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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Vampir im Komplott? Wart nur, wenn wir mit der Hexe fertig sind, kommst du an die Reihe! Aber erst werden wir über die Zauberin Gericht halten! Die Hufeisen liegen schon im Feuer, wir werden sehen, was uns die Sünderin offenbart, wenn ihre abscheuliche Haut zu zischen beginnt! Ich verspreche euch, dass sie selbst das Verbrechen der Zauberei gestehen wird, und braucht es denn einen anderen Beweis als das Geständnis?«
    »Braucht es, braucht es«, sagte Hector Laabs. »Denn wenn wir Euch, Hochwürden, diese Hufeisen auf die Füße drücken würden, dann, glaube ich, würdet Ihr sogar Unzucht mit 'ner Stute gestehen. Pfui! Ihr seid ein Mann Gottes, aber Ihr redet wie 'n Schinder!«
    »Ja, ich bin ein Mann Gottes!«, heulte der Priester und übertönte das Gemurmel, das unter den Dörflern aufgekommen war. »Ich glaube an Gottes Gerechtigkeit, Strafe und Vergeltung! Und an das Gericht Gottes! Soll die Hexe vor Gottes Gericht stehen! Das Gottesgericht...«
    »Ein guter Einfall«, sagte der Hexer laut und trat aus der Menge hervor.
    Der Priester bedachte ihn mit einem bösen Blick, die Bauern hörten auf zu tuscheln, starrten mit offenen Mündern.
    »Ein Gottesgericht«, fuhr Geralt in der absoluten Stille fort, »ist eine völlig sichere und in jedem Fall gerechte Sache. Ordalien werden auch von weltlichen Gerichten anerkannt und haben ihre Regeln. Diese Regeln legen fest, dass im Fall der Anklage eines Weibes, Kindes, Greises oder einer gebrechlichen Person sich ein Verteidiger dem Gericht stellen kann. Nicht wahr, Herr Vorsteher Laabs? Ich melde mich also als Verteidiger. Umgrenzt den Kampfplatz. Wer von der Schuld dieses Mädchens überzeugt ist und das Gericht Gottes nicht fürchtet, möge sich mir zum Kampf stellen.«
    »Ha!«, rief der Priester aus, der ihn noch immer mit Blicken taxierte. »Ist das nicht gar zu schlau, Herr Unbekannter? Du forderst zum Zweikampf heraus? Man sieht auf den ersten Blick, dass du ein Halsabschneider und Schlagetot bist! Deinem Räuberschwert willst du das Gericht Gottes überantworten?«
    »Wenn das Schwert Euch nicht passt, Hochwürden«, teilte Zoltan Chivay gedehnt mit, während er sich neben Geralt stellte, »und wenn Euch dieser Herr nicht passt, dann bin vielleicht ich würdig? Bitte, der Ankläger der Jungfer soll sich mit mir auf Äxte schlagen.«
    »Oder mit mir auf Pfeil und Bogen.« Mit zusammengekniffenen Augen trat auch Milva vor. »Je ein Pfeil, auf hundert Schritt.«
    »Seht ihr, Leute, wie schnell sich die Verteidiger der Hexe vermehren?«, rief der Priester, worauf er sich umwandte und das Gesicht zu einem flüchtigen Lächeln verzog. »Gut, ihr Halunken, ich nehme euch alle drei zum Ordal an. Gleich wird das Gottesurteil stattfinden, gleich werden wir die Schuld der Hexe feststellen und auch eure Tugend auf die Probe stellen! Aber nicht auf Schwerter, Äxte, Spieße oder Pfeile! Ihr kennt, sagt ihr, die Regeln des Gottesgerichts? Ich kenne sie auch! Da liegen die Hufeisen im Feuer, bis zur Weißglut erhitzt! Eine Feuertaufe! Alsdann, Spießgesellen der Zauberei! Wer ein Hufeisen aus dem Feuer nimmt, es mir bringt und keine Spuren von Verbrennungen erkennen lässt, der beweist, dass die Hexe ohne Schuld ist. Wenn jedoch das Gottesurteil etwas anderes zeigt, dann seid ihr des Todes und sie auch! Ich habe gesprochen!«
    Das unwillige Murren des Vorstehers Laabs und seiner Gruppe wurde vom enthusiastischen Geschrei der Gruppe übertönt, die sich um den Priester geschart hatte und ein grandioses Schauspiel witterte. Milva schaute Zoltan an, Zoltan den Hexer, der Hexer aber schaute gen Himmel, dann zu Milva.
    »Glaubst du an die Götter?«, fragte er halblaut.
    »Ja«, erwiderte sie leise. »Aber ich denke nicht, dass sie Lust haben, sich wegen heißer Hufeisen den Kopf zu zerbrechen.«
    »Vom Feuer bis zu diesem Hundesohn sind es nur drei Schritte«, presste Zoltan zwischen den Zähnen hervor. »Irgendwie werd' ich's aushalten, ich habe in der Hütte gearbeitet... Aber betet für mich zu diesen euren Göttern...«
    »Momentchen.« Emiel Regis legte dem Zwerg die Hand auf die Schulter. »Bitte übereilt nichts mit diesen Gebeten.«
    Der Barbier trat ans Feuer, verbeugte sich vor dem Priester und den Umstehenden, worauf er sich rasch bückte und eine Hand in die glühenden Kohlen legte. Die Menge schrie auf wie ein Mann. Zoltan fluchte, Milva krallte die Finger in Geralts Schulter. Regis richtete sich auf, schaute ruhig auf das weißglühende Hufeisen, das er in der Hand

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