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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Und wie bin ich hierhergekommen?“
    „Mein Versäumnis. Boone Falconer. Ich würde Ihnen gern die Hand geben, aber das geht leider nicht. Wir befinden uns momentan – wie soll ich sagen? – nicht ganz auf derselben Ebene.“
    Nicht auf derselben Ebene? „Soll das heißen, ich bin hier gar nicht körperlich anwesend?“
    „Ja und nein. Stellen Sie es sich als eine Art extradimensionale Blase vor, in der Sie sich befinden, eine Exklave in der Oberwelt.“
    Eine Blase. Das würde erklären, warum er sich nur ein paar Schritte bewegen konnte und dann an ein Hindernis stieß.
    „Nachdem wir das geklärt hätten“, meinte Lokan, „nun die einfacheren Fragen. Wie haben Sie mich hierher gebracht? Und warum haben Sie das getan?“
    Boone ließ kurz eine Reihe weißer Zähne aufblitzen. Lokan erinnerte das an Malthus’ Piratenlächeln, das sein Bruder immer zeigte, wenn er sich diebisch darüber freute, wenn er jemanden hereinlegen und bis aufs Hemd ausziehen konnte.

6. KAPITEL
    Möge Glanz aufleuchten aus der Tiefe, die mich verschlungen hat, die angefüllt ist mit Gemetzel . nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    Unterwelt, Sutekhs Reich
    A lastor Krayls Laune hatte einen kritischen Punkt erreicht. Seine geliebte Naphré Kurata war in den Händen der Matriarchinnen. Angeblich zu ihrem eigenen Schutz, aber dass sie dort sicher war, konnte ihm keiner weismachen. Solange Naphré mit einem Sutekhsohn verbunden war, waren sie bei den Herrscherinnen des Isisgeschlechts nicht gerade in Abrahams Schoß. Dazu war die Feindschaft zwischen Isis und Sutekh zu alt und zu tief.
    Währenddessen waren Alastor die Hände gebunden. Er war dazu verdammt, in Sutekhs Reich zu verweilen, und war dazu noch mit seinem Vater konfrontiert, der Lokan, seinen Bruder, umgebracht hatte. Zum Kotzen.
    Mit Wut im Bauch und dem Kopf voll finsterer Gedanken, dazu in Sorge um Naphré, strebte er in langen Schritten auf der Sandsteingalerie dem Audienzsaal Sutekhs entgegen. Aber bevor er dort ankam und auf seinen Vater traf, musste er seine Emotionen wieder im Griff haben. Sutekh weidete sich an der Wut und der Not anderer. Er hungerte geradezu danach. Und Alastor hatte keine Lust, diesem perversen Hunger Nahrung zu verschaffen.
    Er stieß die Doppeltür auf und durchschritt den weitläufigen Raum zu einer weiteren Flügeltür, die am anderen Ende offen stand. Kurz davor hielt er inne und atmete einmal tief durch, um sich und die bösen Geister, die in ihm tobten, zur Ruhe zu bringen.
    Dann trat er durch die Tür und gelangte in Sutekhs Garten, den er jetzt mit anderen Augen sah. Es war nicht mehr bloß diesestille Oase mit ihrem von Palmen umgebenen Teich, sondern mehr noch ein Sinnbild all dessen, was Sutekh heiß begehrte. Sechstausend Jahre lang war er durch den Waffenstillstand, dem alle Götter und die mächtigen Dämonen der Unterwelt unterworfen waren, wie diese auch an sein Reich gebunden. Er durfte es nicht verlassen. Sutekh hatte sich diesen Garten mit seinen Büschen und Palmen und dem Plätschern des Wassers geschaffen. Sogar Fische aus dem Nil hatte er sich bringen lassen, um das Wasser zu bevölkern. Eines blieb ihm jedoch versagt. Er konnte keinen Ersatz für die Sonne schaffen. Und er konnte nicht auf Erden unter den Lebenden wandeln. So hatte er Lokan umgebracht, um sich dessen Körpers zu bemächtigen und so der Verbannung in sein Unterweltreich zu entgehen. Denn Lokan hatte die Fähigkeit, zwischen den Welten oben und unten zu verkehren.
    Alastor hasste diesen Garten inzwischen. Und auch für seinen Vater empfand er nichts als tiefe Abscheu. Dennoch war er – wie auch seine Brüder – immer noch von Sutekh abhängig, immer noch seinem Willen unterworfen. Und jetzt war es Alastors Erscheinen, wonach Sutekh verlangte.
    „Mein Sohn“, begrüßte er ihn, noch bevor Alastor etwas sagen konnte. Das war schon deshalb ungewöhnlich, weil Sutekh die Ehrerbietung derer erwartete, die vor sein Auge traten, bevor er ein Wort an sie richtete. Alastor stutzte. Was sollte das werden? Ein Friedensangebot? Bildete sich sein Vater im Ernst ein, Alastor ließe sich auf diese Weise einlullen nach allem, was geschehen war?
    Die in ihm aufsteigende Wut schnürte Alastor die Kehle zu, und das war vielleicht auch ganz gut so, denn für das, was ihm sonst über die Lippen gekommen wäre, hätte er sich nicht verbürgen mögen.
    Sutekh erhob sich von dem Felsblock, auf dem er gehockt hatte, und wandte sich Alastor zu. Es war entsetzlich. Sutekh hatte die

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