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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dass die falschen Berater sich im Tower wiederfinden und ihrer Hinrichtung entgegensehen.«
    Einen Augenblick lang überlegte Charles Blount, ob er Essex klarmachen sollte, dass das Heer ihm bei einem solchen Staatsstreich niemals folgen würde. Da er in dem Fall jedoch befürchten musste, von Essex festgesetzt zu werden, suchte er verzweifelt nach einer Ausrede.
    »Verzeiht, Euer Exzellenz, aber um unsere Truppen nach England überzusetzen, fehlt es uns an Schiffen. Wir müssten erst Boten schicken, um welche zu holen …«
    »… und würden damit Cecil und die anderen Kreaturen warnen«, unterbrach Essex ihn heftig. »Sie würden Ihrer Majestät noch mehr Lügen über mich erzählen und vielleicht sogar verhindern, dass die Schiffe auslaufen, um mein Heer abzuholen. Die Kapitäne sind ohnehin mit Cecil und Raleigh im Bunde und helfen ihnen, mich zu verleumden und um die mir zustehende Ehren zu bringen.«
    »Ihr bleibt also hier in Irland?«, fragte Blount hoffnungsvoll.
    Essex schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann nicht in Irland bleiben, sondern muss Ihre Majestät vor dem verderblichen Einfluss dieser Schurken bewahren. Seht zu, dass Ihr so viele Schiffe zusammenbringt, dass ich mich mit meiner Dienerschaft und meiner persönlichen Eskorte einschiffen kann.«
    Blount begriff, dass er Essex nicht würde umstimmen können, und bat, sich verabschieden zu dürfen.
    »Geht!«, sagte der Earl, rief seine persönlichen Diener und befahl diesen, seine Sachen zu packen und alles für die Abreise vorzubereiten.
    Die Männer waren gewohnt, ihm zu gehorchen, und stellten keine Fragen. Auch die Leibwachen nahmen seine Befehle als gegeben hin, und seine engsten Freunde, die ihn nach Irland begleitet hatten, um hier Ruhm und Ehren zu erringen, waren nach diesem ernüchternden Feldzug froh, gemeinsam mit ihm nach England zurückkehren zu können.
    Noch während Richard Haresgill und dessen Freunde auf eine Audienz bei Essex warteten, um dem Lord Lieutenant ihre Proteste zu überbringen, bestieg dieser ein Schiff und ließ Irland hinter sich. Als letzte Amtshandlung setzte er Charles Blount als neuen Feldherrn der zurückbleibenden Truppen ein und richtete all seine Gedanken auf den Augenblick, in dem er vor Elisabeth stehen würde und seinen Standpunkt vertreten konnte.

15.
    D ass sich der Krieg in Irland vollkommen anders entwickelt hatte als von ihm geplant, war nur ein Grund, aus dem Essex nach England zurückkehren wollte. Ein weiterer war die Furcht, seinen Einfluss bei Hofe und vor allem bei der Königin zu verlieren. Schon ein paarmal hatte Elisabeth in seiner Abwesenheit Entscheidungen getroffen, die er niemals geduldet hätte. Der Gedanke, sie könnte nun, da er fern von ihr weilte, erneut Robert Cecil oder Walter Raleigh ihr Ohr leihen, machte ihn rasend.
    Das Schiff, das ihn nach England brachte, fuhr ihm zu langsam, und er beschimpfte den Kapitän als Verräter, der ihm schaden wolle. Endlich angekommen, ließ er die Pferde ausladen und befahl den sofortigen Aufbruch.
    Seine Begleiter hatten erwartet, im Haus eines seiner Freunde bei gutem Wein und reichlichem Essen den Regen und Irlands schlammige Wege fürs Erste vergessen zu können. Doch es war, als wäre ein Dämon in Essex gefahren. Er brauste mit seinem Gefolge wie die Wilde Jagd durch Südengland, ohne sich um den Herbstregen zu scheren, der die Kleider durchnässte, oder auf die schier grundlosen Straßen Rücksicht zu nehmen. Schlamm spritzte unter den Hufen der galoppierenden Pferde auf und besudelte die Kleider, doch Essex kannte kein Erbarmen. Stunde um Stunde saß er im Sattel und trieb sein Pferd vorwärts. Die Häuser und Paläste seiner Freunde suchte er nur auf, um die erschöpften Gäule gegen frische auszutauschen und ein paar Stunden zu schlafen, bevor es am nächsten Tag in gleicher Hast weiterging.
    Keiner seine Begleiter begriff, aus welchem Grund er diesen Parforceritt unternahm. Da sie an seine oft überraschenden Entschlüsse gewöhnt waren, folgten sie ihm, bis London vor ihnen auftauchte. Doch statt zu seinem Haus zu reiten, um sich dort den Schmutz aus dem Gesicht zu waschen und frische Kleider anzuziehen, lenkte Essex sein Pferd zum Palast, stieg auf dem Vorhof steifbeinig aus dem Sattel und schritt an den Wachen vorbei durch das Eingangsportal.
    Erstaunte Blicke trafen ihn, niemand jedoch wagte, ihn aufzuhalten. Jeder fürchtete seinen Einfluss auf die Königin und fast noch mehr seine Rachsucht, die oft genug nur durch Blut

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