Feuertanz
Ruhig trug Irene die wichtige Folgefrage vor. Sie merkte, dass ihr Herz vor Spannung schneller schlug.
»Ist Ihnen in diesen Wochen etwas Ungewöhnliches im Haus aufgefallen?«
Er schüttelte seine schmutzige Mähne, hielt aber plötzlich inne. »Doch, klar. Das Mädchen ist verschwunden.«
»Welches Mädchen?«, fragte Irene, obwohl sie die Antwort kannte.
»Das Mädchen, das immer getanzt hat. Ich stand gelegentlich im Garten und sah ihr zu. Sie tanzte recht seltsam, aber …«
Er unterbrach sich und rülpste laut. »… aber irgendwie wahnsinnig gut«, fuhr er einfach fort.
»Sie haben sie nie hier unten im Keller gesehen?«
»Nein. Sie kommt nie hier runter. Und auch sonst niemand. Wirklich verdammtes Glück für mich!«
Er lachte und zeigte ein Gebiss, bei dessen Anblick vermutlich jede noch so abgebrühte Zahnhygienikerin in Tränen ausgebrochen wäre.
Plötzlich wurde er wieder ernst und kniff listig das eine Auge zu. »Hier kommt nie jemand runter. Nur Sie. Wer zum Teufel sind Sie eigentlich?«
»Eine Freundin. Wenn Sie niemandem von mir erzählen, dann erzähle ich auch niemandem von Ihnen. Schlafen Sie gut«, sagte Irene freundlich.
Sie wandte sich zum Gehen. Als ihre Hand bereits auf dem Türgriff lag, rief Hasse ihr nach: »Findet da oben eine Party statt? Das Mädchen hatte bisher noch nie eine Party. Ich höre Leute, die reden, und Musik …«
Bevor er noch weitere Fragen stellen konnte, verließ Irene rasch die Saunakabine und den Saunabereich. Als die Tür hinter ihr zufiel, wurde sie an den offenen Eingang an der Rückseite des Hauses erinnert. Sie begab sich in die entsprechende Richtung und fand den Eingang ohne größere Probleme. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen und quietschte.
Sie empfand die frische Luft draußen als befreiend und atmete ein paar Mal tief durch, um die Gerüche aus der Sauna loszuwerden. Die Begegnung mit Hasse hatte eine Frage geklärt. Sophie war nicht in diesem Keller gefangen gehalten worden, diese Theorie konnte sie getrost abschreiben. Das Rätsel, wo sie sich in den drei Wochen ihrer Gefangenschaft befunden hatte, war also immer noch ungelöst.
Irene verharrte einen Augenblick unbeweglich und lauschte dem Lärm, der aus dem Haus drang. Es war unbegreiflich, dass Angelica so kurz nach dem Tod ihrer Tochter ein Fest veranstaltete. Und morgen waren es genau fünfzehn Jahre, dass ihr Ehemann Magnus Eriksson in den Flammen umgekommen war. Was Frej wohl davon hält?, dachte Irene, und er tat ihr Leid.
Sie konnte nur feststellen, dass sie aus Angelica vermutlich nie schlau werden würde. So war es ihr schon damals bei den Ermittlungen in Björkil ergangen, und so war es auch jetzt wieder. Vorsichtig ging sie weiter, um das Haus in einem weiten Bogen zu umrunden. Es war nicht weiter schwierig, sich im Dunkeln zu orientieren, da aus allen Fenstern des Hauses Licht fiel und den düsteren Garten auf der Rückseite des Hauses hell erleuchtete. Sie war nur ein paar Schritte gegangen, als sie eilige Schritte und gedämpftes Kichern vernahm. Rasch stellte sie sich in den Schatten einer dichten Thujahecke und rührte sich nicht.
Ein Paar rannte Hand in Hand um die Ecke. Die Frau lehnte sich keuchend an die Hauswand, und beide küssten sich leidenschaftlich. Ihr Atem umhüllte ihre Gesichter wie Rauchwolken. Sie trug wegen der Kälte eine schwarze Strickjacke, aber er hatte nur ein schwarzes T-Shirt an. Er schob ihr glänzendes schwarzes Kleid hoch und zog ihren Slip herunter, den sie mit einer eleganten Bewegung abschüttelte. Währenddessen knöpfte sie seine Jeans auf, legte eine Hand um seinen erigierten Penis und schob ihn zwischen ihre Schenkel. Anschließend schlang sie behende ein Bein um seine Hüften. Fest und schnell drang er in sie ein. Ihr Stöhnen wurde von der Musik und den Stimmen aus dem Haus übertönt.
Die Frau war Angelica.
Der Mann Marcelo Alves.
Nach einigen Minuten hob er sie ganz hoch und hielt sie mit festem Griff unter dem Po. Sie umschlang nun auch mit dem anderen Bein seine Hüfte. Ihr Mund lag in seinem Haar, und er hatte seinen Kopf in ihrem Busen vergraben. In dieser Position verweilten sie lange. Dann ließ Angelica langsam ihre Füße zu Boden gleiten und strich ihr Kleid glatt. Marcelo knöpfte seine Hose zu. Sie küssten sich erneut. Dann verschwanden sie in unterschiedliche Richtungen, wobei Angelica nur wenige Meter von Irenes Versteck vorbeiging. Mit glänzenden Augen starrte sie geradeaus. Sie lächelte.
Irene kam sich vor
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