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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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frischgebackener Pizza, als sie eintrat. Ihr Magen knurrte. Vor dem Fenster stand eine Theke mit vier Barhockern. Der Gast saß hier mit dem Rücken zum Pizzabäcker und schaute auf den Verkehr auf der Straße. Alle vier Stühle waren frei. Offenbar ging man nicht ins Napoli, um die phantastische Aussicht zu genießen. Wahrscheinlich nahmen die meisten Kunden ihr Essen mit nach Hause.
    Ein junger Mann Mitte zwanzig schob gerade eine Pizza in den Ofen. Er war dunkelhäutig wie ein Südländer und trug die übliche Pizzabäckerkleidung: T-Shirt und mehlige Jeans. Auf der Brust des weißen T-Shirts stand in großen Buchstaben »Pizzeria Napoli«. Er lächelte breit und sagte »Hallo«, während Irene auf den Tresen zutrat. Als Irene nach dem Inhaber fragte, rief er nach hinten: »Isthvan!«
    Eine tiefe Stimme antwortete. Der Pizzabäcker lächelte Irene strahlend an: »Mein Cousin. Ist Besitzer.«
    Seine ausholende, stolze Geste schloss die ganze Pizzeria ein. Der Mann, der jetzt ins Lokal trat, war älter und kräftiger. Er stellte sich als Isthvan Gür vor. Als Irene mitteilte, sie sei Polizistin, wechselten die beiden Männer einen raschen Blick, sagten aber nichts. Irene holte ein Foto von Frej hervor. Es handelte sich um eine Vergrößerung seines neuen Passfotos. Sie zeigte den Männern das Foto und fragte sie, ob sie den jungen Mann kannten. Isthvan Gür warf einen raschen Blick auf das Foto und schüttelte dann energisch den Kopf. Der Cousin betrachtete das Foto eingehend. Dann hellte sich seine Miene auf, und er sagte: »Ich weiß. Peppe! Das ist Peppe!«
    »Peppe?«, wiederholte Irene fragend.
    »Ich mit ihm Spaß machen. Er oft kaufen Pizza Peperoni. Ich scherzen und sagen, er heißen Peppe!«
    Sein fröhliches Lächeln erstarb, als er den Blick des Eigentümers bemerkte, der ihn unzweideutig darauf hinwies, dass man der Polizei nie, nie etwas erzählte. Irene beschloss, sich nicht weiter darum zu kümmern, sondern sich darauf zu konzentrieren, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
    »Kennen Sie Peppes richtigen Namen?«, fragte sie.
    »Nein. Peppe nur Witz. Aber jetzt er Pizza satt haben.«
    »Kommt er nicht mehr her?«
    »Doch. Aber er kaufen Kebab Spezial! Extra mit alles!«, sagte der Cousin und deutete stolz auf die Speisekarte.
    Großes Pitabrot, extra viel Kebab, Salat, Tomate, Gurke, Peperoni, Zwiebeln, Schafskäse. Sauce nach Wahl. 60 Kronen, stand an der Tafel. Irene lief das Wasser im Mund zusammen.
    »So eins nehme ich«, sagte sie.
    Isthvans düstere Miene hellte sich etwas auf. Wortlos begann er Kebab von dem brutzelnden, rotierenden Hackfleischberg zu säbeln. Er füllte ein großes Pitabrot mit allem, was die Karte verhieß. Währenddessen fuhr Irene mit der Befragung des Cousins fort.
    »Können Sie sich erinnern, wann er zuletzt hier war?«
    Der Cousin schien gründlich nachzudenken, ehe er antwortete. »Vor ein oder zwei Wochen. Kommen viele Leute. Nicht wissen genau.«
    Er zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Aber er muss recht oft hier gewesen sein. Schließlich haben Sie ihn wiedererkannt«, stellte Irene fest.
    »Klar. Ich ihn kennen. War hier viele Male jede Woche. Mag Pizza und Kebab.«
    »Sie hoffentlich auch«, mischte sich Isthvan mit seiner dunklen Stimme ein.
    Er lächelte ein wenig und reichte Irene ihren Kebab.
    »Bitte auch noch ein Mineralwasser«, sagte Irene.
    Sie bekam ein Glas und eine Flasche und setzte sich auf einen der Barhocker am Fenster. Weitere Gäste waren während ihrer Unterhaltung eingetreten, und der Pizzabäcker hatte nun alle Hände voll zu tun, die Bestellungen auszuführen.
    Nachdem sie knapp die Hälfte ihres Kebabs gegessen hatte, klingelte Irenes Handy. Auf der Anzeige sah sie, dass es Tommy war.
    »Kannst du direkt nach Högsbo fahren?«, fragte er.
    »Klar. Worum geht es und wo sollen wir uns treffen?«
    »Wir treffen uns an dem Ort, an dem Sophie verbrannt wurde. Ich bin hinsichtlich des Industriegebiets Högsbo auf einige interessante Dinge gestoßen.«
     
    Der graue Nebel hing immer noch zwischen den Wipfeln, als Irene ihren Wagen auf dem kleinen Weg parkte. Sie knöpfte ihre Jacke zu, ehe sie ausstieg. Sie hatte das Gefühl, als wolle ihr der Nebel in den Kragen und den Hals entlang abwärts kriechen. Vielleicht war es auch nur dieser düstere Ort, der ihr die kalten Schauer über den Rücken jagte. Sie vergrub ihre Hände tief in die Hosentaschen und ihr Kinn im Kragen, während sie auf Tommy wartete. Nach ein paar Minuten bremste er hinter

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