Feuertochter: Roman (German Edition)
ertragreich zu machen, und gute englische Rinder und Schafe auf diese Insel gebracht, um die Steuereinnahmen Ihrer Majestät zu erhöhen und damit Englands Ansehen in der Welt zu mehren. Doch anstatt uns die Achtung zu zollen, die uns für die Zivilisierung Irlands gebührt, tritt Essex unsere verbrieften Rechte mit Füßen und erlaubt es Wilden wie Hugh O’Neill und Oisin O’Corra, über uns zu lachen!«
Baron Mountjoy ließ den Wortschwall zunächst schweigend über sich ergehen, hob dann aber die Hand, um selbst zu Wort zu kommen. »Hugh O’Neill einen Wilden zu nennen erscheint mir despektierlich. Ihre Majestät hat ihn immerhin als Earl of Tyrone bestätigt, einen Titel, den Ihrer Majestät Vater, unser guter König Henry, geschaffen hat.«
»Hugh O’Neill mag so viele Titel tragen, wie er will, dennoch bleibt er ein Ire und als solcher treulos und verräterisch. Vor allem aber ist er ein Knecht des Bischofs von Rom!« Haresgills scharfer Tonfall war einem höherrangigen Herrn gegenüber unangebracht, doch in seinem Zorn kannte er keine Grenzen. Erregt trat er näher, so dass ihre Wämser sich beinahe berührten, und starrte Blount herausfordernd an.
»Wir Engländer in Irland werden dieses Abkommen niemals akzeptieren! Wir haben hier für England geblutet und das Land urbar gemacht. Aus diesem und aus vielen anderen Gründen hat Essex kein Recht, unseren Besitz den Iren zu überlassen. Eher reise ich noch einmal nach London, um Ihrer Majestät unser Anliegen vorzutragen.«
Charles Blount schob Haresgill ein Stück zurück. »Jetzt beruhigt Euch, Sir, und wartet ab. Noch ist der Vertrag, den Essex mit Hugh O’Neill ausgehandelt hat, nicht von Ihrer Majestät unterzeichnet worden. Ich werde heute noch nach London schreiben, dass es große Vorbehalte gegen diese Vereinbarung gibt. Mehr kann ich im Augenblick nicht für Euch tun.«
»Tut das!«, schnaubte Haresgill, so als wäre der andere nur ein Winkeladvokat, der in seinem Auftrag handelte, und nicht der Stellvertreter des Lord Lieutenants von Irland.
Für Mountjoy war die Situation schwierig. Er fühlte sich für Essex verantwortlich, hätte aber an dessen Stelle anders gehandelt. In der Hoffnung, seinen Kommandanten doch noch von einem in seinen Augen schwerwiegenden Fehler abhalten zu können, bat er Richard Haresgill, ihn zu verlassen, und suchte Essex auf.
Der Earl hatte seit seiner Rückkehr nach Dublin seine privaten Gemächer kaum noch verlassen. Auch stand seine persönliche Leibwache vor jeder Tür des Trakts, den er bewohnte, und verweigerte jedem den Zutritt, dem ihr Herr nicht die Erlaubnis erteilt hatte, ihn aufsuchen zu dürfen. Auch Charles Blount musste warten, obwohl er sich Essex’ Freund nennen konnte. Erst nach geraumer Zeit kam einer der Leibwächter, forderte ihm Schwert und Dolch ab und öffnete dann erst die Tür. Tief durchatmend betrat der Offizier das Zimmer. Es war darin so dunkel, dass er einige Augenblicke warten musste, bis er etwas sehen konnte. Den Earl entdeckte er erst nach einigem Suchen auf einem Stuhl am anderen Ende des Raumes.
»Seid Ihr es, Mountjoy?«, fragte dieser.
»Euer ergebenster Diener, Euer Exzellenz«, antwortete Blount und merkte dann erst, dass er dieselbe Formulierung benützt hatte wie Hugh O’Neill bei der Verhandlung der beiden Heerführer.
»Ihr seid ein wahrer Freund, Mountjoy, und versteht, weshalb ich mit O’Néill Frieden schließen musste«, fuhr der Earl of Essex fort. »Meine Feinde in London und auch hier in Irland spinnen Intrigen gegen mich und verleumden mich bei Ihrer Majestät. Fern vom Hof bin ich nicht in der Lage, mich gegen diese Schurken zur Wehr zu setzen. Aus diesem Grund werde ich nach London zurückkehren, dort meine Neider niederwerfen und Ihrer Majestät erklären, wie sehr ich von diesen verleumdet worden bin.«
Charles Blount fühlte sich, als hätte Robert Devereux ihm aus heiterem Himmel eine Ohrfeige verpasst. »Euer Exzellenz, das könnt Ihr nicht machen! Ihre Majestät hat Euch den strikten Befehl erteilt, so lange in Irland zu weilen, bis der Aufstand dieses renitenten Volkes niedergeschlagen ist.«
»Die Königin ist ein schwaches Weib und lässt sich von ihren Beratern nach Belieben lenken. Ich sehe sie direkt vor mir, die Herren Räte Ihrer Majestät, wie sie ihr Gift in die Ohren träufeln, Gift, das mich fällen soll! Doch ich schwöre Euch, dass dies nicht geschehen wird. Eher setze ich mit meinem ganzen Heer nach England über und sorge dafür,
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