Feuerteufel: Roman (German Edition)
erst in einer Woche zurück sein. Jetzt hatte er alle Möglichkeiten, sich zu beweisen. Oder zu scheitern.
Christer war in den letzten Jahren der Kronprinz von Sven Munther gewesen, zumindest hatte er das so empfunden. Seit seinem Praktikum auf der Polizeihochschule hatte Munther ihn unter seine Fittiche genommen, hatte an ihn geglaubt, ihn gefördert und ihm viel beigebracht. Doch im Laufe des letzten Winters hatte sich ihre Beziehung irgendwie verändert. Er wusste nicht recht, woran das lag, und sie hatten auch nicht darüber gesprochen, doch manchmal war ihm, als wäre Munther mit seiner Leistung nicht zufrieden.
Das hier ist vielleicht meine letzte Chance.
Christer lief der Schweiß den Rücken hinunter. Die morgendliche Hoffnung, das Gewitter des Vortags hätte die Luft ein wenig gereinigt, war eitel gewesen, und die Hitze lag immer noch wie ein heißer Topfdeckel über der Stadt. In dem Versuch, sich selbst ein Ventilator zu sein, schob er die Unterlippe vor und pustete etwas Luft nach oben. Die Haare flatterten ein wenig, doch kühler wurde es nicht.
Im Flur hörte er Petra und Folke, die sich seinem Zimmer näherten.
»Und wie war’s?«, fragte er, als sie in der Türöffnung auftauchten.
»Na ja, im Grunde nichts weiter«, sagte Petra und kam ein paar Schritte ins Zimmer. »Aber Mirjams Nachbarin hat zumindest gestern Abend einen Mann mit Kappe gesehen, der mit dem Fahrrad von ihrem Grundstück fuhr.«
»Als es gebrannt hat?«, fragte Christer.
»Nein, etwas früher«, erklärte Folke. »Das wird wohl nicht der Pyromane selbst sein, der sich so offen dort bewegt, trotzdem sollten wir rauskriegen, wer das war.«
»Mann mit Kappe auf einem Fahrrad. Ist das die ganze Personenbeschreibung?«
Christer machte rasch ein paar Notizen.
»Schwarzes T-Shirt mit Aufdruck«, las Petra von ihrem Block ab. »Die Kappe war auch schwarz, oder zumindest sehr dunkel.«
»Okay«, sagte Christer, »sonst noch was?«
»Leider nein«, erwiderte Petra.
»Dann machen wir jetzt mal mit den nächsten Angehörigen weiter und checken die Telefonverbindungen.«
Christer nahm den Post-it-Zettel, den er auf den Schreibtisch geheftet hatte, und reichte ihn Petra.
»Ihre Tochter Zandra saß zusammen mit ihrem Lebensgefährten und der kleinen Tochter auf dem Weg nach Uppsala in einem Auto, als ich sie erreichte«, sagte er. »Die Arme war völlig fertig. Als ich erzählt habe, dass es ganz nach Brandstiftung aussieht, ist sie total zusammengebrochen.«
»Sie weiß von niemandem, mit dem Mirjam Streit gehabt haben könnte?«, fragte Folke.
Christer schüttelte den Kopf.
»Wir haben verabredet, dass wir noch mal miteinander sprechen, wenn sie angekommen ist, und sie hat versprochen, darüber nachzudenken. Doch zunächst mal schien ihr das völlig rätselhaft. Und sie war sehr schockiert.«
»Wer ist der Vater von Zandra?«, fragte Petra. »Haben wir den schon verhört?«
»Er hieß Lennie Forss«, erklärte Christer, »wohnte unten in Myra, ist aber vor ein paar Jahren bei einem Traktorunglück ums Leben gekommen. Die beiden haben sich schon getrennt, als Zandra acht Monate alt war, und Mirjam hatte seither das alleinige Sorgerecht.«
»Und wer ist das hier?«, fragte Petra und las den Zettel, den sie bekommen hatte.
»Das ist, nach Angabe der Tochter, die engste Freundin von Mirjam, Jonna Lundin. Ruf die mal so schnell wie möglich an.«
»Eltern? Geschwister?«
»Die Eltern leben nicht mehr, und sie war Einzelkind«, sagte Christer, während das Telefon zu klingeln begann.
Er winkte Petra und Folke, die das Zimmer verließen, beugte sich zum Telefon und sah aufs Display. Vorwahl 018. Uppsala. Das musste das Universitätskrankenhaus sein. Nach kurzem Zögern nahm er den Hörer ab.
Magdalena starrte in die Kaffeetasse, als ob die Antwort auf die Frage, woher der seltsame Geschmack kam, dort liegen müsse. Ein einziger Schluck hatte genügt, um festzustellen, dass er genauso widerlich schmeckte wie am Morgen. Ob das Kaffeepulver alt war?
Sie schob die Tasse weg und klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr. Während die Verbindung zur Polizei hergestellt wurde, nahm sie sich einen Block vom Stapel auf dem Schreibtisch.
»Christer Berglund.«
»Hansson hier. Wie geht’s?«
»Doch, doch, es macht und tut. Und selbst?«
Magdalena schlug eine leere Seite auf.
»Same here. Übrigens habe ich auf Facebook gesehen, dass Tina ein Haus gekauft hat. Sieht wirklich schön aus.«
»Ach, echt? Da weißt du mehr
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