Feuerteufel: Roman (German Edition)
angeht, sehe ich auch keinen roten Faden.«
»Meint ihr nicht, dass es unsere alten Bekannten sind?«, fragte Urban. »Jonny Hirntot und Iggy und die alle?«
»Jonny Hirntot?«, sagte Folke und brach in Gelächter aus. »Mein Gott!«
Christer musste auch lachen. Diese Spitznamen, von denen keiner recht wusste, woher sie stammten, die sich aber über Generationen hinweg hielten und nie wieder abgeschüttelt werden konnten, mussten einem Grafen, oder was für einen adligen Titel Folke nun hatte, wirklich exotisch vorkommen.
»Jonny Hirntot ist der Sohn von Quadrathässlich«, fügte Urban hinzu, was Folke noch mehr zum Lachen brachte. »Berüchtigter Schwarzbrenner und kleiner Hehler. Vor fünfzehn, zwanzig Jahren war er für die Hälfte aller Kriminalität im Klarälvdalen verantwortlich, wenn nicht noch mehr. Und der Apfel fällt nun mal nicht weit vom Birnbaum.«
»So ist es«, bestätigte Christer. »Auch Jonny hat im Laufe der Jahre seine Techtelmechtel mit der Ordnungsmacht gehabt, doch da ging es meist um Diebstahl und Einbrüche. Hehlerei. Aber das hier ist was anderes.«
Von Urban war ein leises Räuspern zu hören.
»Nicht dass ein paar eingeworfene Fensterscheiben nicht wichtig wären, aber ich würde doch, wenn möglich, gern mal das Programm wechseln«, sagte er. »Ich habe eine Beschreibung des Anrufers erhalten.«
»Im Ernst?«, fragte Christer. »Erzähl!«
Urban lehnte sich an den Türrahmen und betrachtete seine Notizen.
»Eine ältere Dame, die über der Apotheke wohnt, hat erzählt, dass sie in zwei Nächten jemanden die Telefonzelle hat benutzen sehen. Offenbar hat sie Schlafstörungen, und die Hitze hat das nicht besser gemacht. Die Zeitangabe ist ungenau, aber sie meinte, es sei mitten in der Nacht gewesen, und draußen sei es auch vollkommen still gewesen, keine Autos, keine Menschenseele auf dem Platz, außer diese Person.«
»Und was hat sie gesehen?«
»Der Mann, den sie gesehen hat, trug dunkle Hosen und eine Jacke, deren Kapuze er über den Kopf gezogen hatte. Mit Farben ist es mitten in der Nacht nicht so leicht, aber mit der Kapuze war sie sich ganz sicher. Und dass er mit dem Fahrrad gekommen ist.«
Christer überlegte, wie viel eine alte Dame eigentlich aus so großer Entfernung sehen konnte.
»Alter? Haarfarbe?«
»Weiß ich nicht. Das hat die Kapuze unmöglich gemacht. Erst sagte sie, er sähe aus wie ein Jugendlicher, doch dann hat sie eine Weile nachgedacht und gesagt, dass schließlich alle heutzutage Kappe und Trainingsschuhe tragen. Und da mag sie recht haben.«
»Wie fit wirkte sie auf dich?«
»Sie hörte ziemlich schlecht, meinte aber selbst, dass sie noch recht gut sehen würde. Sie fährt immer noch Auto und geht jeden Freitag zum Bowling. Also, ich habe in meinem Leben schon verwirrtere Zeugen gesehen.«
Christer nickte.
»Okay. Danke, Urban. Jetzt haben wir immerhin etwas. Mal abwarten, was Petra mitbringt. Vielleicht können wir dann ein paar Puzzleteile zusammenfügen.«
Magdalena wischte sich den Schweiß von der Stirn und hängte die Kamera um den Hals, trank ein paar schnelle Schlucke aus der Wasserflasche, schraubte den Deckel wieder fest und schob sie in die Tasche zurück. Das Wasser war fast warm und verursachte noch mehr Übelkeit.
»Schaffst du es, den großen Fisch allein zu halten, oder soll dein Opa dir helfen?«, fragte sie, während sie die Kamera einschaltete und die Batterie checkte.
Das achtjährige Mädchen, Cassandra, packte den Holzstecken, der durch das Maul des Hechts gezogen war, mit beiden Händen und zog, so fest sie konnte. Der Fisch reichte ihr bis zu den Schultern.
»Mann, wie stark du bist«, sagte Magdalena. »Und was für eine tolle Anglerin!«
Magdalena machte schnell eine Bilderserie und beschirmte dann mit der Hand das Display, um das Ergebnis zu begutachten. Die Arme des Mädchens zitterten vor Anstrengung.
Muss reichen, dachte sie. Den Schatten von der Kappe kann ich mit Photoshop aufhellen.
»Darf man die Frau Reporterin zu einer Tasse Kaffee einladen?«, war hinter ihr zu hören.
Cassandras Oma trug ein großes Tablett und war auf dem Weg zu den Gartenmöbeln weiter hinten auf dem Rasen. Magdalena erspähte eine dreistöckige Kuchenetagere und eine Thermoskanne.
»Nein, tut mir leid, ich habe keine Zeit«, sagte sie und schluckte. »Heute habe ich alle Hände voll zu tun.«
Übelkeit und Hitze verursachten ihr Schwindel.
»Ah ja. Wie schade.«
Das Bedauern war offenkundig, doch dann fuhr die Oma in
Weitere Kostenlose Bücher