte Dana. „Können wir nicht morgen trainieren?“
    „Nein, jetzt.“ Bryn lächelte Dana aufmunternd zu. Wenigstens hoffte sie, dass es so wirkte. „Dafür gibt es hinterher Donuts“, versprach sie.
    Noch einmal spähte sie aus dem Fenster und richtete ihre Aufmerksamkeit vor allem auf einen Baum auf der anderen Straßenseite. Hatte sie dahinter eine Bewegung gesehen?
    „Mit bunten Streuseln?“, wollte es Dana ganz genau wissen.
    Streusel? Bryn brauchte eine Sekunde, um sich zu besinnen. Die Donuts. „Selbstverständlich mit Streuseln.“ Ihre Selbstbeherrschung kostete sie ihre letzte Kraft, auch wenn sie mit Adrenalin vollgepumpt sein musste. „Jetzt aber in die Socken – und hopp, hopp! Rasch wie der Wind. Die Donuts gibt es später.“ Sehr viel später, ergänzte Bryn für sich. Nicht bevor wir Detroit hinter uns gelassen haben. Es war zu schade, dass sie schon wieder die Zelte abbrechen mussten. Es hatte gerade angefangen, ihr hier zu gefallen.
    Nach einer Sekunde Schweigen gab Dana ein etwas gequältes „Okay“ von sich.
    Indem sie die Straße im Auge behielt, wünschte Bryn, dass ihre Tochter sich nun wirklich beeilte. Die Bewegung, die sie gesehen hatte, kam wohl nur vom Wind, der die Äste

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