Feuerteufel: Roman (German Edition)
natürlich Gesichter geschnitten, die Augenbrauen hochgezogen und so weiter, du weißt schon. All das, was man macht, weil man so schreckliche Angst hat, selbst aufzufallen. Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen, du begreifst nicht, wie es mir geht, du merkst nicht, wenn ich aufhöre zu atmen, du siehst nicht, wenn ich geh. So in der Art ging das Lied. Wir waren solche Schweine.«
Magdalena hielt den Atem an.
Ingemar.
Ein seltsamer Schwindel ergriff sie.
Das war nicht möglich, oder? Nein, das war nicht möglich. Sie sah das verschlossene Gesicht vor sich. Die Hand, die den Grabstein streichelte.
»Petter«, flüsterte sie.
»Ja?«
Er sah auf.
»Es muss Barbro sein. Es muss Barbro sein, die die Briefe geschrieben und die Häuser niedergebrannt hat.«
Der Schwindel nahm zu, sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Magdalena presste die Hand vor den Mund.
Petter starrte sie an. In seinem Blick erkannte sie, dass es wahr war, dass sie recht hatte. Es gab keine andere Erklärung.
»Und ich verdammte Idiotin habe ihr erzählt, wohin wir fahren!«
Petra hatte draußen auf der Landstraße eine Weile in dem Saab der Zivilstreife gesessen, um ganz sicherzugehen, dass niemand Magdalena und Petter gefolgt war. Der Abend war ruhig und still gewesen, die Sonne verschwand hinter den Kiefern.
Schließlich drehte sie um und fuhr nach Hagfors zurück.
Über Funk hatte sie gehört, dass sowohl Magdalenas als auch Petters Haus jetzt observiert wurde. Wenn sie ihn nur heute Abend kriegten, dann hatte die Sache mal ein Ende. Sie hatte Lasse eine SMS geschickt, dass sie später kommen würde.
Auf einer Wiese rechts von der Straße standen ein paar Ponys und fraßen Gras. Sie hatte über Lasses Idee, aufs Land zu ziehen, nachgedacht. Neu anfangen, eine neue Lebensphase beginnen. Beeren und Pilze direkt an der Grundstücksgrenze, vielleicht sogar Jagdrecht. Stille.
Petra fuhr in die Tiefgarage, stieg aus und lief die Treppe hinauf.
Munther rauschte mit dem Telefon am Ohr durch den Flur und nickte ihr zu. Christer hatte den Auftrag erhalten, Magdalenas Hof vom Haus seiner Eltern aus zu observieren.
Folke und Urban standen an der Kaffeemaschine, sie gönnten sich eine kleine Pause beim Betrachten der unzähligen Videofilme.
Es wirkte ganz so, als habe der Abend eben erst begonnen.
Petra ging in ihr Zimmer, um alles für die Observation von Petters Haus zusammenzupacken. Auf der anderen Seite der Trennwand hörte sie Urban und Folke reden.
»Nun mal zurück zu den Filmen«, sagte Folke. »Die OKQ 8 in Ekshärad ist auf jeden Fall bald fertig.«
»Was Interessantes gesehen?«, fragte Urban.
Er klang jetzt nicht mehr so herablassend, sondern schien einen gewissen Respekt vor Folke zu haben.
»Ne, kann ich nicht behaupten. Nur Leute, die in großem Stil Eis kaufen.« Ein kurzes Folkelachen. »Und selbst?«
»Nein, nichts. Die Einzige, die ich bisher gesehen habe, die Benzin in einem Kanister gekauft hat, ist diese Sekretärin vom Värmlandsbladet .«
Petra hörte, wie Folkes schwere Schritte innehielten, und konnte ihn fast Atem holen hören.
»Die Empfangsdame vom Värmlandsbladet ?«
Petras Puls hielt ein paar Sekunden inne und pochte dann doppelt so schnell los.
»Munther!«, rief Folke jetzt mit neuer Autorität in der Stimme. »Munther! Wir haben hier vielleicht was.«
Petra stand zusammen mit Urban und Munther über Folkes Computer gebeugt.
»Ist das hier nicht die Rezeptionistin vom Värmlandsbladet ?«, fragte Folke und zeigte auf eine grauhaarige Dame, die an der OKQ 8 einen rechteckigen Benzinkanister füllte.
Natürlich war sie das.
»Barbro«, sagte Petra.
Sie warf Folke einen fragenden Blick zu.
»Ich weiß, es klingt unglaublich, aber Urban hat sie auch einen Kanister füllen sehen.«
Urban zuckte mit den Schultern.
»Wir sollten schließlich offen und ohne Scheuklappen denken«, sagte er.
Barbro Holmgren. Petra schüttelte den Kopf.
»Spontan will ich es nicht glauben«, sagte Munther, »aber natürlich müssen wir mit ihr sprechen.«
Petra sah das Bild auf dem Schirm an, wie Barbro in weißen Caprihosen, Sandaletten und Bluse neben der Zapfsäule stand.
»Ihr Sohn hat sich vor ein paar Jahren umgebracht«, sagte sie. »Erinnert ihr euch?«
Munther wandte den Blick vom Bildschirm und sah sie an.
Er hatte denselben Schluss gezogen wie sie.
Magdalena erhob sich aus dem Sofa und rannte zur Tür, um Schuhe und Jacke anzuziehen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie hatte
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