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Feuertanz

Feuertanz

Titel: Feuertanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Dunkelkammer.«
    Anschließend deutete er auf die Tür geradeaus.
    »Meine Dusche und Toilette. Und hier ist die Tür zu meiner Wohnung.«
    Mit stolzer Miene öffnete er die letzte Tür.
    Sie betraten einen kurzen Gang, der mit Schränken gesäumt war und in einen großen Wohnraum mit Dachschrägen führte. Direkt vor ihnen befanden sich ein großes Fenster und eine Balkontür.
    »Das ist Westen«, sagte Frej und deutete auf den Balkon.
    »Welch eine gemütliche Wohnung!«, rief Irene mit Überzeugung.
    »Rechts ist die Küche und links eine Schlafnische«, erklärte Frej stolz.
    Trotz der Dachschrägen konnte man selbst an der Wand fast noch aufrecht stehen. Die Küche enthielt die gleiche Einrichtung wie die von Marcelo, besaß aber zusätzlich noch einen Küchenschrank mit Schubladen. In der ganzen Wohnung lag ein neuer Fußboden aus hellem Holz. An den Fenstern hingen keine Gardinen. Es gab auch keine Topfpflanze auf den Fensterbänken. Die Wände waren lavendelblau gestrichen, und alle Möbel waren schwarz, einschließlich des Betts in der Nische. Auch die Bettwäsche war schwarz. Auf die kleine Couch und die Sessel hatte Frej schwarze Tücher gelegt. Den Couchtisch hatte er mit einer stark glänzenden Farbe lackiert. An den Wänden hingen Schwarzweißfotos, und in der Schlafnische fand sich die Vergrößerung eines der Fotos von den Walpurgisnachtfeuern.
    »Haben Sie die Wohnung selbst renoviert und eingerichtet?«, fragte Irene.
    »Klar. Jedenfalls angestrichen und die Möbel ausgesucht«, erwiderte Frej stolz.
    »Haben Sie auch den Boden erneuert?«
    »Tja … Felipe und sein Cousin Mats haben mir dabei geholfen. Mats ist Tischler. Er hat mir auch den Küchentresen eingebaut.«
    Alles war auf eine sachlich-kühle Art ästhetisch durchdacht, formschön und funktionell. Am meisten fiel Irene jedoch auf, dass es sauber war, klinisch sauber. Sie äußerte sich nicht da rüber, sondern fragte: »Haben Sie diese Wohnung ausgebaut?«
    »Nein. Die gab es von Anfang an, für die Dienstboten. Sophie und ihr Vater hatten eine Haushälterin, die hier wohnte, bis der Alte starb.«
    »Davon habe ich gehört … ich glaube, sie hieß Frau Larsson. Wissen Sie, wo sie hingezogen ist?«
    »Keine Ahnung.«
    Er klang vollkommen desinteressiert.
    »Ist das ihre Einrichtung, die Sie übernommen und erneuert haben?«
    »Nein. Sie hat das meiste mitgenommen. Was übrig war, habe ich zusammen mit Sophie in den Keller gestellt.«
    »Richtig, der Keller. Den würde ich mir gerne noch ansehen, bevor ich aufbreche. Die Lampe über der Treppe war kaputt. Haben Sie vielleicht eine neue Glühbirne?«
    Frej zuckte mit den Achseln.
    »Falls irgendwo Glühbirnen liegen, dann in einem der Schränke in Sophies Küche«, meinte er.
    Plötzlich erinnerte sich Irene an die rätselhaften Zeichen, die Sophie an die Wand gehängt hatte. Sie fragte Frej danach. Er lächelte sie ironisch an, als er sagte: »Sie können meine Mutter fragen. Ich höre, dass sie gerade kommt.«
    Irene lauschte und hörte jetzt ebenfalls rasche Schritte die knarrende Treppe hochkommen. Ohne zu klopfen, öffnete Angelica die Tür und stürzte in die Wohnung ihres Sohnes.
    »Frej, wessen Auto …?«
    Sie unterbrach sich, als sie Irene entdeckte.
    »Ach, Sie sind das«, sagte sie.
    »Hallo. Ich musste mir Sophies Wohnung noch einmal ansehen, und da war Frej so nett, mir gleich das ganze Haus zu zeigen«, meinte Irene und versuchte, eine freundliche Miene aufzusetzen.
    Entweder man hat einen Durchsuchungsbefehl oder man hat eben keinen.
    Angelica antwortete nicht, sondern sah Frej an, der ihrem Blick auswich. Er wirkte plötzlich abweisend und hatte einen verbissenen Zug um den Mund. War er seiner Mutter böse?
    Angelica schürzte die Lippen und sah Irene scharf an. »Welch ein Glück, dass Sie heute gekommen sind, denn bald kommen die Handwerker und reißen alles raus. Nicht auf diesem Stockwerk, aber im übrigen Haus.«
    »Haben Sie vor, hier einzuziehen?«, fragte Irene erstaunt.
    »Ja, ich ziehe in mein Haus zurück«, antwortete Angelica scharf mit der Betonung auf dem Possessivpronomen.
    Der Blick, den sie Frej zuwarf, legte nahe, dass dieser Kommentar hauptsächlich für ihn bestimmt war. Wahrscheinlich fand Frej es nicht sonderlich amüsant, dass seine Mutter zu ihm zog. Aber das Haus gehört ihr, rief sich Irene ins Gedächtnis, obwohl der Nachlass noch nicht eröffnet war.
    Angelica lächelte ein wenig und sagte: »Staffan und ich hatten ohnehin vor, zusammenzuziehen.

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