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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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Und dazu Stapel von kleinen Notizblöcken, die all die Jahre zum Aufschreiben benutzt worden waren.
    »Werft ihr eigentlich nie etwas weg?«
    »Du weißt doch, meine Mutter ist nicht dafür, was wegzuschmeißen.«
    »Vielleicht sind ja unsere alten Notizen noch da, was meinst du?«, fragte sie und begann zu suchen.
    »Sehr gut möglich.«
    Magdalena nahm einen Block und blätterte ihn durch. Petter, Malin, Papa … Nein, der war falsch. Ganz falsch. Sie nahm einen anderen Block. Petter, Patrick, Papa. Lennart, Patrick, Jompa.
    »Spielt Maggan eigentlich nie Karten?«, fragte sie und nahm einen anderen Block.
    »Sehr selten. Aber sag mal, wollten wir nicht spielen?«
    Petter hatte sich wieder auf dem Sofa niedergelassen.
    »Es macht so einen Spaß, hier in der Vergangenheit zu wühlen.«
    Petter sagte etwas, das wie »typisch Journalisten« klang.
    Ein neuer Block. Da stand auf fast jeder Seite Petter, Ingemar.
    »Welcher Ingemar ist das denn?«, fragte sie und zeigte ihm die Seite.
    Petter kniff die Augen zusammen und betrachtete die kleinen Buchstaben.
    »Das ist Ingemar Holmgren.«
    »Barbros Sohn?«
    »Ja, genau.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr etwas miteinander zu tun hattet.«
    Magdalena blätterte weiter. Die mussten einen ganzen Sommer lang Karten gespielt haben.
    »Das war nur so eine Zeit, den Sommer über. Er war ein bisschen speziell.«
    »Wieso speziell?«, fragte Magdalena und stellte fest, dass Ingemar ziemlich gut pokern konnte. Er hatte Petter fast in jeder Runde geschlagen.
    »Ich weiß nicht. Er war nett und ein wenig altklug. Aber gleichzeitig hatte er auch so etwas Düsteres, da war so eine Traurigkeit über seiner ganzen Person, falls du verstehst, was ich meine. Jemand anders in dem Alter will einfach nur Fußball spielen und mit dem Fahrrad herumfahren.«
    Magdalena klappte den Block zu und legte ihn in die Schublade.
    »Als ich mal bei ihm war, zeigte er mir die Zeichnungen, die er gemacht hatte«, fuhr Petter fort. »Er war verdammt gut im Zeichnen, aber du hättest die Bilder sehen sollen! Verrottende Skelette und Äxte und Blut und Grabsteine.«
    Als Petter sich vorbeugte, um seine Hände anzusehen, fiel ihm das Haar ins Gesicht.
    »Es war, als wollte er mich in dieses … ja, dieses Loch mit runterziehen. Oder vielleicht wollte er auch, dass ich ihm raushelfe, ich weiß es nicht. Es war die ganze Zeit, als hätte er einen Mühlstein um den Hals. Am Ende habe ich meine Mutter gebeten, mich zu verleugnen, wenn er anrief und was ausmachen wollte.«
    Petter sah auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Aber jetzt spielen wir mal. Ich denke gar nicht gern daran.«
    Er nahm das Kartenspiel vom Tisch und mischte auch noch ein paarmal.
    Magdalena nahm einen der neueren Blöcke aus der Schublade, schlug eine leere Seite auf und schrieb ihre Namen auf, während Petter die Karten austeilte.
    »Wir gehen bis fünfhundert, oder?«
    Magdalena nickte und nahm ihre Karten auf.
    Petter machte einen ordentlichen Fächer aus seinen Karten und schob die Haare hinters Ohr.
    »Spricht Barbro manchmal von Ingemar?«, fragte er, nahm eine Karte und verglich mit dem, was er auf der Hand hatte.
    »Nein, niemals.«
    Als Petter fertig nachgedacht hatte, legte er einen Satz Vieren auf den Tisch und fächerte seine Karten wieder auf.
    Sie spielten schweigend eine Weile weiter. Magdalena fragte sich insgeheim, wie es wohl zu Hause aussah, versuchte aber, diese Gedanken wegzuschieben und nur im Hier und Jetzt zu sein. Die Hütte, Petter, Nils, das Feuer, das Kartenspiel. Ruhig bleiben.
    »Verdammt!«, rief Petter plötzlich.
    Magdalena fuhr zusammen und schlug die Hand vor die Brust.
    »Mein Gott, was ist denn? Du erschreckst mich ja zu Tode!«
    »Verdammt! Dass mir das nicht früher eingefallen ist!«
    Petter warf sich an die Sofalehne zurück.
    Magdalena bekam es mit der Angst zu tun. So aufbrausend war Petter sonst nie.
    »Worum geht es denn?«
    »Dieser Satz. ›Du hörst nicht, wenn ich aufhöre zu weinen‹, Ingemar hat ihn geschrieben. Er hat auf einem Weihnachtskonzert in der Oberstufe einen Song gesungen, und ich bin fast sicher, dass diese Zeile darin vorkam. Das war ein paar Jahre nachdem wir was miteinander zu tun gehabt hatten. Ich fand das Lied ziemlich traurig.«
    Petter beugte sich vor, als ob er plötzlich Bauchweh bekommen hätte.
    »Er stand ganz allein auf der Bühne und sang, mit Gitarre dazu. Das war so verdammt mutig. Ich wüsste nicht, wer sich das sonst getraut hätte. Aber wir haben

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