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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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habe. Er kommt stattdessen morgen. Dann erhält er gleich einen viel besseren Eindruck«, meinte Erik Johansson zufrieden.
    Irene hatte das deutliche Gefühl, dass der junge Mann es im Maklergeschäft noch weit bringen würde.
    Ehe sie einen Rundgang durchs Haus machten, fragte Irene beiläufig: »Ihnen ist nichts Seltsames im Haus aufgefallen?«
    Er zog die Brauen hoch und sah sie ratlos an.
    »Seltsames? Wie zum Beispiel?«
    »Tja … irgendein Zimmer, das besonders unordentlich oder schmutzig gewesen wäre beispielsweise. Als hätte dort jemand gewohnt, nachdem die Hausbesitzerin ins Krankenhaus kam. Oder ein Zimmer, das besonders ordentlich gewesen wäre, sozusagen ohne ein Staubkörnchen.«
    »Aha. Als hätte sich hier jemand einquartiert, ohne dass die Alte davon wusste, und hätte dann versucht, alle Spuren zu beseitigen.«
    Er schien gründlich nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein. Mir ist nichts aufgefallen. Der Junge, der mit der Alten verwandt ist, hat sich ums Haus gekümmert, um Einbrüche oder Wasserschäden zu verhindern.«
    »Sie haben Frej Eriksson also getroffen?«, fragte Irene.
    »Ja. Genau. Er hieß Frej. Er war es, der meinem Chef und mir den Hof zeigte. Netter Bursche. Aber er hat keinerlei Befugnisse, weil der Hof seiner Tante gehört. Er wäre vermutlich damit einverstanden gewesen, die Dielen abschleifen zu lassen.«
    Irene ließ sich von Erik Johansson durch das große Wohnhaus führen. Die Einrichtung bestand überwiegend aus Erbstücken aus dem frühen 20. Jahrhundert kombiniert mit dem Ergebnis einer durchgreifenden Renovierung während der siebziger Jahre. Danach war die Zeit im Haus stehen geblieben. Zwar waren geprägte Tapeten laut den trendigen Einrichtungszeitschriften wieder im Kommen, aber Irene war sich nicht ganz sicher, ob sie sich für grüne Samttapeten mit Golddruck begeistern wollte. Vielleicht war das ja ein Zeichen dafür, dass sie älter wurde und gewisse Sachen einfach nicht mehr so aufregend fand, wenn sie zum zweiten und dritten Mal in Mode kamen.
    Der einzige Gegenstand neueren Datums schien der Fernseher zu sein. Im Bücherregal standen mehrere Fotos längst verstorbener Vorfahren, die für den Fotografen in ihren besten schwarzen Sonntagskleidern posierten. In der Mitte befand sich ein Hochzeitsfoto, das wahrscheinlich Ingrid Hagberg und ihren Mann zeigte. Unten in einer Ecke stand zierlich mit Tusche »Gefa-52«. Ein Foto mit breitem Goldrahmen zeigte Ingrid und ihren Mann in fortgeschrittenerem Alter. Aus den Schulterpolstern und dem üppigen Rüschenkragen der Bluse schloss Irene, dass es aus der ersten Hälfte der Achtziger stammte. Der Mann an Ingrid Hagbergs Seite war groß und stämmig. Ingrid lächelte fröhlich, während er mürrisch in die Kamera blickte. Kurz darauf war er gestorben, und Ingrid war auf dem Hof allein geblieben. Zum Zeitpunkt des Brandes 1989 war sie schon einige Jahre lang Witwe gewesen.
    Auf dem obersten Regal standen zwei große Farbfotos. Das eine zeigte ein fröhliches und sabberndes Baby, das andere einen bedeutend ernsteren Frej mit weißer Abiturientenmütze.
    Nichts im Haus deutete darauf hin, dass Sophie hier drei Wochen lang gefangen gehalten worden sein könnte.
    Der Stall war groß und schien gut in Schuss zu sein. Die leeren Pferdeboxen verliehen dem ganzen Gebäude eine Atmosphäre der Verlassenheit. Die Schuppen waren in bedeutend schlechterem Zustand. Auch hier gab es keinerlei Anzeichen auf ungewöhnliche Vorkommnisse.
    Irene dankte Erik Johansson für die Führung und wünschte ihm viel Erfolg beim Verkauf. Er strahlte.
    »Da wird’s keine Probleme geben. Wir haben eine Menge Interessenten. Ich habe das ganze Wochenende Termine. Es geht nur noch darum, den gewünschten Preis zu erzielen, wenn nicht sogar mehr!«
    »Glauben Sie wirklich, dass jemand acht Millionen für dieses Haus bezahlt?«, erdreistete sich Irene zu fragen.
    »Das Haus ist nicht sonderlich viel wert. Aber der Grund ist zur Bebauung vorgesehen und deswegen Gold wert. Stellen Sie sich nur vor, wie viele Einfamilienhäuser man auf dreiundzwanzig Hektar bauen kann!«
    Erik Johansson rieb sich die Hände, als sei der Grund bereits parzelliert und er mit dem Verkauf betraut worden.
     
    Auf dem Weg zurück ins Zentrum hielt Irene an der Pizzeria Napoli in Brunnsbo an. Sie wollte etwas essen und gleichzeitig Frejs Aussage, er habe dort am Abend von Sophies Tod eingekauft, überprüfen. Das Lokal war klein, und es duftete nach

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