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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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die Farbe ungelöschten Kalks.
    Milva kam näher, riss im Gehen einen Pfeil aus einem Toten.
    »Ich danke dir«, sagte der Hexer. »Rittersporn, bedank dich. Das ist Milva Barring. Wir verdanken ihr unser Leben.«
    Milva zog aus einem zweiten Leichnam den Pfeil, betrachtete die blutige Spitze. Rittersporn murmelte etwas Unverständliches, machte eine höfische, aber etwas zittrige Verbeugung, worauf er auf die Knie sank und sich übergab.
    »Wer ist denn das?« Die Bogenschützin wischte die Pfeilspitze am nassen Laub ab, steckte den Pfeil in den Köcher. »Dein Freund, Hexer?«
    »Ja. Er heißt Rittersporn. Er ist ein Dichter.«
    »Ein Dichter.« Milva betrachtete den Troubadour, der inzwischen von trockenem Brechreiz gequält wurde, dann hob sie den Blick. »Wenn das so ist, dann versteh ich. Wenn ich etwas nicht versteh, dann, wieso er hier kotzt, statt irgendwo im Stillen Verse zu schreiben. Übrigens geht es mich nichts an.«
    »In gewissem Sinne doch. Du hast seine Haut gerettet. Meine auch.«
    Milva wischte sich das regennasse Gesicht ab, auf dem immer noch der Abdruck der Bogensehne zu sehen war. Obwohl sie mehrmals geschossen hatte, gab es nur einen Abdruck - die Sehne hatte jedesmal an exakt derselben Stelle gelegen.
    »Ich war schon in den Erlen, als ihr mit dem Havekar geredet habt«, sagte sie. »Ich wollte nicht, dass der Halunke mich sieht, und es war ja auch nicht nötig. Und dann kamen diese anderen, und das Hauen und Stechen fing an. Ein paar hast du nicht schlecht erledigt. Du weißt mit dem Schwert umzugehen, das muss man dir lassen. Obwohl du ja ein Hinkefuß bist. Hättest noch im Brokilon bleiben sollen, die Lahmheit kurieren. Wenn du's schlimmer machst, hinkst du vielleicht bis ans Ende des Lebens, das ist dir doch wohl klar?« »Ich werd's überleben.«
    »Das seh ich auch so. Denn ich bin dir nachgeritten, um dich zu warnen. Und zur Umkehr zu bewegen. Es wird nichts aus deiner Expedition. Im Süden ist Krieg. Von Drieschot rückt die Nilfgaarder Armee auf Brugge vor.«
    »Woher weißt du das?«
    »Na, zum Beispiel daher.« Das Mädchen wies mit weit ausholender Geste auf die Leichen und die Pferde. »Das sind doch Nilfgaarder! Siehst du nicht die Sonnen auf den Helmen? Die Stickerei auf den Schabracken? Macht euch fertig, wir nehmen die Beine in die Hand, es können jeden Moment mehr von denen nachkommen. Die hier waren ein Aufklärungstrupp.«
    »Ich glaube nicht«, sagte er kopfschüttelnd, »dass es ein Aufklärungstrupp oder eine Vorhut war. Sie wollten hier etwas anderes.«
    »Und was, wenn man fragen darf?«
    »Das.« Er zeigte auf den Fichtensarg, der auf dem Wagen lag, vom Regen dunkel geworden. Es regnete inzwischen schwächer und hatte aufgehört zu donnern. Das Unwetter zog nach Norden ab. Der Hexer hob das im Laub liegende Schwert auf, sprang auf den Wagen, wobei er leise fluchte, denn das Knie machte sich noch immer mit Schmerzen bemerkbar.
    »Hilf mir, das zu öffnen.«
    »Was denn, eine Leiche willst du ...« Milva stockte, als sie die im Deckel angebrachten Offnungen sah. »Verdammt! Einen Lebendigen hat der Havekar in dieser Kiste gefahren?«
    »Das ist irgendein Gefangener.« Geralt hob den Deckel an. »Der Händler hat hier auf die Nilfgaarder gewartet, um ihn ihnen zu übergeben. Sie haben Parolen ausgetauscht...«
    Der Deckel löste sich mit lautem Knacken und gab den Blick auf einen geknebelten Mann frei, dessen Hände und Füße mit Riemenschlingen an die Seitenwände des Sarges gefesselt waren. Der Hexer beugte sich vor. Schaute genauer hin. Und noch einmal, noch genauer. Und stieß einen Fluch aus.
    »Na bitteschön«, sagte er gedehnt. »Das ist ja eine Überraschung. Wer hätte das erwartet?«
    »Kennst du ihn, Hexer?«
    »Vom Sehen.« Er grinste widerwärtig. »Steck das Messer weg, Milva. Schneid ihm nicht die Fesseln durch. Das ist, wie ich sehe, eine innere Angelegenheit Nilfgaards. Da sollten wir uns nicht einmischen. Wir lassen ihn so zurück, wie er ist.«
    »Höre ich recht?«, meldete sich hinter ihnen Rittersporn. Er war noch immer bleich, doch die Neugier überwog schon wieder die anderen Emotionen. »Du willst einen gefesselten Menschen im Walde zurücklassen? Ich kann mir denken, dass du jemanden erkannt hat, mit dem du ein Hühnchen zu rupfen hast, aber das ist doch ein Gefangener, verdammt! Er war der Gefangene der Leute, die uns überfallen haben und um ein Haar ermordet hätten. Ein Feind unserer Feinde ...«
    Er brach ab, als er sah, wie der Hexer

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