Feuersuende
Sinn hatte.
Sutekh nickte gelangweilt. „Ich gebe euch die Erlaubnis, eure …“, er verzog angewidert das Gesicht, „… Frauen aufzutreiben. Deren Fähigkeiten sollen mir helfen zu finden, wonach ich suche, das, was Roxy Tam von der Isisgarde mir genommen hat. Mein Vehikel, das aber noch nicht reif genug dafür ist.“
Sein Vehikel. Nachdem die Sache mit Lokans Körper schiefgegangen war, griff Sutekh nach der nächsten Möglichkeit.
Detroit, Michigan
„Mommy?“ Mit weit aufgerissenen Augen blickte Dana zu Bryn hinauf. Sie sah blass aus und klammerte sich immer noch furchtsam an Bryns Bein. „Ich möchte nach Hause.“
Nach Hause. Wo war das? Das Haus, das sie gerade verlassen hatten? Oder eines von den beiden, aus denen sie zuvorgeflüchtet waren? Oder das Haus in Oklahoma City, in dem sie die ersten Jahre nach Danas Geburt gelebt hatten?
Bryn lächelte, wenn ihr das auch schwerfiel. „Ich muss erst mit Jack sprechen, aber danach gehen wir.“ Die Frage war nur, wohin. Bryn hatte keinen Schimmer. Einen wirklich sicheren Ort gab es nicht.
„Jack“, wiederholte Dana den Namen. Ein wenig von ihrer Angst schien von ihr abzufallen. Vielleicht hatte Bryn ihr etwas davon nehmen können. Indem sie den Mann, der ihnen gegenüberstand, bei seinem Namen nannte, wirkte der vermutlich nicht mehr ganz so fremd und furchteinflößend.
„Jack, das bin ich. Hallo, kleiner Spatz“, sagte Jack freundlich.
Alles in Bryn wehrte sich. Sie wollte nicht, dass er mit Dana sprach. Eigentlich wollte sie gar nicht, dass er überhaupt von ihr wusste. Aber dazu war es zu spät. Nicht dass sie Angst hatte, er könne Dana etwas tun. Das würde er nicht. Im Gegenteil, er würde sie beschützen. Und Jacks Vorstellung vom Beschützen kannte Bryn nur zu gut. Sie bestand darin, jemanden einzusperren, unter eine Glasglocke zu stellen wie eine seltene Kostbarkeit. Dieser Schutz bedeutete ein Leben ohne eigenen Willen, ausweglos, ohne Hoffnung.
Bryn hatte das selbst durchgemacht. Sie hatte in diesem Käfig gesessen, und das war auch der Grund gewesen, warum sie seinerzeit so hinter Lokan Krayl her gewesen war. Um ihrem Käfig zu entrinnen, musste sie schwanger werden. Aber mit dieser Schwangerschaft hatte sich dann alles verändert. Sie hatte sich verändert.
„Nun sag endlich, was du von mir willst, Jack“, sagte Bryn bestimmt. Sie war entschlossen, ihre Tochter mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
Jack steckte gelassen die Daumen in seinen Gürtel. Er ließ sich nicht drängen. „Hat ziemliche Mühe gekostet, dich zu finden.“ Und auch diese schamlose Untertreibung war typisch für Jack. Es waren nicht weniger als sieben Jahre gewesen, die diese Mühe gekostet hatte.
Bryn atmete tief durch und bemühte sich, ihren Puls zu beruhigen. Das Blut rauschte ihr in den Ohren. „Gut. Wenn es das gewesen ist, was du mir erzählen wolltest. War nett, mit dir zu plaudern. Wir gehen jetzt. Und du wirst uns nicht folgen.“
„Bryn, bitte …“ Er hielt sie am Oberarm. Nicht grob, aber fest genug, um sie zurückzuhalten. „Lass mich ausreden, ja?“ Die silbernen Piercings, die Jack an beiden Ohren trug, blitzten im Mondschein auf.
Sie hatte sich schon gedacht, dass er sie nicht so ohne Weiteres gehen lassen würde. Aber es war nicht so sehr sein Griff, der sie innehalten ließ, als das Wort „bitte“. Bryn konnte sich nicht erinnern, es je aus seinem Mund gehört zu haben. Ihr gegenüber schon gar nicht.
„Also … sprich“, sagte Bryn.
„Du kannst nicht länger davonlaufen, Brynja Baby …“
„Ich will nicht, dass du mich so nennst.“ Bryn wunderte sich über sich selbst. Es war das erste Mal, dass sie Jack gegenüber so entschieden auftrat. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, war sie noch ein eingeschüchtertes, kleines Dummchen gewesen.
Jack kniff die Lippen zusammen. Auch seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Du hast keine Ahnung, wie tief du in der …“ Er unterbrach sich und sah sie an. „… in was du da geraten bist und wie tief du darinsteckst.“
Sie lachte kurz auf. „Ganz bestimmt weiß ich das.“ Vermutlich wusste sie mehr als er, aber sie hütete sich, ihm das zu verraten. Diesen Brocken wollte sie ihm nicht vor die Nase halten. Sie wusste, dass er sofort danach schnappen würde. Bryn sah sich vorsichtig um, ob außer von Jack noch von anderer Seite Gefahr drohte. Wenn er sie aufgespürt hatte, konnten andere das auch. „Bist du allein?“, fragte sie dann.
„Ja. Wir
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