Feuertanz
unentschlossen ein paar Sekunden lang am Tor stehen. Nach kurzem Überlegen beschloss sie, ins Haus zurückzukehren. Sie hatte einen Vorwand. Katarina hatte vergessen, ihr den Hausschlüssel auszuhändigen.
Irene zog ihre Jacke aus und hängte sie sich über den Arm, als sie das Haus betrat. Fast wäre sie mit einem älteren Paar zusammengestoßen, das auf dem Weg nach draußen war. Die Frau wirkte ungehalten, und der Mann torkelte beängstigend. Irene und die Frau entschuldigten sich gleichzeitig. Der Mann beugte sich zu Irene vor und flüsterte theatralisch: »Gehen Sie da bloß nicht rein. Da sind nur lauter Hippies!«
Seine Fahne konnte es fast mit derjenigen von Hasse aufnehmen. Er trug einen eleganten dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Der rote Seidenschlips wurde von einer Krawattennadel aus Gold gehalten. Irene schätzte ihn auf etwas über sechzig. Die Frau an seiner Seite war im selben Alter. Sie war sehr schick und trug ein schwarzes Samtjäckchen über einer roten Seidenbluse und einen langen schwarzen Rock. Das passte sehr gut zu ihrem halblang geschnittenen silberweißen Haar. An ihren Fingern funkelten große Diamanten, als sie gestikulierend sagte: »Wir … wir kennen hier auf der Party kaum jemanden. Niemanden, um genau zu sein. Außer meinem Bruder Staffan natürlich. Mein anderer Bruder … Kenneth … ist bereits gegangen.«
Irene lächelte Staffan Östbergs Schwester, der zweifellos unbehaglich zumute war, an.
»Staffan bin ich tatsächlich schon mal begegnet«, meinte sie freundlich.
»Sind Sie eine Freundin von ihr … von Angelica?«
»Nein, das wäre zu viel gesagt. Unsere Kinder kennen sich«, antwortete Irene ausweichend.
»Ah ja … wir sind Angelica noch nie zuvor begegnet. Auch ihren Freunden nicht … Aber jetzt müssen wir gehen. Pelle ist müde.«
Er lehnte sich so schwer gegen den Türrahmen, dass es aussah, als schliefe er bereits. Das sorgfältig geschminkte Gesicht der kleinen Frau nahm einen energischen Ausdruck an, sie packte ihn am Arm und geleitete ihn die Treppe hinunter. Er sagte laut vernehmlich: »Hast du gemerkt, wie es im Wohnzimmer nach Haschisch roch? Man müsste eigentlich die Polizei rufen! Wie konnte es Staffan nur in diese Gesellschaft verschlagen?«
Seine Frau raunte ihm zu, er sollte still sein, und zog ihn energisch Richtung Gartentor. Mehrmals rutschten sie beinahe auf dem glatten Plattenweg aus.
Als sich Irene wieder dem Haus zuwandte, konnte sie weder Katarina noch die Jungen irgendwo entdecken. Sie verspürte den kurzen Impuls, einfach wieder zu ihrem Auto zurückzukehren und direkt nach Hause zu fahren, aber ihre Neugier gewann die Oberhand. Dreist schlenderte sie in die Diele und sah sich diskret um.
Als erstes schaute sie in Sophies Zimmer. Dort standen mehrere jüngere Leute vor der Tanzpartitur, die Sophie an die Wand gehängt hatte. Irene erkannte Linas rosa Zöpfe wieder, die anderen jungen Leute konnte sie nicht einordnen, was unter anderem daran lag, dass sie geschminkt und verkleidet waren. Ihren Bemerkungen war zu entnehmen, dass sie Tänzer waren. Unauffällig zog sich Irene aus dem Zimmer zurück.
Der Haschgeruch, den Staffans Schwager erwähnt hatte, drang aus dem Wohnzimmer. Irene folgte ihm und versuchte unbemerkt ins Zimmer zu gelangen. Sie war etwas zu schnell und stieß mit einer fülligen Dame fortgeschritteneren Alters zusammen, die gerade das Zimmer verlassen wollte. Ihr schwarz gefärbtes, hochgestecktes Haar war zur Seite gerutscht und hing wie eine große Baskenmütze über das eine Ohr. Ihr Makeup verlief unter den Augen in blauen und schwarzen Streifen. Es war wohl ursprünglich nicht als Halloween-Make-up gedacht, sah aber jetzt sehr danach aus. Der große Ausschnitt ihres mit Silberfäden bestickten schwarzen Kaftans genehmigte freie Sicht auf ihren üppigen Busen. In der Hand hielt sie einen glimmenden Joint. Ihre rot unterlaufenen Augen starrten Irene mit verschwommenem Blick an, und sie sagte: »Da brauchen Sie gar nicht erst reinzugehen. Die Typen sind alle über dreißig. Ich verabscheue es, wenn sie so alt sind!«
Sie rammte Irene einen langen, lila lackierten Fingernagel ins Brustbein und sagte mit leiser, vertraulicher Stimme: »Mein Letzter war zweiundzwanzig …«
Sie lachte heiser und blinzelte Irene verschwörerisch zu. Ihre glänzenden Augen bekamen plötzlich einen anderen, entschlosseneren Ausdruck, als sie murmelte: »Toilette …« Dann schritt sie durch die Diele davon, und ihr schwarzer Kaftan
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