Feuerteufel: Roman (German Edition)
waren schwarz. Die Haare, die er so gern berührt hatte, waren völlig weg, und das Nasenbein stak wie ein angespitzter Stock nach oben.
Was für Schmerzen sie gehabt haben musste. Was für schreckliche Schmerzen. Die Haut auf dem Rumpf und die Arme waren auch schwer verbrannt, das Fleisch darunter glänzte im Blitzlicht der Kamera. Musste Zandra ihre Mutter wirklich so sehen?
Was war das für ein Monster, das zu so etwas fähig war?
Kjell-Ove fuhr nach Norden, an der Autowerkstatt Tallhults vorbei. Er wusste nicht, wohin er unterwegs war. Weg, einfach nur weg. Weg von dem Albtraum. In einem der Gärten in Geijersholm hüpften zwei Kinder fröhlich mit wedelnden Armen auf einem Trampolin.
Cecilia war ihm den ganzen Morgen aus dem Weg gegangen. Wenn er in ein Zimmer kam, verließ sie es. Das schweigsame Spiel, dachte er. Er wusste, dass es seine Rolle war, die Situation zu entschärfen, sich einzuschmeicheln und zu kriechen, aber das machte er nun mal nicht. Stattdessen ging er weg.
Und sag Cecilia nicht, dass ich mich verplappert habe. Sie flippt aus.
Kjell-Ove bremste ab und bog auf die Straße nach Gustavsberg ein. Nach ein paar Kilometern hielt er auf einem Rastplatz und stellte den Motor ab. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lagen beide Regionalzeitungen und glotzten ihn böse an.
Schließlich nahm er die Zeitungen und stieg aus, versuchte zu atmen. Neben den Parkbuchten stand ein Holztisch mit festen Bänken. Ohne zu bemerken, wie spiegelglatt der See dalag, setzte er sich an den Tisch und schlug die Länstidningen auf. Schnell überflog er den Text über die beiden Männer, die verhört worden waren.
Wer konnte der Sechzigjährige sein? Mirjam hatte doch wohl keinen anderen gehabt? Der Gedanke kam ihm absurd vor. Aber trotzdem. Unmöglich war es nicht.
Kjell-Ove versuchte, die Eifersucht zu unterdrücken. Er hatte am allerwenigsten das Recht auf solche Gefühle, und schon gar nicht jetzt.
Wenn er es nun gewesen war, der andere, der es getan hatte? Hatte er sich vor nur wenigen Stunden im selben Haus befunden wie der Mann, der Mirjam umgebracht hatte?
Kjell-Ove wurde schwindelig, ihm war, als ob die Bänke und der Tisch, an dem er saß, schwankten. Um auf andere Gedanken zu kommen, blätterte er die Zeitung durch und ließ den leeren Blick über die Seiten gleiten.
Obgleich er darauf hätte gefasst sein müssen, war er doch überrascht, als auf der Familienseite die Todesanzeige für Mirjam auftauchte. Er strich mit dem Zeigefinger über ihren Namen, als würde die Geste den Text weniger unfasslich machen. Die Buchstaben pulsierten auf dem weißen Hintergrund, hoben und senkten sich. Eine Taube, die durch einen Kranz flog. Zandra und Mathias. Elvira. Verwandte und Freunde. Die Beerdigung findet am Donnerstag, dem 19. August, um 14 Uhr, in der Kirche in Hagfors statt. Im Anschluss wird zu einer Gedenkfeier in das Gemeindehaus eingeladen.
Manchmal die Zeit kurz innehält,
völlig Unerwartetes geschieht.
Jeden Tag verändert sich die Welt,
doch dieselbe wird sie nie.
Nein, nichts würde je wieder dasselbe sein.
Nichts.
Christer wurde von dem anspringenden Drucker auf dem Flur wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt, und er begriff, dass er viel zu lange mit dem Bild von Mirjams Leiche dagesessen hatte. Er schob das Foto in den Plastikordner zurück, stand auf und öffnete die Tür.
Aus Folkes Zimmer war rasches Tastaturgeklapper zu hören. Christer klopfte an den Türrahmen.
»Wie läuft’s?«, fragte er.
Obwohl die Jalousien heruntergelassen waren und das Fenster weit offen stand, herrschte drückende Hitze. In Folkes Nacken war auf dem T-Shirt ein feuchter Halbmond zu sehen.
»Na ja, bisher nicht so gut«, sagte Folke, ohne die Hände von der Tastatur zu nehmen. »Habe gerade die Nachricht vom Labor gekriegt, dass Mirjams Handy derart verbrannt war, dass sie die IMEI -Nummer nicht mehr herausfinden konnten. Das heißt, die SMS können wir leider vergessen.«
»Das ist Pech«, meinte Christer. »Hast du was mit den Anzeigen wegen Vandalismus in Erfahrung bringen können?«
Folke wandte den Blick vom Computer und machte eine halbe Drehung mit seinem Stuhl.
»Hab eben damit angefangen. Das sind schon ein paar, wie du gesagt hast. Zehn, zwölf seit Ferienbeginn. Schwer zu sagen, wo man da anfangen soll.«
»Du kannst kein Muster erkennen?«, fragte Christer im selben Augenblick, als Urban in der Tür auftauchte.
»Nein, es ist eine gelungene Mischung aus allem Möglichen, und was die Opfer
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