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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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weinen, würde sie nie wieder aufhören.
    „Als einzige Hoffnung blieb uns, dass du von selbst zurückkommst, wenn du dich dazu bereit fühlst.“
    Bryn wandte sich wieder der schlafenden Dana zu. Das Herz krampfte sich ihr zusammen. Es war die letzte Nacht, in der sie über den Schlaf ihrer Tochter wachen konnte.

10. KAPITEL
    Komm denn, Wanderer, der du das Totenreich im Westen bereist .
nach dem Ägyptischen Pfortenbuch
    In der Unterwelt
    R ingsherum war alles dunkel. Die Erektion, mit der Lokan erwachte, war enorm. Er hatte von Bryn geträumt, was eigentlich nicht sein konnte, weil Seelensammler nie träumen. Die fieberhaften Bilder, die ihm in der Leere des Niemandslands erschienen waren, zählten nicht. Das waren keine Träume. Es waren eher … Erinnerungen.
    Vielleicht war das die Erklärung. Es war gar kein Traum gewesen, sondern eine äußerst lebendige Erinnerung an den unglaublichen Sex, den er mit Bryn in jener Nacht in Miami gehabt hatte.
    Monatelang hatte er immer mal wieder versucht, ihr nachzuspüren. Zwischendurch hatte er sich gesagt, dass es besser sei, sie zu vergessen, um bald darauf noch intensiver weiterzusuchen. Von ihr gab es kein Bankkonto, keine Kraftfahrzeugregistrierung, keine Kreditkarten. Es war ihm schleierhaft, wie sie überhaupt in einer Welt existieren konnte, in der alles und jeder aktenkundig sein musste. Bryn zu finden war verteufelt viel schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte. Es war, als wollte sie mit aller Macht verhindern, dass sie gefunden wurde.
    Letztendlich war er von einem simplen Stück Gebäck auf ihre Fährte geführt worden. Er hatte einen Stopp in einem Café in Cincinnati eingelegt und dort unter einem Glassturz einen Stapel Plätzchen entdeckt. Schon nach dem ersten Bissen wusste er, wer sie gebacken hatte. Eigentlich lächerlich, aber es konnte keinen Zweifel geben. Und so hatte er das Café heimlich überwacht, bis die nächste Lieferung kam, und war dann demLieferanten gefolgt, der ihn zu einem Bäcker führte, der eine Reihe von Cafés mit diesen Keksen versorgte. Auf diese Weise war es ihm gelungen, sie wiederzufinden. Aber als seine Suche endlich Erfolg hatte, war es nicht allein Bryn, die er vorfand.
    Er stand auf der anderen Straßenseite drei Häuser weiter. Bryn saß da und hatte den Kopf gesenkt, sodass ihr Gesicht hinter ihrem langen, dunklen Haar versteckt war. Zuerst dachte er, sie habe keine Ahnung, dass er sie beobachtete. Aber einen Augenblick später hob sie den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht, und er wusste, dass sie seine Gegenwart die ganze Zeit schon gespürt hatte. Irgendwie schien sie erschrocken zu sein, ihn zu sehen. Lokan war für einen Moment verwirrt. Was hatte er getan, dass sie sich vor ihm fürchtete?
    Dann bemerkte er auch, worüber sie sich vorher gebeugt hatte. Es war eine grau-weiß gestreifte Kinderkarre. Er bekam Herzklopfen. Sie sah ihn mit großen Augen an. Dieser eine Blick genügte, und er hatte verstanden. Die Erkenntnis traf ihn wie der Blitz und erschütterte ihn im Innersten. Das Baby, das in dem Kinderwagen lag, war sein Baby. Bryn hatte ein Kind von ihm zur Welt gebracht .
    Es war unmöglich. Er war nicht zeugungsfähig, denn das waren Seelensammler grundsätzlich nicht. Und doch hatte er ein Kind .
    Als er über die Straße kam und auf sie zuging, hatte sich Bryn schon wieder im Griff und sah ihn gleichmütig an .
    „Junge oder Mädchen?“ Lokan war so aufgewühlt, dass er nichts weiter herausbrachte .
    Sie zögerte mit der Antwort, und er dachte erst, sie würde gar nichts sagen. Dann antwortete sie knapp: „Mädchen.“ Es schien sie Mühe zu kosten .
    Ein Mädchen. Er starrte sie an, unfähig, etwas zu sagen. Er war der Vater eines kleinen Mädchens. Er musste sich zurückhalten, um die Kleine nicht aus ihrer Kinderkarre zu reißen und an sich zu drücken, um sie nie wieder herzugeben. Aber er zwang sich zur Ruhe, obwohl es in ihm tobte. Selbstbeherrschung selbst unter den widrigsten Umständen zu wahren hatte er an der Seite seines Vaters zur Genüge gelernt, und in diesem Moment war er Sutekh beinahe dankbar für diese Lektionen. Denn wenn er sich jetzt nicht im Griff hatte, würde er nie an Bryn herankommen .
    „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“, fragte er .
    „Weil ich nicht wollte, dass du es überhaupt erfährst.“
    Ihre Antwort überraschte ihn, und sie war wie ein Stich ins Herz. Er sollte sein eigenes Kind niemals sehen? Seine Tochter sollte aufwachsen und, da sie sterblich

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