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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Beispiel dein Vater Sutekh.“ Sie nannte diesen Namen, als spuckte sie einen giftigen Brocken aus. Genau das, was Sutekh auch war.
    „Und deshalb bin ich auch hier, Lokan. Du musst zurückkommen.“ Atemlos und immer eindringlicher redete sie aufihn ein. „Du musst sie beschützen. Du bist der Einzige, der das kann. Jeder andere würde über kurz oder lang daran scheitern. Wenn Sutekh hinter ihr her ist, wird er sie bekommen. Es sei denn, du hältst ihn davon ab.“
    Was sie sagte, versetzte Lokan einen Stich ins Herz. „Glaubst du denn nicht, dass ich das auch will? Jede Sekunde, die ich hier unten bei klarem Verstand verbracht habe, habe ich an sie gedacht, habe ich sie vermisst, habe ich …“ … dich vermisst . Es fehlte nicht viel, und er hätte es ausgesprochen, aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück.
    Dabei stimmte es. Er hatte Bryn vermisst. Aber seit wann zum Teufel bedeutete sie ihm so viel? Sie war die Mutter seiner Tochter. So stellte sie sich ihm doch dar, oder nicht? Wenn er an sie dachte, dachte er an eine freundlich lächelnde, warmherzige Frau, die munter mit ihm plauderte, während sie Dana etwas zu essen machte. Die Male, da sie ihn fragte, ob er nicht bleiben wolle, wurden häufiger, und überbackener Nudelauflauf wurde mit der Zeit so etwas wie sein Leibgericht.
    Sie war einfach nur … da. Und ihm war gar nicht bewusst geworden, dass ihm das Zusammensein schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden war. Bis jetzt, da sie vor ihm stand, das Kinn herausfordernd vorgestreckt und mit funkelnden Augen.
    Er war davon ausgegangen, dass sie eine großartige Mutter sein würde. Und er war auch davon ausgegangen, dass sie perfekt miteinander auskommen würden. Sie zog die Kleine auf, er schaute gelegentlich herein, um Dana als ihr etwas zu groß geratener Spielkamerad den Tag zu versüßen. Er hatte durchaus seinen Anteil daran, wenn es darum ging, Dana zu bemuttern und zu trösten, wenn sie krank war, oder sie auf ihrem ersten Zahnarztbesuch zu begleiten. Er hatte sich das selbst so ausgesucht, wobei er nicht den leisesten Zweifel daran hegte, dass Bryn sich selbst um solche Aufgaben gekümmert hätte, wenn er zufällig mal nicht da war. Sie sorgte mit bewundernswerter Hingabe für ihre Tochter.
    Bryn war eben nicht nur die liebe, freundliche Plaudertasche, bei der er sich aufgehoben fühlte. Sie war auch die tatkräftige, kompetente Bryn, die mit allem fertig wurde, was ihr in den Weg kam. Auch hiermit. Wie gern hätte er sie jetzt in die Arme genommen, ihr das Haar aus dem Gesicht gestrichen und sie auf die Stirn geküsst.
    Er sah Bryns fragenden Blick und überlegte, ob sie wohl gerade dasselbe dachte wie er.
    „Was ist?“, fragte sie. „Warum starrst du mich so an, als ob …?“
    „Als ob – was?“
    „Als ob du mich zum ersten Mal siehst.“
    Das war vielleicht gar nicht so verkehrt.
    Sekunden verrannen. Er konnte nicht anders. Sacht strich er ihr mit den Fingerrücken über die Schläfe. Sie rührte sich nicht, sondern schloss nur die Augen, während ihr der Atem stockte. Er beugte sich über sie.
    Er wollte mehr als nur einen Kuss, wollte sich auf sie werfen, ihr die Jeans herunterziehen und in sie eindringen. Das wäre ein schlagender Beweis, dass er wieder am Leben wäre. Aber sich das zu beweisen war nicht der wirkliche Grund, warum er derartige Wünsche hegte. Damit würde er sich ganz schön in die eigene Tasche lügen.
    Bryn drehte sich von ihm weg. „Wir müssen uns auf den Weg machen“, mahnte sie. „Das Zeitfenster ist nur begrenzt, und wenn wir es nicht nutzen, hängen wir hier fest. Stell dir das mal vor, Lokan Krayl. Du kämst hier nicht mehr weg und hättest auch noch für ewige Zeiten mich auf dem Hals. Wie würde dir das gefallen?“
    Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern setzte sich in Bewegung und marschierte den Gang entlang.
    Nein, an diesem Ort wollte Lokan gewiss nicht bleiben. Mit Bryn allein zu zweit zu sein war etwas anderes und keine so schlechte Idee.„Hier war ich doch schon mal“, bemerkte Lokan, als sie eine Strecke des Tunnels hinter sich gebracht hatten.
    „Wann?“ Während sie fragte, machte Bryn einen Bogen um eine große Servierplatte, auf der gefüllte Tauben mit Safranreis angerichtet waren. Die Speise der Toten. Nichts für sie. Nicht bevor sie das essen musste .
    Lokan fuhr nachdenklich mit den Fingerspitzen über die Felsblöcke, die die Wände des Tunnels bildeten. „Kurz bevor ich … in dieses Boot gestiegen

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