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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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Es brachte sie immer ein wenig aus dem Tritt, ehe sie es geschafft hatte, die Konkurrenzblätter durchzusehen und zu checken, was an einem Tag anlag, von einem Telefonanruf der Zentralredaktion überrascht zu werden. Sie hatte noch nicht mal den Fahrradhelm abgesetzt.
    Sie nahm die Länstidningen mit in die Teeküche, füllte ihre Plastikflasche mit Wasser und setzte sich an den kleinen Küchentisch. Nach einer nicht näher benannten Quelle im Polizeihaus waren »zwei männliche Bekannte, ein Sechzigjähriger und ein Dreiundvierzigjähriger« am Tag zuvor verhört worden. Zwar waren beide Männer wieder freigelassen worden, doch der Quelle zufolge gab es da immer noch »Fragezeichen«. Ihr eigener Text las sich im Vergleich dazu gelinde gesagt lahm.
    Sie erledigte das lieber gleich. Magdalena ging zum Schreibtisch zurück und wählte Bertilssons Durchwahl. Jetzt klang er schon etwas weniger sauer.
    »Das sind in der Tat interessante Neuigkeiten«, gab Magdalena zu. »Es sind zwar beide freigelassen worden, aber ich werde der Sache natürlich nachgehen.«
    »Das ist gut«, erwiderte Bertilsson. »Wir sind jetzt nicht mehr am Ball, also hoffe ich, dass du dich reinhängst und bis morgen etwas Eigenes präsentierst. Normalerweise hast du doch recht gute Quellen bei der Polizei.«
    Normalerweise??
    »Durchaus«, sagte Magdalena. »Es scheint, als würden sie mehreren verschiedenen Spuren nachgehen.«
    »Ich zähle auf dich. Lass von dir hören, wenn du absehen kannst, was der Tag noch so bringt.«
    Während der jährlichen Wochenendkonferenz der Värmlandstidningen auf dem Länsmansgården in Sunne im Frühjahr hatte Magdalena zu ergründen versucht, wer Bertilsson hinter dem kargen Tonfall, den er oft am Telefon anwendete, eigentlich war, und hatte herausgefunden, dass er ein durch und durch freundlicher Mensch war. Doch im einsamen Alltag geriet das leicht in Vergessenheit. Die Entfernung zu den Kollegen in Karlstad kam ihr oft so unendlich groß vor, und das nicht nur geografisch.
    Magdalena öffnete das Fenster. Dann schob sie ihre Hand in die Tagesmappe aus der Wiedervorlage und griff zwei Blätter. Bei dem einen ging es um eine Rockabillyband, die am Wochenende im Kulturhuset spielen würde, und das andere war die Einladung zur Einweihung der neuen Bibliothek am selben Tag.
    Sie legte die Blätter beiseite und nahm ein paar Schlucke von dem Wasser, das schon lauwarm war. Dann rief sie Christer Berglund an.
    »Wie geht’s?«, fragte sie. »Wie kommt ihr mit der Hitze klar?«
    »Geht so«, meinte Christer, »ein bisschen Regen könnte nicht schaden.«
    »Nein, wirklich nicht. Es ist unangenehm, den ganzen Tag lang vor Schweiß zu kleben.«
    Magdalena nahm einen Stift aus der Tasse auf dem Schreibtisch und hörte, wie Christer langsam Luft holte und sich für die Fragen wappnete.
    »Du, ich habe in der Länstidningen gelesen, dass ihr zwei Männer verhört habt. Sind das zwei verschiedene Spuren, oder gehören sie zusammen?«
    »Es sind zwei verschiedene.«
    Die Antwort kam rasch.
    »Kannst du noch mehr sagen, als dass es männliche Bekannte sind?«
    »Leider nein.«
    Wenn sie doch einen Kaffee hätte trinken können. Magdalena schloss kurz die Augen und fragte sich, wer es wohl gewesen war, der Saxberg das alles so willig berichtet hatte. Christer war es nicht, so viel war klar.
    »Worauf stützt ihr euren Verdacht? Zeugenaussagen? Beweise?«
    »Auch darauf kann ich nicht näher eingehen. Aber ich kann sagen, dass wir mehrere unterschiedliche Spuren haben, die wir verfolgen.«
    »Okay«, sagte Magdalena und konnte nicht umhin zu seufzen. »Sind die beiden denn immer noch verdächtig?«
    »Es ist nicht alles ganz glasklar, was ihre Aktivitäten am Sonntagabend angeht, so viel kann ich sagen. Aber ruf doch heute Nachmittag noch mal an, dann habe ich vielleicht mehr.«
    Anhaltender Ballverlust. Das war der einzige Gedanke, der Magdalena durch den Kopf fuhr, als sie das Gespräch beendet hatte.
    Nachdem Christer das Gespräch beendet hatte, lehnte er sich im Stuhl zurück und schloss einen Moment lang die Augen, um sich zu sammeln. Dann nahm er langsam noch eine Farbfotografie aus dem Plastikordner. Er hatte keinen Grund gesehen, sie den anderen zu zeigen.
    Seine Hände zitterten, als er das Gesicht sah. Es sah überhaupt nicht so aus, wie es in den Nächten nach dem Brand in seinen Träumen aufgetaucht war. Was einmal Mirjams Gesicht gewesen war, glich jetzt mehr einem rosafarbenen Klumpen. Ein Ohr fehlte, die Lippen

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