Feuertanz
ihrem Wagen.
»Hast du dir den abgebrannten Schuppen schon angesehen?«, fragte er, als er ausstieg.
»Nein. Ich habe auf dich gewartet.«
Gemeinsam umrundeten sie das leer stehende Gebäude einer ehemaligen Reifenfirma und gingen auf die Ruine des Schuppens zu. Nur noch ein Haufen verkohlter Bretter war übrig.
»Dass wir überhaupt noch was von ihr gefunden haben!«, meinte Tommy.
»Der Teppich war ein guter Schutz.«
Abgesehen von den traurigen Trümmern war nicht viel zu sehen. Eine Weile standen sie schweigend da und ließen die trostlose Atmosphäre auf sich wirken.
»Jetzt zeige ich dir mal, was ich entdeckt habe«, sagte Tommy.
Er ging wieder zurück zu den Autos und bog dann zielstrebig in eine kleine Seitenstraße ein, die auf einer Seite von einem niedrigen Betonbau mit kleinen kaputten Fenstern flankiert wurde. An der Wand hing ein Schild mit verblichener Schrift: »Danielssons Zementfabrik«. Davor lagen haufenweise rissige Zementrohre.
Ein Stück von der ehemaligen Zementfabrik entfernt standen die rußgeschwärzten Giebel sowie der Schornstein eines kleinen Holzhauses.
»Das Haus ist ja abgebrannt!«, rief Irene.
»Ja. Und zwar Anfang Juni dieses Jahres. Es hatte mehrere Jahre lang leer gestanden und sollte wie alle umliegenden Gebäude abgerissen werden. Die Tat eines Pyromanen. Keine Verdächtigen, keine Festnahmen. Und da gibt’s noch mehr. Komm.«
Neben den Resten der Freitreppe stand eine Planierraupe. Offenbar war man im Begriff, die Überreste der Brandruine abzureißen.
Tommy ging ein paar hundert Meter auf kleinen Wegen weiter und blieb schließlich vor einem Grundstück stehen, das mit Unrat übersät war.
»Hier wurden die Trümmer eines abgebrannten Holzgebäudes, das einst eine Autowerkstatt beherbergte, bereits weggeräumt. Und zwar im April. Auch hier handelte es sich um Brandstiftung. Keinerlei Spuren. Täter unbekannt.«
»Haben sich in dieser Gegend während der letzten Jahre weitere Brände ereignet?«
»Nein. Nur der, bei dem Sophie ums Leben kam.«
»Seltsam. Drei Brandstiftungen im Laufe eines halben Jahres.«
»Erinnert dich diese Situation an etwas?«, wollte Tommy wissen.
Irene versuchte nachzudenken, wusste aber nicht, worauf er hinauswollte. Sie schüttelte den Kopf.
»Die Brände in Björkil! Dort brannte es mehrmals, und die Zeitungen stellten Mutmaßungen über einen möglichen Brandstifter an«, sagte er triumphierend.
»Aber … es kann sich doch wohl kaum um denselben Pyromanen handeln«, erwiderte Irene verblüfft.
»Vielleicht nicht. Aber der Gedanke an den Pyromanen von Björkil brachte mich darauf, eventuellen Bränden hier in der Gegend nachzugehen, und da stieß ich auf diese beiden. Wobei ich auch noch drei Containerbrände im August und September dieses Jahres entdeckte. Nicht hier, sondern in der Marklandsgatan. Drei Brände in einer Woche. Vielleicht hatten sie nicht das Geringste mit diesen zwei Bränden zu tun, aber es ist nicht einmal einen Kilometer von hier entfernt.«
Er machte eine Kunstpause, ehe er fortfuhr: »Auch hierbei handelte es sich um Brandstiftung.«
Irene nickte nachdenklich. Nichts durfte bei dieser Ermittlung außer Acht gelassen werden. Plötzlich kam ihr eine Idee: »Glaubst du, dass Sophies Mörder von den beiden Bränden hier in der Gegend wusste? Vielleicht zündete er den Schuppen in der Hoffnung an, dass sie vollkommen verbrennen und nie entdeckt werden würde? Dann hätte man die Trümmer einfach wie auf diesem Grundstück weggebaggert.«
Sie deutete auf die leere Stelle, wo nur noch die Konturen eines Fundaments zu sehen waren.
»Schon möglich.«
Schweigend und tief in Gedanken versunken kehrten sie zu ihren Autos zurück. Sie begegneten keiner Menschenseele. Von der Autobahn unterhalb des stillgelegten Industriegeländes drang der Lärm des dichten Feierabendverkehrs herauf. Hier herrschte jedoch in Erwartung der Bagger, die bald anrücken und nichts übriglassen würden, eine unheimliche Stille.
Auf der Straße vor dem Haus parkte ein recht neuer roter Renault Mégane. Wahrscheinlich gehört er Frej, dachte Irene und öffnete das quietschende Tor. Besser gesagt seiner Tante, korrigierte sie sich. Nach dem Mittagessen hatte sich der dichte Nebel gehoben, und die bleiche Sonne versuchte tapfer sich durch die Wolkenschleier hindurchzukämpfen. Die letzten schrägen Sonnenstrahlen konnten dem Garten nicht den Eindruck des Verfalls nehmen. Der laub- und moosbedeckte Plattenweg zur Haustür war
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