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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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auszunutzen.
    Dennoch erreichten sie nach einer guten halben Stunde ungesehen den Fluss und hielten sich dort weiterhin verborgen, weil am anderen Ufer englische Soldaten patrouillierten und die Furt überwachten.
    »Der Earl of Essex scheint Angst zu haben, wir Iren könnten ihn während seiner Verhandlung mit O’Néill gefangen nehmen wollen«, spottete Ciara.
    »Ich würde sagen, er ist nur vorsichtig. Ich hoffe, Aodh Mór O’Néill ist es auch«, antwortete Ferdinand.
    »Bitte nicht zu sehr, sonst entdecken sie uns.«
    Schelmisch lächelnd huschte Ciara weiter und ließ sich von Ionatán zu einer Stelle leiten, an der der Fluss das Ufer unterspült hatte und die ins Wasser ragenden Zweige mehrerer Büsche eine Höhle verdeckten. Darin würden sie, wie Ionatán ihnen mitteilte, allerdings bis zu den Knien im Wasser stehen.
    Ciara winkte ab, raffte ihren Rock und betrat das Versteck.
    »Kommt, Herr!«, forderte Ionatán Ferdinand auf.
    Dieser folgte der Aufforderung und fand sich kurz darauf in einer kleinen, von einem grünen Vorhang verdeckten Grotte wieder. Zwar musste er sich ein wenig bücken, um nicht gegen die hineinragenden Zweige zu stoßen, doch als er ein paar beiseiteschob, konnte er die Furt überblicken, an der das Treffen stattfinden sollte.
    »Wir müssen ganz leise sein, damit uns niemand hört«, warnte er seine beiden Mitverschworenen.
    »Dann solltest du nicht so im Wasser herumstapfen, wie du es eben getan hast«, riet Ciara ihm fröhlich.
    »Deine Zunge ist so scharf wie ein Schwert«, antwortete Ferdinand mit einem theatralischen Stöhnen.
    Ionatán legte ihm die Hand auf die Schulter. »Still jetzt! Sie kommen!«
    Alle drei äugten zwischen den Zweigen hindurch auf die Furt. Den Weg auf der eigenen Seite konnten sie nicht einsehen, dafür aber die gesamte Furt und das Ufer auf der englischen Seite. Dort tauchten eben drei Reiter in blinkenden Harnischen auf, von denen jeder ein riesiges Banner trug. Das rote Kreuz auf weißem Grund war, wie Ferdinand wusste, Englands Fahne. Das geviertelte Banner mit drei Leoparden, drei Lilien, Rose und Harfe musste der Königin gehören. Damit konnte das dritte, vor Gold- und Silberfäden strotzende Banner nur das des Earls of Essex sein.
    Der Mann ist wohl gar nicht eitel, spottete Ferdinand in Gedanken, denn er sah Edelsteine in den Stickereien des Essex-Banners glitzern.
    Die englischen Herolde hielten an ihrem Ufer an und starrten unverwandt herüber. Was sich dort tat, konnten Ciara, Ferdinand und Ionatán nur anhand der Geräusche erraten. Wie es sich anhörte, hatte auch Aodh Mór O’Néill einen Vortrab aus mehreren Reitern geschickt, die nun zu den Engländern hinüberriefen, ihr Herr wäre bereit, sich mit Seiner Lordschaft, dem Earl of Essex, zu treffen.
    In ihrer Antwort betitelte der englische Oberherold O’Néill als Earl of Tyrone, um diesem zu schmeicheln und gleichzeitig auf Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Heerführen hinzuweisen.
    Nachdem einige Sätze gewechselt worden waren, kehrten die Herolde auf beiden Seiten wieder um, und es blieb für lange, quälende Augenblicke still. Ferdinand war Wasser in den Stiefel gelaufen, und er fluchte leise vor sich hin, während Ciara angespannt zum englischen Ufer hinüberstarrte und es kaum erwarten konnte, den Earl of Essex zu sehen.
    Zunächst kehrten nur die Herolde zurück. Ihnen folgte ein Trupp junger Edelleute in farbenprächtigen Gewändern mit dem Symbol des Earls auf der Brust. Dahinter zogen Leibwachen auf, die in dunkles Eisen gehüllt und mit langen Hellebarden bewaffnet waren. Als diese ihre Posten eingenommen hatten, erschienen mehrere aufgeputzte Offiziere mit blank polierten Brustpanzern und federbesetzten Helmen.
    Ferdinand kannte keinen Einzigen von ihnen, doch Ionatán wies auf einen lang aufgeschossenen, hageren Mann, dessen Miene Zorn und Hass ausdrückte. »Das ist Richard Haresgill, der uns Ui’Corra die Heimat geraubt hatte.«
    In seiner Erregung sprach der junge Ire fast zu laut, doch im selben Augenblick klangen Trompeten auf und übertönten seine Stimme.
    Nun erst erschien Robert Devereux, Lord Lieutenant of Ireland, Earl of Essex und Träger vieler anderer hoher Titel und Würden in England. Sein Pferd zählte zu den besten, die Ferdinand je gesehen hatte, und der Sattel und die Satteldecke waren aufwendig mit Edelsteinen und Goldstickereien verziert. Die Rüstung des Earls stellte ein Meisterstück der Plattnerkunst dar und war ebenso wie seine Schwertscheide

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