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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der Tat«, wiederholte der Zwerg. »Ein schöner Ort, um die Nacht zu verbringen. Ein Elfenfriedhof. Wenn ich mich recht entsinne, Hexer, hast du vor kurzem Ghule erwähnt? Also, dann solltest du wissen, dass ich hier inmitten dieser Grabhügel welche wittere. Ghule, Graveire, Vampire, Vichte, Elfengeister, Phantome, Gespenster, die ganze Korona. Die sitzen alle da, und weißt du, was sie flüstern? Dass sie sich kein Abendessen zu suchen brauchen, weil es von selbst gekommen ist.«
    »Vielleicht kehren wir um?«, schlug Rittersporn flüsternd vor. »Vielleicht verschwinden wir hier, solange noch halbwegs etwas zu sehen ist?«
    »Das denke ich auch.«
    »Die Weiber können keinen Schritt mehr gehen«, sagte Milva wütend. »Die Kinder fallen einem aus der Hand. Die Pferde sind müde. Du hast uns selber angetrieben, Zoltan, lasst uns weitergehen, noch eine halbe Meile, hast du gesagt, noch dreihundert Schritt. Und was nun? Fünfhundert Schritt zurück? Mist. Friedhof hin, Friedhof her, wir werden übernachten, wo sich's ergeben hat.«
    »Stimmt«, pflichtete ihr der Hexer bei und stieg ab. »Nur keine Panik. Nicht jede Nekropole wimmelt von Ungeheuern und Gespenstern. Ich war noch nie auf dem Fen Carn, aber wenn es hier wirklich gefährlich wäre, hätte ich davon gehört.«
    Niemand, nicht einmal Feldmarschall Duda, hatte dazu etwas zu bemerken. Die Frauen aus Kernow nahmen ihre Kinder und setzten sich in einer Gruppe dicht nebeneinander, still und sichtlich geängstigt. Percival und Rittersporn fesselten den Pferden die Vorderhufe und ließen sie auf dem üppigen Gras weiden. Geralt, Zoltan und Milva näherten sich dem Rand der Wiese, beobachteten den in Nebel und Dunkelheit versinkenden Friedhof.
    »Zu allem Übel haben wir auch noch Vollmond«, murmelte der Zwerg. »Oi, heute Nacht gibt es ein Fest für die Vampire, ich fühl's, oi, dass uns die Dämonen Zunder geben werden... Und was ist das denn da im Süden? Etwa Feuerschein?«
    »Klar doch, Feuerschein«, bestätigte der Hexer. »Es hat wieder jemand jemandem die Dächer überm Kopf angezündet. Weißt du was, Zoltan? Irgendwie fühle ich mich hier auf dem Fen Carn sicherer.«
    »Ich mich auch, aber erst, wenn die Sonne aufgeht. Sofern uns die Ghule erlauben, den Aufgang zu betrachten.«
    Milva kramte im Quersack, zog etwas Blitzendes heraus. »Eine silberne Pfeilspitze«, sagte sie. »Für so eine Gelegenheit aufgehoben. Hat mich auf dem Basar fünf Kronen gekostet. Damit kann man einen Ghul töten, Hexer?«
    »Ich glaube nicht, dass es hier Ghule gibt.«
    »Du hast selber gesagt«, knurrte Zoltan, »dass den Erhängten an der Eiche Ghule angefressen haben. Und wo ein Friedhof ist, gibt es auch Ghule.«
    »Nicht immer.«
    »Ich nehme dich beim Wort. Du bist der Hexer, der Spezialist, du wirst uns dann verteidigen, hoffe ich. Die Marodeure hast du tüchtig erledigt... Schlagen sich Ghule besser als Marodeure?«
    »Unvergleichlich besser. Ich hab dich doch gebeten: keine Panik.«
    »Und hilft die gegen einen Vampir?« Milva drehte die silberne Spitze auf einen Pfeilschaft, prüfte mit dem kleinen Finger die Schärfe.
    »Sie könnte wirken.«
    »Auf meinem Sihill«, knurrte Zoltan, während er das Schwert aus der Umhüllung zog, »ist in alten Zwergenrunen ein uralter Zwergenspruch eingraviert. Wenn sich mir auch nur ein Ghul auf Schwertlänge nähert, wird er an mich denken. Da, schaut.«
    »Ha«, sagte Rittersporn neugierig, der gerade zu ihnen getreten war. »Das sind also die berühmten geheimen Runen der Zwerge? Wie lautet denn die Aufschrift?«
    »>Nieder mit den Hurensöhnen!<«
    »Etwas hat sich zwischen den Steinen bewegt!«, schrie plötzlich Percival Schuttenbach auf. »Ein Ghul! Ein Ghul!«
    »Wo?«
    »Dort, dort! Zwischen den Steinblöcken hat er sich versteckt!« »Einer?«
    »Einen hab ich gesehen!«
    »Er muss tüchtig hungrig sein, wenn er sich an uns heranzumachen versucht, noch ehe es dunkel ist.« Der Zwerg spuckte in die Hände und fasste den Griff des Sihills fest. »Ha! Gleich wird er merken, dass Gier ins Verderben führt! Milva, jag ihm einen Pfeil in den Wanst, und ich verpass ihm eins mit dem Stahl!«
    »Ich seh dort nichts«, zischte Milva, die Federn des Pfeils am Kinn. »Da zuckt sich nichts zwischen den Steinen. Hast du dir das nicht eingebildet, Gnom?«
    »Ausgeschlossen«, protestierte Percival. »Seht ihr diesen Stein, der wie ein umgekippter Tisch aussieht? Dort hat sich der Ghul versteckt, genau hinter diesem

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