Feuerteufel: Roman (German Edition)
und ließ die Hände in den Schoß sinken.
»Es tut mir leid, aber derartige Informationen geben wir nur an die nächsten Angehörigen weiter.«
Und was war er? Ein feiger Hund, der alles haben wollte, ohne etwas zurückgeben zu müssen. Der nichts opfern wollte.
Als Mirjam vor drei Jahren im Büro des Eisenhüttenwerks angefangen hatte, war es, als ob ihn der Blitz getroffen hatte. So betrachtete er es im Nachhinein. Wie ein gewaltsamer Schlag.
Er hatte angefangen, nach Gründen zu suchen, in die Verwaltung zu gehen. Er merkte sich ihre Gewohnheiten, wusste, wann sie kam und ging und wann sie immer Mittagspause machte. Hinterher hatte sie ihm gestanden, dass sie durchaus schon einige Monate vor dem besagten Weihnachtsfest gemerkt hatte, dass er interessiert war.
Cecilia glaubte, seine neue Abwesenheit hätte ihre Ursache darin, dass er Vater wurde. Es schien ihr keine Sorgen zu bereiten, dass er sich nicht mehr für sie interessierte. Vielleicht hatte sie ja gehört, dass werdende Väter oft so reagierten.
Wenn Tindra ein Jahr alt wäre, würde er Cecilia verlassen, das hatte er Mirjam versprochen. Sie hatten über Heirat gesprochen, eine kleine Hochzeit, nur sie beide, vielleicht während einer Reise. Das Leben war wunderbar. Er war so geblendet, dass ein schlechtes Gewissen keinen Platz hatte.
Tindra war sieben Monate alt, als Cecilia den Knoten fühlte. Erst dachten sie beide, dass es am Stillen läge und das Gewebe von einem Milchstau knotig wäre. Aber dann kam der Bescheid. Das Urteil. Cecilia wurde operiert, Kjell-Ove ging vorzeitig in Elternzeit, und die Zukunft wurde aufgeschoben.
Jetzt hatte das Gewissen ihn eingeholt. Wie ein hungriges Tier war es, das ihn von innen auffraß. Was er auch tat, nagte und zerrte es an ihm. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und drückte die Fingerspitzen auf die Augenlider, bis es hinter seinen Lidern zu flimmern begann.
Das hier halte ich nicht aus.
Petra setzte sich ins Auto, schnallte sich an und lehnte den Kopf an die Nackenstütze.
»Hildegard war ziemlich seltsam, findest du nicht?«
Sie schielte zu Folke auf dem Beifahrersitz hinüber.
»Wieso meinst du?«, fragte er und machte die Autotür zu.
»Wie sie immer darauf hingewiesen hat, dass sie nicht spioniert, und dann den Feldstecher auf dem Fensterbrett stehen hat. Egal, ich fand jedenfalls, dass sie irgendwie gefühlskalt wirkte.«
»Gehbehinderte Alte hüpft aus dem Rollstuhl und zündet Haus ihrer Nachbarin an. Ist es das, was du denkst?«
Wenn Urban Bratt so etwas zu ihr gesagt hätte, wäre Petra sicher sauer gewesen, aber jetzt musste sie einfach lachen. Es hatte etwas Befreiendes, wenn ein so junger Assistent geradeheraus zu sagen wagte, was er meinte und dachte. Und nun zeigte sich, dass der Computerfreak auch Menschenkenntnis besaß.
»Weißt du, was ich glaube?«, fuhr Folke fort, während Petra den Motor anließ. »Ich glaube, es hat dich geärgert, dass sie dich ignoriert hat.«
Petra hielt in der Bewegung inne und sah ihn erstaunt an. Ja, natürlich. Natürlich stimmte das. Darauf hätte sie auch selbst kommen können.
»Oder täusche ich mich?«
»Nein«, bekannte sie, »nein, du hast mehr recht, als ich zuzugeben bereit bin. Ist doch schade, dass man so leicht zu beeinflussen ist.«
Petra fuhr vom Wendehammer herunter. Als sie an Hildegards Haus vorbeikamen, sahen sie die alte Frau am Fenster sitzen.
»Und ein weiterer Strich im Verkehrsprotokoll«, sagte Folke und winkte durchs Seitenfenster zum Haus.
»Da hast du’s. Sie hat alles unter Kontrolle.«
»Na, aber das ist doch mal etwas anderes. Schließlich kriegt sie nicht jeden Tag Besuch von so netten Polizisten«, meinte er. »Ich frage mich nur, wer dieser Mann mit Kappe auf dem Fahrrad ist, von dem sie gesprochen hat.«
Christer beugte sich über den Schreibtisch und blätterte durch den vorläufigen Bericht der Techniker aus Torsby. Vermutlich zwei Brandherde: einer vor dem Küchenfenster, einer auf dem Fußboden im Wohnzimmer. Höchstwahrscheinlich Benzin. Spuren von Flüssigkeit in unregelmäßigem Muster auf dem Boden. Bodenproben aus dem Beet zur Analyse ins Labor in Linköping geschickt. Geringe Verkohlung, lässt auf schnellen Brandverlauf schließen.
Seine Gedanken wanderten zu einem dunklen Wohnzimmer in einer Winternacht vor langer Zeit zurück, ein kaltes Ledersofa, das auf dem Rücken eine Gänsehaut machte.
Er versuchte, die Erinnerung wegzuschieben. Das musste er einfach tun.
Sven Munther würde
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