Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
auszuplaudern, und ein paar gute Gründe, das nicht zu tun.
    „Ein Walker … ein Psychopomp …“, sinnierte Lokan.
    Etwas in dem Ton, in dem er das sagte, ließ sie aufhorchen. „Hast du schon einmal von unserer Spezies gehört?“
    „Von einem Walker nicht, aber von einem Psychopomp. Soweit ich weiß, ist das jemand, der die Seelen in die Unterwelt geleitet. War das nicht auch die Aufgabe der Walküren, diefrüher die ehrenvoll Gefallenen von den Schlachtfeldern nach Walhalla führten? Die Japaner kennen so etwas Ähnliches auch, die Shinigamis, Totengeister. Lässt sich das mit dem Walker vergleichen?“
    Bryn nickte.
    „Und dein Bruder Boone, ist der auch ein Walker?“
    „Nein. Die Walker sind ausschließlich weiblich.“ Letztlich war das der Grund, warum sie vor Jahren hatte die Flucht ergreifen müssen. Sie hatte etwas, was Boone, Jack und Cahn nicht hatten. Und diese Fähigkeit war ihren Brüdern so wichtig, dass sie Bryn im übertragenen Sinne in einen Käfig – in gefährlichen Zeiten sogar in einen richtigen Käfig – gesperrt und sie nur herausgelassen hatten, um sich ihrer besonderen Gaben zu bedienen. Sie wurde behütet und umsorgt, aber auch eingeengt und fremdbestimmt. Von all dem sagte Bryn jedoch nichts. Denn jetzt ging es darum, dass Lokan auf Boones Hilfe vertraute.
    Die Art, wie Lokan sie ansah, beunruhigte sie. Es kam ihr vor, als könne er ihr an den Augen all das ablesen, was sie so gern für sich behalten würde. Bis zurück zu jener Nacht in Miami. Das Motiv, das sie damals angetrieben hatte, war zu erbärmlich. Sie könnte es nicht ertragen, wenn er jemals herausbekäme, warum sie damals schwanger werden wollte. Dass sie ihr Kind hingeben wollte, damit es ihren Platz einnähme und sie endlich frei sein konnte.
    „Und was ist mit Dana? Wird sie auch ein Walker?“
    Bryn fuhr vor Schreck zusammen, als Lokan ihren Namen nannte. Dann besann sie sich und stellte erleichtert fest, dass er ihre Gedanken offenbar doch nicht lesen konnte.
    „Ich sagte es schon. Ob sie einmal wird wie ich – keine Ahnung. Ich habe auch keine Vorstellung, was aus einer Verbindung zwischen einem Reaper und einem Walker hervorgeht.“
    „Zwischen einem Sohn Sutekhs und einem Walker“, korrigierte er.
    Bryn wollte nichts davon hören, aber sie wusste auch, dass sie es nicht ändern konnte. Sie musste nach vorn blicken. Esging jetzt allein um Danas Sicherheit, und das bedeutete, dass sie alles in ihren Kräften Stehende tun musste, um Lokan hier heraus und in die Oberwelt zu schaffen, damit er Dana beschützen konnte.
    „Kümmern wir uns jetzt lieber um die praktischen Fragen.“ Er klang ruhig und sachlich, obgleich sie sich vorstellen konnte, dass ihn das, was er gerade von ihr erfahren hatte, nicht ganz unberührt ließ. „Erzähl mir, wie du uns hier herausbringen wirst.“
    Ihr war nicht entgangen, dass er nicht gesagt hatte, herausbringen willst , sondern herausbringen wirst . „Du glaubst mir also, dass ich das kann?“
    „Ja. Ich will nur hören, wie es funktioniert. Ich habe sieben Jahre lang Zeit gehabt, dich kennenzulernen, Bryn, und ich weiß, dass du nicht diejenige bist, die behauptet, etwas zu können, das sie in Wirklichkeit nicht kann.“ Er überlegte einen Augenblick. „Erinnerst du dich nicht an den Eisenbahnkuchen?“
    Natürlich erinnerte sie sich daran. Zu ihrem vierten Geburtstag hatte sich Dana einen ganz besonderen Geburtstagskuchen gewünscht. Er sollte die Form einer Eisenbahn haben. Also nicht bloß eine Torte mit dem Bild von einer Eisenbahn darauf oder große Kekse in Form von Eisenbahnwaggons, sondern einen richtigen Zug in 3D mit Lokomotive, Rädern, Schienen und allem Drum und Dran. Bryn hatte den Kuchen gebacken. Sie hatte gesagt, sie macht es, und so geschah es. Jetzt wunderte sie sich darüber, dass Lokan sich überhaupt daran erinnerte.
    „Das war ein Kuchen“, wehrte sie ab. „Was wir hier vor uns haben, ist von etwas anderem Kaliber.“
    „Wie auch immer. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass man sich darauf verlassen kann: Wenn du etwas sagst, dann tust du es auch.“
    Es brauchte einen Moment, bis sie die Bedeutung seiner Worte richtig erfasst hatte. Und da waren es nicht nur sein Lächeln und seine strahlend blauen Augen, weshalb ihr warm umsHerz wurde, sondern diese neue Erkenntnis. Er traute ihr etwas zu. Sie wunderte sich selbst, dass ihr das so viel bedeutete.
    „Wo du die Walküren erwähntest … Ich stamme in gerader Linie von der Walküre Kára

Weitere Kostenlose Bücher