Feuerteufel: Roman (German Edition)
Qualen. Wie wenig man weiß und wie wenig man tun kann oder zu tun wagt.«
Lasse legte seinen Kopf an ihren und sagte:
»Apropos Qualen. Ich habe heute mit Hannes geredet. Scheinbar ist er unglücklich verliebt.«
Ja, das habe ich mir gedacht.
»Ehrlich?«
»Ja.« Lasse lächelte und zog sie an sich. »Er hat nicht so viel erzählt, aber es ist wohl irgendein Mädchen aus der Klasse unter ihm. Eine Victoria.«
»Der Arme. Aber wie gut, dass er mit dir darüber reden konnte.«
»Ja, das ist gut.«
Petra merkte, wie ihr die Augen zufielen. Die Müdigkeit, die sie seit dem Überfall bei Yngve Wennlund in sich getragen hatte, verlangte jetzt ihr Recht. In einem Monat kam der Prozess. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Noch ein Prozess, den sie überstehen musste. Und wenn Munther seinen Willen durchsetzte, bekam sie demnächst noch mehr zu tun.
Sie gab nach und schloss die Augen.
»Weißt du, was Munther mich neulich gefragt hat?«, fragte sie.
»Nein, was denn?«
»Er hat gefragt, ob ich Interesse hätte, Chef zu werden.«
Sie lachte.
»Das fällt ihm ja gerade noch rechtzeitig ein. Endlich wird Munther klar, wer eigentlich der Fels in der Brandung ist in der Polizeistation. Sag Ja.«
Petra lachte wieder. Sie wusste nicht, welche Reaktion sie erwartet hatte, aber die jedenfalls nicht. Sie setzte sich in den Schneidersitz und sah Lasse an.
»Wie meinst du das?«
»Genau so, wie ich gesagt habe. Ich finde, dass du annehmen solltest.«
Er schaltete die Lautstärke des Fernsehers herunter und legte die Fernbedienung auf den Tisch.
»Aber ich wollte doch nie Chef sein, das weißt du doch«, sagte Petra. »Und das habe ich Munther auch gesagt.«
»Ja, ich weiß, dass du die Arbeit im Büro lassen willst und all das, aber ich kenne dich doch. Du lässt die Arbeit nie im Büro zurück, du hast sie immer bei dir, rund um die Uhr. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Und die Kinder sind inzwischen doch groß.«
Petra wusste nicht, was sie sagen sollte. Saß Lasse da und versuchte sie zu überreden, die Leitung der Polizei zu übernehmen?
»Das würdest du supergut hinkriegen.«
Er legte den Arm um sie, zog sie an sich und sagte:
»Und dann gibt es noch etwas.«
»Was denn?«
Petra drehte den Kopf herum.
»Ich liebe dich«, sagte er. »Ich weiß, ich sage das viel zu selten. Aber ich tue das, vergiss es nicht.«
Barbro . Magdalena ließ die Teetasse auf der Handfläche brennen.
Warum hatte sie nie bemerkt, welchen Schmerz sie unter den gut gebügelten Blusen und Perlenketten trug, welchen Kampf es sie gekostet haben musste, die Fassade aufrechtzuerhalten, die Haare fein zu legen und an der richtigen Stelle Ja und Nein zu sagen.
Wenn die Trauer in meinem Kopf auch eines Tages etwas kaputtgehen lässt.
Dicke Wolken bedeckten den Himmel vor dem Küchenfenster, und es sah aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Endlich.
Magdalena stellte die Teetasse weg und ging auf die Toilette. Als sie die Blutstropfen sah, klar dunkelrot auf der weißen Baumwolle der Unterhose, blieb die Zeit stehen.
Kein Gedanke kam, nichts, nur eine wortlose Kälte, die vom Rückgrat in die Arme ausrollte. Magdalena starrte auf das Blut, als ob sie es mit dem Blick auslöschen könnte. Als sie es abwischte, war ein heller Streifen auf dem Papier zu sehen. Sie warf es schnell in die Toilette und spülte.
Weg. Nicht mehr da.
Mit Bewegungen, als ob ihr Körper jemand anderem gehörte, wechselte sie die Hose, holte eine Binde heraus und wusch sich die Hände. Das Wasser wenigstens fühlte sich nass und lauwarm an, die Seife duftete nach Veilchen, und sie sah sich im Spiegel in die Augen, es konnte also nicht alles in Auflösung begriffen sein.
Dann kauerte sie sich auf dem Sofa zusammen, die Stirn an die Rückenlehne gelegt, und schloss die Augen.
Wir sind hier zu zweit.
Magdalena schlug die Augen auf und starrte in den Sofabezug. Dann drehte sie sich auf den Rücken und tastete mit der Hand nach dem Telefon auf dem Sofatisch. Während es klingelte, rollte sie sich wieder zusammen und zog eine Decke über sich.
»Ich blute«, sagte sie, als Petter ranging.
»Soll ich kommen?«
»Ja, wenn du kannst. Gern.«
»Klar kann ich. Ich mache hier nur eben alles fertig. Bleib ruhig. Das muss nicht gefährlich sein.«
Magdalena legte auf und drückte das Telefon wie einen Teddybären an die Brust.
Nein, es muss nicht gefährlich sein. Bitte, bitte mach, dass es nicht so ist. Mach, dass wir diesmal ein bisschen Glück
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