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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wenigstens ein wenig wie Cecil wäre oder wie Raleigh, dachte sie niedergeschlagen. Doch Mut nützte nur, wenn er durch Verstand geleitet wurde, und an diesem hatte Robert Devereux es schon mehrfach fehlen lassen.
    Elisabeth wollte nicht nachrechnen, wie viele tausend Pfund sie bereits verloren hatte, nur weil er gegen ihre Befehle gehandelt hatte, um seinen Ruhm zu steigern. Damit war er immer wieder gescheitert. Auch diesmal kehrte er nicht als strahlender Sieger zurück, sondern als Versager. Zunächst erschrak sie vor diesem Wort, doch wie anders sollte sie das, was er sich in Irland geleistet hatte, bezeichnen?
    Als Frau empfand sie Mitleid mit ihm und sagte sich, dass sie ihn früher hätte anleiten und sogar zurechtstutzen müssen wie einen Baum im Spalier. Sie hatte ihm zu viel durchgehen lassen und trug daher eine Mitschuld an dem, was nun geschehen war.
    »Sir, ich bitte Euch, kehrt in Euer Londoner Heim zurück und reinigt Euch. Erscheint wieder bei Hofe, wenn ich Euch so empfangen kann, wie Ihr es verdient!«, sagte Elisabeth in ruhigem Tonfall.
    Gleichzeitig warf sie sich vor, zu weich zu sein. Um England nicht noch mehr zu schaden, durfte sie diesem Mann, dessen Witz sie so oft erheitert hatte, nicht mehr solche Macht überlassen. Nichts von dem, was sie ihm übertragen hatte, war von ihm zum Dienste des Landes verwandt worden, alles hatte er nur für sich selbst genutzt.
    Essex vernahm den sanften Unterton in Elisabeths Stimme und verspürte Triumph. Noch immer hatte er Macht über diese Frau, vielleicht noch mehr als früher, denn sie war alt und verbraucht und benötigte daher eine Stütze, die ein Kretin wie Robert Cecil ihr niemals bieten konnte. Mit einer energischen Bewegung erhob er sich und verbeugte sich vor ihr. Dabei verkniff er sich ein Lächeln, denn wie eine Fairy Queen, wie sie einmal genannt worden war, erschien sie ihm mit ihrem kahlen Kopf und dem runzligen Gesicht wahrlich nicht mehr.
    »Mit Euer Majestät Erlaubnis werde ich mich zurückziehen und kehre zu einer besseren Stunde wieder«, sagte er und verließ rückwärtsgehend den Raum. Sich umzudrehen und ihr den Rücken zuzukehren, wagte er allerdings nicht. Dies hatte sie schon einmal erzürnt und dazu getrieben, ihm vor versammeltem Hof eine Ohrfeige zu versetzen. In seiner jetzigen Situation konnte er es sich nicht leisten, sie noch einmal auf diese Weise zu verärgern. Doch sobald er mit seinen Feinden am Hof und im irischen Heer aufgeräumt hatte, würde er dafür sorgen, dass dieses Klappergestell nur noch zeremonielle Aufgaben übernahm und ihm die Regierungsgeschäfte überließ.
    Elisabeth sah ihm nach und fühlte förmlich, was ihm durch den Kopf ging. Kaum wurde die Tür hinter ihm geschlossen, fuhr sie ihre Damen an. »Macht rasch! Ich will mich ankleiden. Und ruft Robert Cecil zu mir. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.«
    Ihre Kammerfrauen begriffen, dass Eile vonnöten war. Kurz darauf stand die Königin in prachtvollen Kleidern im Raum, auf dem Kopf die Perücke, während der runzlige Hals hinter einem aufwendig gefalteten Rundkragen verborgen war. Das Gesicht wurde weiß geschminkt und die Lippen mit roter Farbe betont. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass sie wieder präsentabel aussah, und so befahl sie, ihren Staatssekretär zu sich zu rufen.
    »Ihr könnt gehen«, sagte sie zu ihren Damen, als Robert Cecil eintrat und sich verbeugte. Dann wandte sie sich diesem zu. »Berichtet mir über Irland!«
    »Der Feldzug des Earls of Essex war – so leid es mir tut, dies sagen zu müssen – eine einzige Katastrophe. Weder hat er die ihm aufgetragenen Befehle befolgt noch einen entscheidenden Sieg errungen.«
    Selten zuvor hatte Robert Cecil in so schonungslosen Worten über Essex gesprochen. Elisabeth, die ihn sehr gut kannte, begriff, dass ihre schlimmsten Befürchtungen wahrscheinlich noch übertroffen worden waren.
    »Wie steht es dort wirklich? Sagt es offen, ohne etwas zu beschönigen!«, befahl sie.
    Robert Cecils Miene spannte sich an, denn er kannte die Vorliebe der Königin für Essex. Doch das Wohl des Königreichs ließ es nicht zu, dessen Handeln zu entschuldigen. »Euer Majestät, Seine Exzellenz, der Earl of Essex, hat mit dem Rebellen Hugh O’Neill einen Waffenstillstand abgeschlossen, der diesem mehr als die Hälfte Irlands überlässt, und zwar ohne Kontrolle durch England. Wenn Euer Majestät diesem Vertrag zustimmt, vermag Hugh O’Neill jederzeit spanische oder andere feindliche

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