Feuerteufel: Roman (German Edition)
dermaßen schwitzen sehen. Das war nicht normal.«
»Gab es denn etwas Konkretes, woran du dich gestört hast?«
»Nein, es war mehr das Gefühl, als würde er jedes Wort genau abwägen. Ich werde die Internetverbindungen noch einmal gründlicher checken. Mirjam scheint nicht gerade eine Netzperson gewesen zu sein, zumindest war das bisher mein Eindruck, aber vielleicht findet sich noch mehr.«
Christer nickte und wandte sich dann Urban zu.
»Du kannst weiter die Bewohner über der Apotheke und dem Supermarkt befragen. Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass wir eine gute Beschreibung der Person erhalten werden, die von der Telefonzelle aus angerufen hat, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.«
»Stimmt«, pflichtete Urban ihm bei.
»Und Petra, mach doch bitte weiter damit, die Exfreunde von Mirjam abzugrasen. Aber bitte sie hierher. Keine Ausflüge mehr allein.«
»Okay«, sagte Petra und leerte ihre Tasse.
»Das klingt so, als wäre es ihre Schuld, dass es gestern so gelaufen ist«, sagte Urban, »das war es aber wohl kaum.«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Christer. »Es tut mir leid, wenn das so klang. Ich habe die Verantwortung dafür.«
Petra rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und versuchte, Christers Blick auszuweichen.
Der blätterte in seinen Unterlagen und sagte:
»Um diesen Vandalismus, über den heute im Värmlandsbladet geschrieben worden ist, müssen wir uns auch kümmern, egal wie viel wir gerade an der Backe haben.«
Urban schnaubte verächtlich, woraufhin sich die anderen zu ihm umdrehten.
»Bestimmen jetzt schon die Journalisten, womit wir unsere Zeit verbringen?«, fragte er.
»Nein, natürlich nicht. Aber diesen Sommer hat es tatsächlich ungewöhnlich viele Sachbeschädigungen gegeben, und ich meine damit keine Einbrüche oder Diebstähle, sondern einfach mutwillige Zerstörung. Eingeworfene Fenster, Schmierereien, Autovandalismus. Man muss sich fragen, ob dahinter ein Motiv oder eine Absicht steht.«
Christer sah sie an, und sein Blick bat um Zustimmung. Petra machte der Gedanke müde, mitten in den Ermittlungen wegen Brandstiftung mit Todesfolge irgendwelche Wändebeschmierer zu suchen, doch Christers Blick weckte in ihr den Wunsch, ihn zu unterstützen.
»Irgendwo muss es ja anfangen«, sagte sie, »unter den Jugendlichen.«
Urban zuckte mit den Schultern.
»Sorry, vielleicht liege ich falsch.«
Die Unsicherheit in Christers Blick verschwand.
»Folke«, sagte er, »wenn du ein Zeitfenster hast, sieh doch mal die Anzeigen vom Sommer durch, ob es da vielleicht ein Muster gibt.«
Christer erhob sich, und die anderen folgten schnell seinem Beispiel. Folke eilte davon, Urban ließ sich etwas Zeit. Petra begriff, dass sie vielleicht froh sein sollte, dass Hannes tagelang im Bett lag. Dann machte er immerhin nichts kaputt.
Drei Wochen drüber. Magdalena konnte den Gedanken einfach nicht loslassen. Bevor sie am Abend ins Bett gegangen war, hatte sie in einem der unausgepackten Umzugskartons auf dem Dachboden nach einem Bündel alter Kalender gesucht. Drei Wochen war ungewöhnlich, das war noch nie passiert, seit … damals.
Vielleicht bin ich in die Wechseljahre gekommen, dachte sie, als sie vom Fahrrad sprang und gegen die Einbahnstraße die Köpmangatan hinaufschob.
Als sie die Tür zur Redaktion aufschubste, wurde der Poststapel weiter nach innen gewälzt. Oben auf der Wanderdüne lag die Länstidningen . Sie bückte sich und hob sie auf.
»Zwei Männer wegen Brandstiftung in Hagfors verhört.«
Im Laufe des Sommers hatte Magdalena fast vergessen, wie es sich anfühlte, wenn einen die Kollegen mit einer neuen Nachricht überholten. Die Vertretung, die die Länstidningen eingesetzt hatte, war nicht gerade von der schnellen Sorte gewesen, aber jetzt war ein offenbar gut ausgeruhter Linus Saxberg wieder zurück.
Magdalena hatte den Arm noch voller Zeitungen, als das Telefon klingelte.
» Värmlandsbladet , Hansson.«
»Guten Morgen, guten Morgen. Bertilsson hier. Alles in Ordnung?«
»Durchaus«, sagte Magdalena. »Ich bin eben zur Tür reingekommen, also habe ich es noch nicht geschafft, die Länstidningen zu lesen. Hab nur die Headline auf der Eins gesehen.«
Natürlich war der einzige Anlass für diesen frühen Anruf die Nachricht von Saxberg über die verhörten Männer.
»Dann lies ihn, und ruf mich an«, erwiderte Bertilsson kurz angebunden. »Das sind sehr interessante Neuigkeiten.«
Noch ehe Magdalena antworten konnte, hatte er aufgelegt.
Sie sank auf den Stuhl.
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