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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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einer nachlässigen Geste eine Dienerin herbei. Die Frau trug ein Tablett mit Baklava, und Sutekh nahm sich ein Stück davon. Dann schickte er sie mit einer Handbewegung wieder weg. Als sie sich umdrehte, sah Alastor, dass ihre Augen und der Mund zugenäht waren, eine von Sutekhs Vorkehrungen, die er neuerdings getroffen hatte, um einen möglichen Verrat vonseiten seiner Diener zu unterbinden.
    Die Maßnahme hatte Sutekh getroffen, nachdem sein engster Vertrauter Gahiji getötet worden war. Sutekh hatte behauptet, dass das nur ein Verräter in den eigenen Reihen getan haben konnte. Aber als Alastor die entstellten Züge der Dienerin sah, wurde ihm augenblicklich klar, dass der Täter niemand anderes als Sutekh selbst gewesen sein konnte und dieser brutale Eingriff keinem anderen Zweck diente, als Sutekhs eigene Gräueltaten zu verbergen.
    Nicht dass Alastor besonders empfindlich war, wenn es um Brutalität ging. Es kam auf die Gelegenheit an. Wenn man ein Reaper war wie er, Herzen aus dem lebendigen Leib herausriss und Schwarze Seelen einsammelte, konnte man es sich kaum leisten, zartbesaitet zu sein. Aber das war dann etwas anderes. Diese Seelen gehörten eingefleischten Übeltätern und starrten vor Schmutz. Aber von dem, was Sutekh hier betrieben hatte, konnte Alastor sich nur angewidert abwenden.
    „Ich sehe nur das Naheliegende? Was sollte ich anderes sehen als den zerstückelten Leichnam meines Bruders und daneben dich mit einem Schild um den Hals, auf dem ‚schuldig im Sinne der Anklage‘ steht?“
    „Schuld ist relativ.“
    „Willst du ernsthaft behaupten, du hättest Lokan nicht umgebracht?“
    „Nein.“
    „Und im Bewusstsein dessen sollen Dagan, Malthus und ich dir weiter zu Diensten sein, sollen hier weiter die Stellung halten, dich mit Schwarzen Seelen füttern und darauf vertrauen, dass es dir nicht einfällt, den nächsten von uns in Stücke zu hauen?“
    „Du kannst auch gehen. Es steht dir frei.“
    „Mit gehen meinst du dann wohl, sich selbst aufzugeben und seine Existenz zu beenden.“
    „Ja.“
    „Schöne Aussichten.“
    „Du hast auch die Möglichkeit, dir eine andere Gottheit zu suchen, die bereit ist, dich in ihren Reihen aufzunehmen.“
    Theoretisch schon. Aber auch das war keine ernst zu nehmende Möglichkeit. Niemand würde einen Sohn Sutekhs bei sich haben wollen. Und das konnte Alastor den anderen auch nicht verdenken. Wäre er einer der Mächtigen der Unterwelt, würde er einem Spross Sutekhs auch kein Vertrauen schenken.
    Doch dann überraschte Sutekh seinen Sohn mit einer ganz ungewohnten Tonart. „Es war unumgänglich, Lokan zu opfern“, erklärte er Alastor mit sanfter Stimme. „Ich habe doch den eigenen Sohn verloren. Aber das macht mir meine verbliebenen drei Söhne nur noch …“ Er verstummte, und ein merkwürdiger Ausdruck huschte Sutekh übers Gesicht. Es war, als suchte er nach einem Wort, das ihm so fremd war, dass es ihm nicht einfallen wollte. „Darum seid ihr drei mir umso lieber.“
    „Lieber?“ , fragte Alastor ungläubig nach. „Willst du mir erzählen, dass wir alle dir plötzlich ans Herz gewachsen sind? Dir?“
    Sein gegabelter Schwanz zuckte, bevor Sutekh seine Erscheinung wieder wechselte und im Handumdrehen die Gestalt eines in königliche Gewänder gekleideten Jünglings mit schmalem Bart und kajalgeschminkten Augen angenommen hatte. „Auf diese Art von Unterhaltung habe ich keine Lust. Wir sind hier,um auf deine Frage einzugehen. Es hatte nur Lokan sein können. Der reine, der magische Lokan. Von euch allen taugte er allein zum Vehikel für mich.“
    Wie Sutekh das sagte – von euch allen –, machte es Alastor stutzig, und er begann zu überlegen, wie das gemeint sein konnte. Dann fragte er: „Warum? Warum Lokan?“
    „Er verfügt über eine Gabe, die ihr nicht besitzt. Er hat das Unmögliche vollbracht und ein Kind gezeugt. Das zeigte mir, dass ihm die Kraft des Lebens innewohnte, die Kraft, die ich brauchte, um wieder zu den Menschen zurückkehren zu können.“
    Alastor horchte auf. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl.
    „Ich habe ein Geschenk für dich, Alastor. Für dich und ebenso für deine Brüder. Ihr dürft auf die Erde zurückkehren, um nach euren Frauen zu sehen.“
    „Damit du herausbekommst, ob vielleicht einer von uns auch die Kraft des Lebens besitzt und ein Kind zeugen kann?“
    „Die habt ihr nicht. Weder du noch Dagan noch Malthus.“
    Alastors Vorahnungen wurden immer düsterer. Er konnte sich denken, was Sutekh im

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