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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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    Irene betrachtete Bild und Text eingehend. Etwas regte sich in ihrem Unterbewusstsein. Ein Bild. Sie erkannte etwas wieder … nein, richtig bekam sie es nicht zu fassen.
    Gisela betrachtete das Blatt ebenfalls und sagte traurig: »Jetzt wird Sophie die Uraufführung ihres Werks nicht erleben.«
    Sie verstummte, schluckte ein paar Mal und fuhr dann fort: »Sophie war unsicher im Umgang mit anderen Menschen, insbesondere mit Männern. Soweit ich weiß, war sie nie mit einem Mann zusammen. Um die Wahrheit zu sagen, glaube ich, dass Männer von ihrem Ernst abgeschreckt wurden. Sie lud wirklich nicht gerade zu Flirt und Geschäker ein. Auf so etwas verstand sie sich nicht. Stattdessen schottete sie sich ab. Ich habe das ein paar Mal erlebt. Manchmal hatte ich das deutliche Gefühl, dass Sophie … beschützt werden musste.«
    »Wovor?«
    »Vor den Menschen und dem Leben. Besser kann ich es nicht erklären. Ich weiß schließlich, was sie durchmachte, als dieser Eriksson im Feuer umkam. Man verdächtigte sie sogar!«
    Sie richtete ihren blauen Engelsblick anklagend auf Irene.
    »Sie glauben nicht, dass sie es gewesen sein könnte?«, erwiderte Irene rasch.
    »Absolut nicht! Sie tat keinem Menschen etwas zuleide. Sie versuchte nur, sich vor den Menschen zu schützen.«
    »Hatte sie hier an der Schule eine, tja, beste Freundin?«
    Gisela sah Irene traurig an, und in ihrer Stimme klang deutlich Bedauern mit, als sie antwortete: »Vermutlich war ich diejenige, die ihr am nächsten stand. Man könnte sagen, dass ich ihre Mentorin war. Sie brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte und der sie ermunterte … manchmal war sie so traurig. Auch wenn sie es nicht zeigte.«
    »Ich vermute, dass Sie auch Sophies Mutter Angelica kennen?«
    »Natürlich. Ich kenne Angelica sehr gut. Schließlich arbeitet sie schon seit siebzehn Jahren hier. Damit gehört sie zu den Lehrkräften, die am längsten bei uns sind. Aber wir kannten uns schon vorher, da wir ungefähr gleichzeitig unsere Ausbildung gemacht haben.«
    »Wie sah ihr Verhältnis zu Sophie aus?«
    Gisela schien unentschlossen, ob sie ihre Meinung sagen sollte, aber nach einer Weile bekam ihr Mund einen energischen Zug, und sie antwortete: »Angelica war nie eine richtige Stütze für Sophie. Sie betrachtete sie als … etwas missglückt. Angelica betonte immer, das Mädchen sei zu groß und tanze auch nicht gut genug. Sophie war ein Meter fünfundsiebzig groß und unglaublich begabt. Aber von ihrer Mutter bekam sie nie irgendeine Anerkennung. Und danach sehnte sich Sophie mehr als alles andere.«
    »Wie war Angelica als Person?«
    Jetzt erkundigte sie sich nach dem Klatsch, dessen war sich Irene bewusst. Gleichzeitig schien es ihr wichtig, mehr über die Familien Malmborg und Eriksson zu erfahren.
    »Angelica ist eine sehr begabte Lehrerin. Aber als Mutter … leider hat sie mehr Zeit und Energie auf ihre Männer verwandt als auf ihre Kinder. Sie hat dauernd einen Neuen. Im Augenblick hat sie angeblich einen, der Topmanager bei Volvo sein soll. Eine Kollegin hat unlängst gelästert, Angelica suche sich ihre Männer nach dem Einkommen aus, und mit Liebe habe das nichts zu tun. Da ist vermutlich was dran. Seit ihr Mann im Feuer umkam, ist sie mit Frej drei- oder viermal umgezogen. Zu neuen Männern und in neue Wohnungen. Sophie hat damals das Richtige getan, als sie zu ihrem Vater zog.«
    »Hat Angelica wieder geheiratet?«
    »Nein.«
    »Wie war Sophies Vater?«
    »Ich kannte ihn nicht, obwohl ich ihm einige Male begegnet bin. Aber man merkte, dass Sophie und er sich nahe standen. Sie war unendlich traurig, als er starb. Es war ein Glück, dass sie sich damals gerade zur Choreographin ausbilden ließ und dass ihr das solchen Spaß machte, dass sie sich ganz darauf konzentrieren konnte. Ich weiß, dass sie bereits damals an dem ersten Entwurf zu ihrem Ballett Feuertanz arbeitete.«
    Irene sah, dass der Zeiger auf der Uhr an der Wand fast auf zehn stand. Es war langsam Zeit, das Gespräch mit Gisela Bagge zu beenden.
    »Wo erreiche ich Marcelo Alves?«, fragte sie.
    Gisela dachte recht lange nach und antwortete dann: »Das Problem mit Marcelo ist, dass er nur sehr schlecht Schwedisch spricht. Sein Englisch ist fast genauso miserabel. Ich schlage vor, dass Sie heute Abend nach halb sieben wieder hierher kommen. Dann trainieren Marcelo und Felipe die Capoeira-Gruppe. Felipe spricht Portugiesisch und kann für Sie dolmetschen.«
    Irene dachte über den Vorschlag nach, am Abend

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