Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
hielt, ging gemächlich zu dem Priester. Der wich zurück, stieß aber gegen die hinter seinem Rücken stehenden Dörfler.
    »Darum ging es Euch doch, wenn ich mich nicht irre, Hochwürden?«, fragte Regis und hielt das Hufeisen hoch. »Eine Feuertaufe? Wenn dem so ist, dann nehme ich an, dass das Gottesurteil eindeutig ist. Das Mädchen ist unschuldig.
    Ihre Verteidiger sind unschuldig. Und ich, stellt Euch nur vor, bin auch unschuldig.«
    »Z... z... zeigt die Hand«, stammelte der Priester. »Ob sie nicht verbrannt ist...«
    Der Barbier lächelte auf seine Weise, mit geschlossenen Lippen, worauf er das Hufeisen in die linke Hand nahm und die rechte, die vollkommen heil war, erst dem Priester und dann, hoch erhoben, allen anderen zeigte. Die Menge stöhnte auf.
    »Wessen Hufeisen ist das?«, erkundigte sich Regis. »Der Eigentümer soll es sich nehmen.«
    Niemand meldete sich.
    »Das sind Kunststückchen des Teufels!«, heulte der Priester auf. »Du bist selber ein Zauberer oder ein leibhaftiger Teufel!«
    Regis warf das Hufeisen zu Boden und wandte sich um. »Also schleudert Eure Exorzismen gegen mich«, schlug er mit kalter Stimme vor. »Wie Ihr wollt. Aber das Urteil ist schon gefallen. Ich habe übrigens gehört, dass es Ketzerei ist, das Ergebnis von Ordalien in Zweifel zu ziehen.«
    »Weiche! Hebe dich hinweg!«, schrie der Priester, während er dem Barbier mit seinem Amulett vor der Nase herumfuchtelte und mit der anderen Hand kabbalistische Gesten machte. »Hinfort in den Höllenschlund, Teufel! Möge sich die Erde unter dir auf tun ...«
    »Genug!«, rief Zoltan zornig. »He, Leute! Herr Vorsteher Laabs! Wollt ihr euch länger diese Narretei ansehen? Wollt ihr...?«
    Die Stimme des Zwergs wurde von einem durchdringenden Schrei übertönt. »Niiilfgaaard!«
    »Reiter von Westen! Reiter! Nilfgaard kommt! Rette sich, wer kann!«
    Augenblicks verwandelte sich das Lager in ein totales Pandämonium. Die Dörfler stürzten zu ihren Wagen und Laubhütten, rannten einander über den Haufen, trampelten einander nieder. Ein einziges großes Gebrüll stieg empor.
    »Unsere Pferde!«, schrie Milva, während sie sich mit Faustschlägen und Fußtritten Platz verschaffte. »Unsere Pferde, Hexer! Mir nach, schnell!«
    »Geralt!«, schrie Rittersporn. »Rette uns!«
    Die Menge trennte sie, verstreute sie wie eine Welle der Brandung, riss im Handumdrehen Milva mit sich. Geralt, der Rittersporn am Wams festhielt, ließ sich nicht fortreißen, denn er hatte sich rechtzeitig an den Wagen geklammert, an dem das der Zauberei angeklagte Mädchen festgebunden war. Der Wagen jedoch ruckte und begann sich zu bewegen, der Hexer und der Dichter fielen zu Boden. Das Mädchen warf den Kopf zurück und begann hysterisch zu lachen. Je weiter sich der Wagen entfernte, umso leiser wurde das Lachen und ging im allgemeinen Gebrüll unter.
    »Sie treten mich tot!«, schrie der am Boden liegende Rittersporn. »Sie zermalmen mich! Hiiilfe!«
    »Hurrrnsohn!«, krächzte außer Sicht Feldmarschall Duda.
    Geralt hob den Kopf, spuckte Sand aus und erblickte eine überaus komische Szene.
    Nur vier Personen hatten sich nicht der allgemeinen Panik angeschlossen, davon eine gegen ihren Willen. Letztere war der Priester, den der Vorsteher Hector Laabs mit eisernem Griff um den Hals daran hinderte, sich zu bewegen. Die beiden übrigen waren Zoltan und Percival. Der Gnom riß mit einer raschen Bewegung das Gewand des Priesters hinten hoch, und der mit der Zange bewaffnete Zwerg zog ein glühendes Hufeisen aus dem Feuer und steckte es dem heiligmäßigen Manne in die Hose. Von Laabs losgelassen, schoss der Priester fort wie ein Komet mit rauchendem Schweif, sein Geschrei aber ging im Lärm der Menge unter. Geralt sah, wie der Vorsteher, der Gnom und der Zwerg einander zu dem gelungenen Ordal gratulieren wollten, als die nächste Welle des in Panik fliehenden Mobs sie traf. Alles versank im aufgewirbelten Staub, der Hexer sah nichts mehr, zudem fehlte ihm die Zeit, richtig hinzuschauen, da er mit der Rettung Rittersporns beschäftigt war, den ein blindlings einherjagender Eber abermals umgeworfen hatte. Als sich Geralt bückte, um dem Dichter aufzuhelfen, wurde ihm von einem vorbeirumpelnden Fuhrwerk eine Wagenleiter direkt auf den Rücken geworfen. Die Last presste ihn zu Boden; ehe er sie von sich wälzen konnte, waren an die fünfzehn Leute über die Leiter gelaufen. Als er sich endlich befreit hatte, stürzte gleich neben ihm krachend und polternd der

Weitere Kostenlose Bücher