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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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hing über den Feldern. Streckenweise war die Sicht gleich null, und die Autos fuhren im Schneckentempo die schmale Straße nach Björlanda entlang. Deswegen kam Irene auch fast zehn Minuten zu spät zu ihrem Treffen mit dem Makler. Trotz des Nebels war es kein Problem, ihn zu finden. Sie musste nur der Musik folgen. Ein Song der neuesten Platte der Band »The Hives« dröhnte aus seinem schwarzen, sportlichen Toyota. Irene erkannte ihn, weil Jenny ihn wochenlang täglich gespielt hatte. Obwohl die Autofenster geschlossen waren, war die Musik gut zu hören.
    Irene parkte ihren alten Volvo und stieg aus. Sie ging auf den Toyota zu und klopfte an die getönte Seitenscheibe. Der Mann im Innern zuckte zusammen und schaltete hastig den CD-Player aus. Er öffnete die Tür, stieg rasch aus dem Wagen, reichte ihr die Hand und lächelte entschuldigend.
    »Hallo. Erik Johansson. Ich habe Sie nicht kommen hören. Ich hatte Musik an. Ich befürchtete fast, Sie hätten unsere Verabredung vergessen.«
    »Irene Huss. Verabredungen vergesse ich eigentlich nie. Es kam wegen des Nebels zu Staus.«
    Er drückte ihr rasch und fest die Hand. Seine Wildlederjacke sah gut aus, war aber bei dem feuchten Wetter vermutlich nicht sonderlich praktisch. Wahrscheinlich waren seine dünnsohligen Slipper noch ungeeigneter für den nassen Hof. Irene fand, dass sie in Regenjacke und Gummistiefeln sehr vernünftig gekleidet war. Hundebesitzer hatten so was in ihren Autos liegen.
    Erik Johansson plauderte fröhlich drauflos, während er den tiefen Pfützen auswich. Er war Anfang zwanzig und nicht sonderlich groß. Vermutlich würde er bald tropfnasse Füße bekommen – wie er selbst feststellte, als er direkt vor der Haustür in eine Pfütze trat. Er äußerte auch noch einige andere Dinge, für die er sich anschließend entschuldigte. Irene lachte und meinte, sie hätte schon schlimmere Flüche gehört. Ihr gefiel der gut gelaunte junge Makler, der seinen Beruf wahrscheinlich erst seit kurzem ausübte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und trat dann beiseite, um ihr die Tür aufzuhalten.
    »Bitte schön! Ladies first«, sagte er.
    Das Déjà-vu-Erlebnis befiel sie unverzüglich. Die Küche sah genau aus wie damals. Irene hegte den Verdacht, dass selbst die verwelkten Topfpflanzen auf den Fensterbänken dieselben waren wie vor fünfzehn Jahren. Ein Geruch von Staub und unbewohntem Haus schlug ihr entgegen.
    »Das Haus ist recht ungestylt. Wir hatten noch keine Zeit. Heute Nachmittag wollen wir es ordentlich herrichten«, meinte Erik Johansson entschuldigend.
    »Ungestylt? Sie meinen doch wohl eher ungeputzt?«
    »Natürlich muss man mal durchputzen, aber das ist es nicht. Niemand kauft ein Haus mit vertrockneten Blumen und fürchterlichen Gardinen an den Fenstern. Gegen die Tapeten können wir nichts machen, aber schließlich sind die Siebziger auch bei Wohnungseinrichtungen wieder in. Es muss also gehen. Schlimmer ist es mit den Böden. Schauen Sie nur: Kratzer von Hundekrallen. Eigentlich müsste man die Böden abschleifen und frisch lackieren lassen. So etwas zahlt sich immer aus und kann den Preis um mehrere Hunderttausend erhöhen. Aber die Alte will nicht. Verkauft einfach, meinte sie und begann zu heulen.«
    »Ach? Wie wollen Sie das Haus denn stylen?«
    Irene interessierte das wirklich. Mit solchen Dingen hatte sie sich noch nie beschäftigt. Der Makler wurde ganz eifrig und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes blondes Haar.
    »Das ist eine Herausforderung! Das Putzen und Stylen bezahlt sie erst mal, aber wir ziehen es dann von unserer Provision ab. Die Putzkolonne kommt heute Nachmittag. Ich habe mir die Schränke angeschaut und ein paar wirklich schöne Gardinen gefunden, die erst einmal gebügelt und dann aufgehängt werden. Also … das machen die Putzfrauen. Das Waschbecken mit Sprung im Badezimmer wird ebenfalls ausgewechselt, wenn es nicht schon geschehen ist. Dann legen wir ein paar handgewebte Flickenteppiche auf den Boden, die ich auf dem Speicher gefunden habe. Und auf den Tisch vor dem Fenster stelle ich einen alten Holztrog mit Äpfeln aus dem Garten. Dann duftet es nach Äpfeln, und alle denken, oh, eine echte alte Bauernküche.«
    Er breitete die Arme aus und demonstrierte, wie begeistert die potenziellen Käufer sein würden.
    »Das haben Sie sich ja hübsch ausgedacht!«, meinte Irene lachend.
    »Ja. So etwas ist heutzutage wichtig, in der Tat so wichtig, dass ich dem Interessenten, der um elf kommen wollte, abgesagt

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