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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mit Edelsteinen besetzt.
    Obwohl Ferdinand auf dem Kontinent bereits hohe Edelleute in goldschimmernder Wehr gesehen hatte, so übertraf Essex jeden von ihnen. Fast hatte er den Eindruck, der Mann wolle die Iren allein durch seine Erscheinung zum Aufgeben bewegen.
    Inzwischen war auch Aodh Mór O’Néill eingetroffen. Erneut wechselten die Herolde einige wohlgesetzte Worte, dann ritten sowohl der englische wie auch der irische Anführer in die Furt hinein, während ihr Gefolge am Ufer zurückblieb.
    Als O’Néill ins Blickfeld kam, musste Ferdinand schlucken. Auch ihr eigener Anführer war voll gerüstet, so als stünde ihm ein Zweikampf bevor und keine friedliche Unterredung. O’Néills mächtiger Bart fiel ihm bis auf die Brust und war mit Bändern verziert. Zwar war seine Kleidung weniger prunkvoll als die seines Gegenübers, aber sie deutete ebenso seinen hohen Rang an wie die kostbare Satteldecke und der Beschlag des Sattels. Er war um einiges älter als Essex und saß auf einem wuchtigen Hengst, der sein Gewicht zu tragen vermochte. War der Engländer groß, aber schlank, so wirkte Aodh Mór O’Néill gegen ihn so hoch und breit wie eine der mächtigen Eichen der irischen Wälder.
    Nun deutete O’Néill eine Verbeugung an. »Euer ergebenster Diener, Mylord!«
    Essex musterte ihn nervös und hob dann den Kopf. »Ich führe Klage gegen Euch, Mylord, im Namen Ihrer Majestät, der Königin.«
    Aodh Mór O’Néill hob scheinbar überrascht die Hände. »Verzeiht, Mylord, doch ich kann Euren Worten nicht folgen.«
    »Ihr habt Euch gegen Ihre Majestät, die Königin von England und Irland, erhoben und Euch der Rebellion schuldig gemacht!«, fuhr Essex fort.
    »Vergebt mir, Mylord Essex, doch ich habe mein Schwert niemals gegen Ihre Majestät Königin Elisabeth erhoben, sondern nur mein Land und das meiner Freunde gegen Feinde verteidigt, die es uns wegnehmen wollten.«
    O’Néill lügt, dass sich die Balken biegen, fand Ferdinand. Obwohl er den Mann nur wenige Male gesehen und noch seltener sprechen gehört hatte, konnte er sich genau daran erinnern, wie jener die Königin von England verspottet hatte.
    Der Earl of Essex tat jedoch so, als glaube er dem Heerführer der Iren. »Ich verspreche Euch im Namen Ihrer Majestät, dass Eure Klagen geprüft und Euch Gerechtigkeit widerfahren wird, Mylord Tyrone. Doch nun lassen wir die Waffen schweigen und geloben, in Frieden miteinander zu leben.«
    »So sei es!«, antwortete O’Néill mit weit tragender Stimme.
    Ferdinand hatte das Gefühl, einem vorher vereinbarten Spiel beizuwohnen, und er sah, dass es Ciara nicht anders erging. Die beiden Herren sprachen weiter, doch ging es jetzt nur noch um einige strittige Einzelheiten, die alle zu Aodh Mór O’Néills Zufriedenheit gelöst wurden.
    Nachdenklich musterte Ferdinand die Männer am anderen Ufer. Auf den Gesichtern der englischen Edelleute las er Überraschung, Scham und offene Wut. Wie es aussah, hatte der Earl of Essex nicht einmal die eigenen Untergebenen in seine Pläne eingeweiht. Doch was plant der Mann?, fragte Ferdinand sich. Der Waffenstillstand, den er den Iren anbot, überließ diesen nicht nur den größten Teil der Insel, sondern gab auch einige der wichtigsten Positionen Englands preis. Wenn dieser Vertrag ernst gemeint war, hatte O’Néill einen großen Erfolg errungen.
    Doch daran vermochte Ferdinand nicht zu glauben. Es passte nicht zu diesem Volk, das dem Papst die Gefolgschaft im Glauben aufgekündigt und Spanien durch die Vernichtung der Großen Armada gedemütigt hatte, seinen Anspruch auf Irland aufzugeben.
    In seine Überlegungen verstrickt, überhörte Ferdinand beinahe die nächsten Sätze, die Essex an O’Néill richtete. »Schwört, nie gegen die Interessen Ihrer Majestät der Königin von England gehandelt zu haben und diese als Eure Oberherrin anzuerkennen, dann wird dieser Vertrag Wirklichkeit sein.«
    »Das schwöre ich von ganzem Herzen!« Aodh Mór O’Néill klang so ehrlich, als meinte er seinen Eid tatsächlich ernst.
    Während Ferdinand sich noch fragte, was er von dem Gehörten und Gesehenen halten sollte, sah er, wie die beiden Herren sich voneinander verabschiedeten und zu ihrem jeweiligen Gefolge zurückkehrten. Die Engländer jenseits des Flusses konnten sich kaum mehr beherrschen. Einige – darunter Richard Haresgill – redeten gleichzeitig auf Essex ein, andere fluchten, und der Rest sah aus, als hätte es ihm sämtliches Korn verhagelt. Eine solche Stimmung, sagte

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