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Feuertaufe für Darlene

Feuertaufe für Darlene

Titel: Feuertaufe für Darlene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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es nur mal so wäre.« Der Grocer gab ein dumpfes Schnauben von sich. »Das arme Ding hat vor zwei Wochen das letzte Mal gesprochen. Seither ist es stumm wie ein Fisch.«
    »Wie bitte?« Darlene prallte entsetzt zurück. »Ist das wahr?« Sie sah ihre Schwester über die Schulter hinweg an. Doch die war noch immer in Tränen aufgelöst und zu keiner Antwort fähig. »Um Himmelswillen, was ist denn nur bei euch los?«, wandte sie sich daraufhin wieder dem Mädchen zu. »Wo ist dein Vater, Betsy-Louise?«
    Ihre Nichte hielt die Lippen noch immer fest aufeinander gepresst. Doch dann wies sie mit dem ausgestreckten Arm über die Straße hinweg.
    Darlene folgte dem Fingerzeig mit dem Blick.
    »Aber da ist doch niemand«, sagte sie kopfschüttelnd, denn der gegenüberliegende Gehsteig der Mainstreet war menschenleer.
    Betsy-Louises Hand verharrte unbeirrt in derselben Position.
    Erst als die blonde Lady sich erneut umblickte, erkannte sie, dass ihre Nichte nicht auf die andere Straßenseite, sondern zu einer Anhöhe zeigte, die sich unmittelbar hinter der Stadtgrenze erhob. Ein Stück der Erhebung war von einem Zaum umgrenzt. Ein gutes Dutzend Holzkreuze ragten in dem Areal aus dem Boden.
    Der Friedhof von Candle Rock.
    Ein frischer Erdhügel war zwischen den Gräbern zu erkennen.
    »Um Himmelswillen.« Darlene schlug sich die Hand vor den Mund, als ihr klar wurde, was das nur bedeuten konnte. »Fred! Ist er etwa … tot ?!«
    »Allerdings.« Der Ladenbesitzer blähte die Wangen auf, bevor er die Luft lautstark ausstieß. »Diese Verletzungen hätte keiner überlebt. Als wir ihn gefunden haben, war das kein schöner Anblick. Das können Sie mir glauben, Miss.« Die Erinnerung trieb ihm tiefe Falten auf die Stirn.
    »Aber was ist denn nur mit ihm geschehen? War es ein Unfall?«
    »Ein Unfall?«, wiederholte der Geschäftsinhaber mit einem bitteren Auflachen. »Ja, so könnte man das vielleicht auch nennen. Allerdings die Sorte von Unglück, bei dem dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge geholfen wurde.«
    »Was soll das heißen?«, schaltete sich Lassiter in die Unterhaltung ein, die er mit wachsendem Interesse verfolgt hatte. »War da etwas faul an der Sache?«
    Der Storebesitzer machte eine abwehrende Handbewegung. »Woher soll ich das wissen?«, stieß er hastig hervor. »Ich kümmere mich nur um meine eigenen Angelegenheiten. Das sollten Sie besser auch so machen, Mister.« Er fuhr herum. »Schluss mit dem Gequatsche. Ich habe weiß Gott genug anderen Kram zu erledigen, als meine Zeit mit endlosem Palaver zu vergeuden.« Er schob Betsy-Louise von der Schwelle hinaus auf den Stepwalk. Dann warf er mit einem lauten Schlag die Ladentür zu. Das Knarren eines Riegels war zu hören. Eine Sekunde später erschien eine Hand im Schaufenster, die ein Schild in die Auslagen stellte. »Sorry, we’re closed« lautete darauf die Nachricht an die Kundschaft.
    »Kannst du mir erklären, was das alles zu bedeuten hat?« Darlene sah Lassiter fragend an.
    »Nicht genau«, gab der unumwunden zu. Er kratzte sich am Nasenflügel. »Aber wenn mich nicht alles täuscht, liegt ein ganz besonderer Geruch über der Stadt.« Seine Miene verfinsterte sich. »Der ätzende Gestank von Angst.«
    ***
    Lassiter hatte sich bereiterklärt, die beiden Frauen bis zur Farm zu begleiten. Doch Darlene hatte das Angebot freundlich aber bestimmt abgelehnt. Lassiter verstand, dass die zwei Schwestern eine Menge zu besprechen hatten, was nicht für die Ohren Außenstehender bestimmt war. Deshalb hatten sie einen Besuch am nächsten Tag verabredet, bevor er sich allein auf den Weg zum Hotel gemacht hatte.
    Das Coyote’s Inn war eines jener Gasthäuser, wie es sie unzählige Male im Westen gab. Der untere Bereich des Gebäudes war ein Saloon samt Bar und Küche, von dem eine Treppe in den ersten Stock führte, wo es ein paar Hotelzimmer gab und auch die Privaträume des Besitzers und der Angestellten untergebracht waren.
    Nachdem Lassiter sein weniges Gepäck auf dem Zimmer verstaut hatte, spürte er, dass seine Kehle so trocken war, wie das Death Valley zur Mittagszeit. Ein Zustand, gegen den es dringend etwas zu unternehmen galt. Er beschloss, dass ein kühles Bier genau das Richtige wäre, um den Staub der Reise fortzuspülen.
    Nun stand er an der Brüstung der Galerie, die das obere Stockwerk hufeisenförmig umspannte, und ließ den Blick über das Treiben im Gastraum wandern. Es war früher Abend und der Saloon gerade einmal zur Hälfte besetzt. Ein

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