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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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diese Schar übertragen hatte, fühlte er sich durch die Desertation der Überläufer persönlich verraten. Außerdem ärgerte er sich über sich selbst, dass er nicht besser auf die Männer achtgegeben hatte.
    »Soll ich sehen, ob Gamhain ihre Fährte aufnehmen kann?«, fragte Toal, der hoffte, auf diese Weise dem Gestank und der Übelkeit zu entkommen.
    Aithil schüttelte den Kopf. »Lass die Schweine! Wir brauchen die Hündin hier. Gamhain wird uns warnen, wenn sich Fremde nähern. Zudem bist du der geschickteste Späher, den wir haben.«
    Angesichts des Lobes schien der Junge zu wachsen, und es fiel ihm leichter, das Geschehen zu ertragen. Er vermochte jedoch nicht zuzusehen, wie Glieder amputiert wurden, und gesellte sich daher zu Ferdinand.
    »Glaubt Ihr, dass die Ui’Corraidh uns verraten werden?«, fragte er ihn.
    Ferdinand versuchte sich aufzurichten, gab das Unterfangen aber mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Dann zuckte er mit der rechten, unverletzten Schulter. »Um das einschätzen zu können, kenne ich Deasún O’Corraidh zu wenig. Doch sollte er erneut die Seiten wechseln, ist zu befürchten, dass er versucht, sich mit diesem Wissen bei den Engländern einzuschmeicheln.«
    »Was können wir tun?«, fragte Toal.
    »Selbst wenn die Verräter ein rasches Tempo gehen, werden sie mindestens einen Tag brauchen, bis sie Haresgills Truppe erreichen, und dieser ebenfalls einen, um hierherzukommen. Bis dahin sind wir bereits in Léana. Mit den Männern, die Haresgill mit sich führt, kann er die Stadt nicht belagern. Vergiss nicht, Simon von Kirchberg kommandiert über fünfzig Söldner, und die sind nun alle mit Musketen bewaffnet.«
    Ferdinands Ausführungen beruhigten den Jungen ein wenig. »Dann ist es nicht so schlimm, dass die Verräter fort sind?«
    »Es ist sogar besser jetzt als zu einem Zeitpunkt, an dem es uns mehr schmerzen würde.«
    »Aber mich schmerzt es!«, warf Aithil ein, der zu ihnen getreten war. »Ich habe diesem Hund Deasún O’Corraidh vertraut und ihm sogar Whiskey aus meiner eigenen Flasche angeboten. Da sie jetzt von den Lippen dieses elenden Verräters besudelt ist, kann ich nicht mehr daraus trinken.« Mit einem wütenden Schnauben löste er die kleine Silberflasche von seinem Gürtel und schleuderte sie voller Abscheu in den See hinein.
    »War das nötig?«, fragte Ferdinand. »Wir hätten den Whiskey für die Verletzten brauchen können.«
    »Was in der Flasche war, habe ich Ciara bereits gegeben«, antwortete Aithil und stiefelte davon.
    Von Unruhe getrieben, bat Ferdinand Toal, ihm aufzuhelfen. »Ich will mir die Verwundeten ansehen«, sagte er, als zählte er selbst nicht dazu. Auf seinen Stock gestützt, humpelte er zu der Wiese hinüber, auf der die anderen verarztet wurden.
    Hufeisen hatte seine Sache gut gemacht. Mehr noch als den Söldner bewunderte Ferdinand die Frauen, die ihm bei dem entsetzlichen Werk beigestanden hatten und den Verletzten freundlich und einfühlsam Mut zusprachen.
    »Die Nacht sollten wir noch hier verbringen, damit sich alle ein wenig erholen können. Für den Aufbruch morgen früh benötigen wir dann noch bessere Tragen für die Verletzten«, erklärte Ferdinand und befahl Ionatán und Toal, junge Bäume dafür zu schlagen. Andere rafften sich ebenfalls auf und halfen mit. Ferdinand sah ihnen zufrieden zu. Die Ui’Corra mochten besiegt worden sein, doch den Mut hatten sie nicht verloren.
    Erleichtert wandte er sich an Ciara. »Wie steht es mit den Vorräten?«
    »Nicht gut! Wenn alle essen wollen, reicht es nur noch bis morgen. Daher werden Saraid, ich und die unversehrten Krieger nur ein wenig Brot zu uns nehmen und das andere den Verletzten überlassen.«
    »Das halte ich nicht für gut«, antwortete Ferdinand mit einem schmerzverzerrten Lächeln. »Die Männer brauchen Kraft, um die Verwundeten tragen und im Notfall kämpfen zu können. Auch du und deine Base solltet nicht hungern.«
    »Wir tun es gerne!« Ciara gab sein Lächeln zurück und sagte sich, dass er ein guter Anführer war.
    Im Gegensatz zu ihm waren Aithil und auch ihr Bruder viel zu ungestüm. Oisin hatte sich von seinem Hass hinreißen lassen und Haresgill überhastet angegriffen. Und dies verlangte ihnen nun einen allzu hohen Preis ab …
    Da ihr diese Gedanken das Gemüt zu verdüstern drohten, schob sie sie von sich und bat Ferdinand, von seiner Heimat zu erzählen. Sie hoffte, dabei die innere Ruhe zu finden, nach der sie sich sehnte.

5.
    A m nächsten Tag mussten sie nur

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