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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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sich sein ausgezehrter Körper mit jedem Bissen erholte. Er leerte seinen Teller und nahm sich noch einmal nach. Aber bevor er mit der zweiten Portion beginnen konnte, ergriff ihn ein Schwindelgefühl, und der Magen krampfte sich ihm zusammen, als ob ihm jemand ein Messer darin umdrehte.
    Entsetzt blickte er auf Boone. Was war das? Gift? Das hätte er gemerkt. Er erhob sich halb, während sich alles um ihn herum drehte und der Schmerz in seinem Bauch wütete.
    Boone hob abwehrend die Hände. „Mit dem Essen ist nichts, Lokan“, versicherte er. „Es wird dein Magen sein, der aufbegehrt, weil er so lange schon entwöhnt ist.“
    Lokan wusste, dass er recht hatte, aber davon wurde ihm auch nicht besser. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, und ihm war, als käme ihm jeder Bissen wieder hoch, den er zu sich genommen hatte. Dann wurde ihm klar, warum Boone während des Essens alle wichtigen Themen ausgespart hatte.
    „Du hast gewusst, wie es mir nach dem Essen gehen würde, oder?“, fragte Lokan.
    „Ich war ein oder zwei Mal in einer ähnlichen Lage wie du. Als ich zum ersten Mal in eine andere Dimension hinüberwechseln wollte, steckte ich für drei Wochen fest. Das war nicht lustig. Dabei besitze ich die Selbstheilungskräfte nicht, die du hast.“
    „Du hast keine Heilkräfte?“, fragte Lokan nach. Das war ein interessantes Detail, das er sich merken konnte, falls Boone sich doch als Gegner entpuppte.
    „Doch, natürlich. Aber meine wirken nicht so schnell wie bei dir.“
    Allmählich legte sich das Schwindelgefühl, und auch der Krampf im Magen löste sich langsam.
    „Du siehst ziemlich fertig aus“, bemerkte Boone.
    „War auch ein harter Tag für mich.“
    „Tag? Ich würde sagen, das waren ein paar harte Monate.“
    Monate? Lokan überlegte. War er so lange tot gewesen? „Woher willst du wissen, dass es Monate waren?“
    „Es spricht sich allerhand herum. Dass einer von SutekhsSöhnen ermordet wurde. Dass man ihm etwas auf die Brust tätowiert und ihm die Haut von der Brust gezogen hat, um sie Sutekh in einem Plastikrahmen als Beweis dafür zu überreichen, dass er wirklich tot war.“
    „Das Häuten habe ich am eigenen Leib erfahren, aber das mit dem Plastikrahmen ist mir neu.“ Merkwürdig. Warum sollte Sutekh sich selbst so eine Trophäe schicken?
    „Die Gerüchte besagen auch, dass einer von Sutekhs engsten Vertrauten in den Mord verwickelt war. Wie hieß er noch gleich?“ Boone schnippte mit dem Finger, als er nicht auf den Namen kam, und sah Lokan an, als erwartete er von ihm eine Antwort.
    „Gahiji“, half Lokan ihm auf die Sprünge. An jede Einzelheit des Mordes, der an ihm verübt worden war, konnte er sich mit fotografischer Genauigkeit erinnern. Er wusste noch genau, wie tödlich ihn der Verrat getroffen hatte, dem er zum Opfer gefallen war. Er wollte nichts davon hören, deshalb lehnte er sich zurück und meinte mürrisch: „Das sind doch alte Kamellen, die du da aufwärmst. Ich war zufällig dabei.“
    „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht langweilen. Wie wär’s damit: Das dürfte auch dir neu sein. Gahiji hat buchstäblich den Kopf verloren.“
    Lokan zwang sich dazu, ruhig sitzen zu bleiben und sich nicht anmerken zu lassen, wie überrascht er war. „Das Werk meiner Brüder?“, fragte er und überlegte gleichzeitig, ob Sutekh sie das in seinem Zorn wohl hatte büßen lassen.
    „Nach dem, was ich habe läuten hören, nicht. Es deutet alles eher auf deinen Vater hin.“
    Lokan blieb bei seinem Pokerface und dachte nur bei sich, dass so etwas zu Sutekh passte. Auch von der Jahrtausende währenden Ergebenheit würde sich sein Vater nicht davon abhalten lassen, seinen treuesten Diener umzubringen. Er hatte ja nicht einmal davor zurückgeschreckt, seinen eigenen Sohn zu töten. Und das auf die hinterhältigste Weise. Er hatte Gahiji beauftragt, Dana zu entführen, um so Lokan unter Druck zu setzen, sodassdieser sich schließlich nahezu freiwillig abschlachten ließ. Nur eines war schwer zu verstehen: Warum tötete Sutekh Gahiji für etwas, das er ihm selbst aufgetragen hatte?
    Boone schien Lokans unausgesprochene Frage verstanden zu haben. „Wie es aussieht“, erklärte er, „hat Sutekh diesen Gahiji getötet, um den Verdacht von sich abzulenken. Es sollte so aussehen, als hätte Gahiji auf eigene Rechnung gehandelt. Hinterher hat Sutekh Krokodilstränen vergossen und praktisch jeden öffentlich verdächtigt, schuld an deinem Tod zu sein.“
    Lokan ging ein Licht auf. Deshalb

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