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Feuertaufe für Darlene

Feuertaufe für Darlene

Titel: Feuertaufe für Darlene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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Herberge schon hinter sich gebracht, als sich unmittelbar vor ihnen die Tür des General-Store öffnete. Eine Frau trat aus dem Laden auf den Stepwalk hinaus. Sie lief gebückt und langsam wie eine Greisin. Ihr Blick war nach unten gerichtet. Von den anderen Passanten – genau wie vom Rest ihrer Umgebung – schien sie nicht mitzubekommen. Deshalb wäre sie beinahe mit Lassiter zusammengestoßen, der auf dem engen Gehsteig ein paar Schritte vor seiner Reisebekanntschaft ging.
    »Sorry, Ma’am.« Er wich dem Zusammenprall mit einem geschickten Sprung zur Seite aus. »Wenn ich Sie erschreckt habe, tut mir das Leid. Es wird auch bestimmt nicht wieder vorkommen.«
    Lassiter hatte seinen Weg schon wieder aufgenommen, als er feststellte, dass ihm Darlene nicht mehr folgte.
    Er drehte sich nach ihr um und entdeckte, dass sie wie angewurzelt neben dem Storeeingang stand.
    Sie starrte die Kundin mit einem fassungslosen Blick an, als könne sie ihren eigenen Augen nicht glauben.
    »Moira?!«, erkundigte sie sich schließlich zaghaft.
    Erst jetzt hob die vermeintliche Alte den Kopf.
    »Darlene?«, erwiderte die. Der Einkaufskorb entglitt ihren Fingern und stürzte um. Kaffeebohnen, Eisennägel und mehrere Konservendosen bildeten ein Durcheinander auf den Brettern des Gehsteigs.
    »Ja … mein Gott, Moira, wie siehst du denn aus? Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt.«
    Die Farmerin ging nicht auf die Frage ihrer Schwester ein. »Wo kommst du denn auf einmal her?«, wollte sie stattdessen wissen.
    »Ich bin gekommen, um dich zu besuchen. Aber das habe ich dir doch geschrieben. Hast du den Brief denn nicht bekommen?«
    »Doch … aber ich … ich …« Moiras Stimme begann zu zittern, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Ich habe es wohl wieder vergessen. Es ist einfach zu viel passiert in der letzten Zeit. Manchmal weiß ich überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Bitte verzeih mir.«
    »Aber das macht doch nichts.« Endlich gelang es Darlene, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. »Hauptsache ist doch, dass ich bei dir bin.« Sie nahm ihre Schwester in die Arme. »Nun wird alles wieder gut.«
    Moira vergrub das Gesicht an ihrer Schulter. Dann begann sie leise zu schluchzen. »Das … das ist unmöglich.« Ihre Worte waren kaum zu verstehen. »Es ist alles so schrecklich. Am besten, du fährst gleich wieder zurück. Bevor dir auch noch ein Unglück geschieht.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Darlene strich ihr tröstend übers Haar. »Jetzt erzählst du mir erst mal, was los ist. Du wirst sehen, danach geht es dir schon gleich viel besser.« Sie nahm Moira an den Oberarmen und hielt sie vor sich. »Na los. Du weißt doch, dass du vor deiner kleinen Schwester keine Geheimnisse haben musst. Egal, was für ein Problem du auch hast – ich werde dir helfen.«
    Nun war es um die Zurückhaltung ihres Gegenübers endgültig geschehen.
    Die Farmerin schlug die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu weinen. Erst jetzt entdeckte Darlene, dass das haselnussbraune Haar ihrer Schwester von grauen Strähnen durchzogen war. Ein Grau, wie es nur das Alter hervorbrachte – oder unendlicher Kummer.
    »Sind Sie mit den beiden verwandt, Miss?«, fragte in diesem Moment eine Stimme von der Tür her.
    Als sich Darlene danach umwandte, stand dort ein Mann im Rahmen. Offensichtlich handelte es sich bei ihm um den Ladenbesitzer, denn er trug eine fleckige Schürze, auf der Öl, Farbe, Mehl und andere Spuren aus seinem vielseitigen Warenangebot zu erkennen waren.
    »Ja, sie ist meine Schwester«, entgegnete die Blondine. »Aber was meinen Sie mit …« Sie verstummte, denn erst jetzt bemerkte sie das Mädchen, das ebenfalls auf der Schwelle stand. Das Kind musterte sie mit großen Augen. »O mein Gott. Ist das etwa Betsy-Louise?«
    »Haargenau«, bestätigte der Geschäftsmann. »Ich habe die Kleine gerade in einer Ecke des Ladens entdeckt. Dort hat sie auf einem Sack gehockt und sich nicht gerührt.«
    »Betsy-Louise.« Darlene ging vor ihrer Nichte in die Hocke nieder. »Meine Güte, wie groß du geworden bist. Erkennst du mich denn wieder? Ich bin deine Tante Darlene. Aus Winslow. Ich bin gekommen, um euch zu besuchen.«
    Das Mädchen entgegnete nichts, sondern beäugte sie lediglich mit versteinerter Miene.
    »Du bist wohl ziemlich überrascht, mich zu sehen.« Die Blondine stupste der Kleinen mit der Fingerspitze gegen die Nase. »So sehr, dass es dir glatt die Sprache verschlagen hat.«
    »Wenn

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