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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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an, aber sie hatte gleichsam die Rollläden heruntergelassen. Ihre Miene war verschlossen. „Du kannst kommen und sie sehen“, wiederholte sie, „aber nur nach vorheriger Absprache.“
    Lokan überlegte kurz, aber die diplomatische Ader in ihm riet ihm davon ab, weiter mit ihr zu diskutieren. Abwarten, beobachten, sich einen Plan zurechtlegen, abwägen, prüfen – so hatte er es gelernt. Also nickte er nur knapp und meinte: „In Ordnung.“
    Lokan hielt die Bilder fest. Jede Erinnerung, die zu ihm zurückkehrte, war ihm von ungeheurem Wert.
    Der Frieden, den sie damals geschlossen hatten, funktionierte recht gut. Sie waren die ganzen knapp sieben Jahre hindurch höflich und freundlich zueinander. Er würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie beinahe gute Freunde geworden waren. Nur das Feuer, die schrankenlose Hingabe und dieLeidenschaft, die er in der ersten Nacht mit ihr erlebt hatte, kamen nicht wieder. Bryn hatte sich hinter einem Schutzwall verschanzt, der so hoch und mächtig war, dass Lokan keine Chance hatte, ihn zu überwinden.
    Ihr munteres Geplauder hingegen war nicht verstummt. Sie unternahmen sogar Ausflüge zusammen, gingen später mit Dana in den Zoo und ins Kino. Ein oder zwei Mal in diesen Jahren war es geschehen, dass er sie dabei überraschte, nicht ganz auf dem Posten zu sein, flüchtige Momente, in denen er dachte, dass sie nichts dagegen hätte, wenn er sie küsste, in denen sie es vielleicht sogar wollte. Aber diese Augenblicke gingen rasch vorüber. Ansonsten ließ Bryn ihn an ihrem Schutzwall nicht einmal kratzen und machte deutlich, dass das Einzige, was sie verband, Dana war.
    Sein Baby. Sein kleines Mädchen.
    Alles täte er, um sie in Sicherheit zu wissen und zu beschützen. Und er hatte alles dafür getan. Er war für sie gestorben.
    Jetzt aber ging es darum, für sie ins Leben zurückzukehren. Er musste zu ihr, denn das Opfer, das er ihr gebracht hatte, reichte nur für eine kurze Schonfrist. Er hatte sein Leben gegeben und sich von seinem Vater ermorden lassen im Tausch gegen den heiligen Eid, dass Dana nichts geschehe. Aber Sutekhs Schwüren war nicht zu trauen.
    Der erste Schritt, der Lokan nun in die Oberwelt bringen sollte, musste darin bestehen, den Führer zu finden, den Boone ihm versprochen hatte. Doch wie er sich hier umblickte, war er von undurchdringlicher Finsternis umgeben. Das machte ihn vor allem deshalb nervös, weil er sonst sehr wohl imstande war, auch im Stockdunkeln wie normale Menschen bei Tageslicht sehen zu können. Sosehr er sich auch bemühte, nicht das Fünkchen eines Lichts war zu entdecken, sodass er es schließlich aufgab und sich darauf konzentrierte, gleichmäßig zu atmen, Ruhe zu bewahren und seine Gedanken zu sammeln. Wenn ihm der Blick nach draußen verwehrt war, musste er ihn eben nach innen richten.
    Geduld. Was dieses Wort wirklich bedeutete, darüber hatte er allerhand erfahren, als er in der vollständigen Leere der Todeszone gefangen war. Er hatte gedacht, er hätte sich schon früher in Geduld geübt, als er an der Seite seines Vaters dessen Geschäfte und die Verhandlungen mit den anderen Gottheiten führte. Aber das war nichts dagegen, was er hier erlebte.
    Ganz allmählich wurde die Dunkelheit lichter. Schwarz wechselte zu Grau und verwandelte sich schließlich in einen Sepiaton wie auf einer alten, verblassten Fotografie, auf der jetzt Stück für Stück seine Umgebung zum Vorschein kam. In der Ferne war eine Bergkette zu sehen. Die weite Ebene davor bestand aus Sand, Sand und nochmals Sand.
    Das Luxor war nicht mehr da. Natürlich nicht. Die Luft fühlte sich anders an. Er wusste, dass er sich nicht in der Oberwelt befand und auch nicht mehr in einer dieser extradimensionalen Blasen.
    Als er sich weiter umblickte, entdeckte er auf einem sich bauschenden Tuch einen Falken. Er hatte bernsteinfarbene, wachsame Augen. Der Wind sträubte sein braunes Gefieder.
    „Nur um sicherzugehen …“ Lokan war sich klar darüber, dass seine Nachfrage müßig war. Er wusste die Antwort vorher. „… Du bist nicht zufällig mein Führer hier …?“
    Mit einem heiseren Schrei erhob sich der Vogel zum Himmel hinauf in die Lüfte.
    „Das darf ich wohl als ein Nein verstehen.“
    Im nächsten Augenblick waren der Himmel, die Berge in der Ferne und die sandige Ebene davor verschwunden, und Lokan fand sich allein an einem Ort wieder, an dem alles grau in grau war – Steine, Felsen, alles. Er selbst lag auf einer kalten Steinplatte auf dem Rücken

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