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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schmaler, wirkte im Vergleich wie ein Halbwüchsiger, der sich unter die Erwachsenen gemischt hatte.
    Ferdinand war froh, dass er nicht auf die gleiche Weise begrüßt wurde. Da Oisin ihn zu Ciaras und Saraids Beschützer ernannt hatte, gesellte er sich zu den beiden und folgte ihnen zu dem Lagerplatz, den O’Néills Männer ihnen gerade zuwiesen.
    Als einige Zeit später die Hammel an den Bratspießen steckten und Met und Bier ausgeschenkt wurde, hatte es den Anschein, als habe Aodh Mór O’Néill die Clans zu einem riesigen Fest zusammengerufen. Niemand traf Vorbereitungen für den Kampf, obwohl der Earl of Essex mit seinen Truppen weniger als einen Tagesmarsch entfernt lagerte.
    Als Oisin O’Néill darauf ansprach, winkte dieser lachend ab. »Es wird wahrscheinlich gar keine Schlacht geben. Der Earl of Essex hat mir Verhandlungen angeboten, und ich werde mich morgen mit ihm treffen.«
    »Und warum habt Ihr dann all diese Krieger zusammengerufen?«, fragte Oisin erstaunt.
    »Damit der Engländer es sich nicht anders überlegt. Sein Heer ist durch Krankheit und Desertation geschwächt, und die meisten seiner Männer, die aus Irland stammen, sind zu mir übergelaufen. Das weiß er. Ebenso ist ihm klar, dass Henry Bagenal, John Chichester und Conyers Clifford bereits den Tod gefunden haben und etliche tausend englische Soldaten mit ihnen. Da der Herbstregen die Wege nahezu unpassierbar macht und die Kanonen und Proviantwägen bald bis zu den Achsen im Schlamm versinken werden, sind die Engländer im Nachteil. Denn wir können sie jederzeit aus der Deckung der Moore und Wälder heraus attackieren. Wenn der Earl of Essex jetzt versucht, gegen Uladh zu marschieren, müsste er sich bald schmählich zurückziehen, und das lässt sein Stolz nicht zu. Daher wird er eine Übereinkunft mit mir suchen, um den Kampf zu vermeiden. Er hat andere Pläne, die uns zugutekommen werden.«
    Welche Pläne das waren, verriet Aodh Mór O’Néill nicht. Aber er wirkte so zufrieden, als hätte er mit dem Earl of Essex bereits einen vorteilhaften Frieden geschlossen.
    Oisin war außer sich. All seine Hoffnungen, seine Macht und seinen Einfluss durch tapferes Verhalten in der Schlacht zu mehren, schienen gescheitert. Als er zu seinen Leuten zurückkehrte und ihnen erklärte, was O’Néill vorhatte, wirkte der junge Kirchberg noch betroffener als er selbst, hatte er doch ebenfalls gehofft, sich im Kampf auszeichnen zu können. »Das ist doch Unsinn!«, rief Ferdinand aus. »O’Néill kann keinen Frieden mit den Engländern schließen, solange deren Festungen unser Land einschnüren.«
    »Vielleicht hat Essex zugesagt, diese zu räumen«, wandte Aithil ein.
    »Andernfalls würde ich einen Waffenstillstand auch nicht schließen.«
    Ferdinand grollte dem Rebellenführer, der dem Anschein nach seine eigenen Ziele verfolgte und stolze Männer wie Oisin wie Knechte behandelte. Das war kein gutes Omen für Irlands Zukunft. Nun fragte er sich, ob dem Earl of Essex nur deshalb an einem Waffenstillstand gelegen war, weil dieser die Iren zunächst einmal ihren internen Streitigkeiten überlassen wollte. Die Engländer konnten sicher sein, dass die Seite, die zu unterliegen drohte, sie wieder zu Hilfe rufen würde. Von seinen irischen Freunden hatte Ferdinand erfahren, dass dies schon mehrfach der Fall gewesen war. Doch wenn die Engländer diesmal wiederkamen, würden sie sich nicht mit einem kleinen Teil der Insel begnügen, sondern alles nehmen.
    Mit dem Gefühl, gegen eine Hydra zu kämpfen, der die Köpfe schneller nachwuchsen, als sie abgeschlagen werden konnten, verließ Ferdinand die Gruppe um Oisin O’Corra und ging zu den Frauen hinüber. Während Saraid sich eifrig mit den anderen Irinnen unterhielt, hatte Ciara sich ein wenig abgesondert und auf einen Baumstumpf gesetzt.
    »Ist es erlaubt, sich zu Euch zu setzen?«, fragte er so höflich, als wären sie noch nie Haut an Haut gelegen. Es war für sie beide wichtig, den Schein zu wahren.
    Dies wusste auch Ciara. Sie rückte lächelnd zur Seite, damit er Platz fand. »Ihr seht arg grimmig drein, Herr Ferdinand.«
    »Weniger grimmig als ratlos. O’Néill will mit Essex verhandeln. In meinen Augen kann nichts Gutes dabei herauskommen.«
    Ciara nickte verbissen. »Ich habe gehört, dass sie sich morgen an der Furt treffen wollen. Jeder von ihnen wird nur mit kleiner Begleitung erscheinen, so als wollten sie vermeiden, dass die Leute erfahren, was sie miteinander aushandeln.«
    Ihr war klar,

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