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Feuerteufel: Roman (German Edition)

Feuerteufel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerteufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ninni Schulman
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sagen, dass ihnen diese Übung hilft. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    »Okay.«
    »Ja, ich habe gedacht, dass wir heute noch weiter über Ihre Wut reden, und warum Sie niemandem zeigen, wenn Sie wütend sind. Haben Sie mal darüber nachgedacht?«
    »Ich habe es versucht, aber das ist schwer. Es ist schwer zu wissen, was etwas bedeutet und was keine Rolle spielt.«
    »Das verstehe ich. Aber sagen wir mal so – was haben Ihre Eltern gemacht, wenn Sie als Kind wütend geworden sind?«
    »Das kommt darauf an, was passiert ist. Wenn ich zu wütend wurde, hat Mama gesagt, ich soll in mein Zimmer gehen, bis ich genug gewütet hätte.«
    »Wie fühlte sich das an?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Und was haben Sie dann in Ihrem Zimmer gemacht?«
    »Ja, ich habe mich wohl aufs Bett gelegt und geweint. Manchmal habe ich was kaputt geschlagen, und dann gab es ein wahnsinniges Theater, aber das ist ja nicht verwunderlich. Ich denke, ich war ziemlich anstrengend.«
    »Inwiefern anstrengend?«
    »Ich habe bei jeder Gelegenheit geheult. Habe Anfälle gekriegt und so. Keiner konnte so recht damit umgehen, und ich verstehe das auch. Fast alle schienen mich etwas schwierig zu finden.«
    »Und jetzt können Sie sich nicht zugestehen, wütend zu sein?«
    »Doch, das kann ich sehr wohl, aber ich will es nicht zeigen. Ich will kein Opfer sein.«
    »Ist man ein Opfer, wenn man traurig und wütend ist?«
    »Ja, so fühlt sich das an. Man ist dann auf jeden Fall schwach. Ein schwacher Mensch.«
    »Sie sehen müde aus.«
    »Ich bin müde. Ich bin das alles so leid.«

4
    Petra hielt Christer ihren Becher hin, und er schenkte ihr Kaffee ein. Das Logo des Naturverbands auf dem Becher war verblichen. Petra war müde, die Augenlider schwer.
    »Wie fühlst du dich heute?«, fragte er leise.
    Vermutlich, damit die anderen am Besprechungstisch ihn nicht hörten.
    »Doch, ist schon okay«, sagte sie und versuchte, die Erinnerung an Wennlunds Augen wie selbst leuchtende Laserstrahlen in der Dunkelheit zu verdrängen.
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    Petra versuchte zu lächeln und ging zu den anderen, probierte ein wenig von dem Kaffee und setzte sich. Sie mochte nicht mehr darüber reden. Was passiert war, war passiert. Jetzt war es an der Zeit, nach vorn zu schauen.
    »Die technische Untersuchung ist jetzt so gut wie abgeschlossen«, sagte Christer. »Es hat sich herausgestellt, dass die erste Vermutung stimmt: Es war Benzin. Eine Flasche ist unter dem Sofatisch im Wohnzimmer gelandet. Die andere war vermutlich ein Irrläufer und blieb im Beet vor dem Küchenfenster liegen. Hier seht ihr die Bilder.«
    Christer legte ein paar Farbausdrucke auf den Tisch.
    »Hier kann man die Konturen von brennbarer Flüssigkeit im Parkettfußboden sehen«, erklärte er und fuhr mit dem Stift an der kaum sichtbaren unregelmäßigen Kante entlang. »Edermo schätzt, dass die Temperatur sich auf fünf- bis sechshundert Grad belaufen hat.«
    Petra nahm sich ein Bild nach dem anderen. Alles war rußgeschwärzt und verkohlt. Vom Sofa war nur noch ein undefinierbarer Haufen übrig, und auf dem Fußboden lagen Glas und zerbrochene Gegenstände, die nicht mehr zu identifizieren waren. Das Feuer war die Wände hinaufgeklettert und durchs Dach gebrochen. Je mehr Fenster durch die Hitze zersprangen, desto mehr Sauerstoff hatten die Flammen erhalten und hatten sich immer schneller durch das Haus arbeiten können.
    Petra meinte zu hören, wie es brüllend von Zimmer zu Zimmer zog. Wortlos schob sie die Fotos Urban zu.
    »Innerhalb weniger Minuten stand das komplette Haus in Flammen«, fuhr Christer fort. »Man kann sagen, das ist eine sehr wirkungsvolle Methode.«
    Es blieb lange still.
    Wachte man noch auf, wenn es anfing zu brennen, oder erstickte man im Schlaf? Die Vorstellung, von Nellies oder Hannes’ Schreien geweckt zu werden, ohne ihnen helfen zu können, ließ Petra schaudern. Wenn sie nach Haus kam, würde sie als Erstes sicherheitshalber mal die Batterien in den Feuermeldern überprüfen.
    Als Christer das letzte Bild zurückbekommen hatte, schob er alle zusammen und klopfte mit dem Papierstapel auf den Tisch.
    »Yngve Wennlund mussten wir also nach dem Verhör gestern wieder ziehen lassen«, sagte er. »Zugegebenermaßen sehr widerwillig. Dasselbe gilt für Kjell-Ove Magnusson, oder?«
    Folke nickte.
    »Da stimmt irgendwas nicht, aber es ist schwer zu sagen, was das sein könnte. Gewiss war es gestern heiß, aber ich habe noch nie einen Menschen

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