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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mein Sohn. Wir dürfen uns nicht mit den Verletzten beschweren, sonst fallen wir alle diesen verfluchten Ketzern zum Opfer.«
    »Das ist wahrhaft christlich gedacht!«, fuhr Ferdinand auf.
    Auch Ciara sah aus, als wolle sie dem Kirchenmann am liebsten die Fingernägel durchs Gesicht ziehen.
    Sie machte Anstalten, etwas zu sagen, wurde aber von ihrem Bruder aufgehalten: »Sei still!«
    Dann wandte er sich dem Pater zu. »Niemals werde ich meine verletzten Männer im Stich lassen. Entweder schaffen wir es alle, oder wir kämpfen.«
    »Das ist zwar edel, aber ohne Verstand gesprochen«, keifte Pater Maitiú.
    »Ihr könnt uns jederzeit verlassen und versuchen, Eure Haut auf eigene Faust zu retten«, antwortete Oisin ungerührt und befahl den Aufbruch.
    Als Ferdinand die vielen Männer sah, die sich kaum selbst durch den Wald schleppen konnten und trotzdem den Kameraden halfen, die noch schwerer verletzt waren als sie selbst, schüttelte er den Kopf. Was für ein trauriger Zug!, dachte er. Doch dieses Desaster musste Oisin sich selbst zuschreiben. Die zu leicht errungenen Erfolge der Vergangenheit hatten Ciaras Bruder leichtsinnig werden lassen. Es war ein Irrsinn gewesen, den Angriff auf eine überlegene und besser ausgerüstete Truppe zu führen.
    »Wenn wir die Engländer wirklich aufhalten wollen, brauchen wir mehr Musketen. Wir haben nun alle gesehen, wie wirksam der Feind die seinen eingesetzt hat«, sagte Ferdinand zu Oisin.
    Dieser verzog das Gesicht. »Wo sollen wir Musketen hernehmen? Die Dinger sind teuer und müssen mit Schiffen ins Land geschmuggelt werden. Und selbst wenn welche eintreffen, bedienen sich die großen Clans und geben uns nichts ab.«
    »Wenn Ihr so denkt, könnt Ihr den Kampf gleich aufgeben. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist, mit kleinen Verbänden aus der Deckung des Waldes heraus auf englische Marschkolonnen zu feuern und diese, wenn sie in die Wälder eindringen, in die Zange zu nehmen. Wendet Euch an Aodh Mór O’Néill und sagt ihm, dass er uns Musketen geben muss – oder geht nach Léana und lasst Euch die von meinem Vetter herausgeben, die wir dort erbeutet haben.«
    Aithil und viele andere nickten bei Ferdinands flammenden Worten. Bevor Oisin jedoch etwas entgegnen konnte, schloss Toal zu ihnen auf. Trotz der herben Niederlage, die sie eben hatten hinnehmen müssen, grinste er. »Die Engländer trauen sich nicht in den Wald hinein, weil sie glauben, es wäre wieder eine Falle!«
    Dann aber veränderte sich seine Miene jäh, und er senkte den Kopf. »Diese Schweine haben jeden der Unseren, der verwundet in ihre Hände fiel, mit ihren Musketenkolben erschlagen. Es konnte kein Einziger mehr fliehen.«
    Drückendes Schweigen lag mit einem Mal über ihnen. Sogar das Stöhnen und Wimmern der Verletzten war verstummt. Dann holte Oisin tief Luft und klatschte gebieterisch in die Hände. »Sie verfolgen uns also nicht? Sehr gut! So können wir uns zurückziehen und unsere Kräfte neu sammeln.«
    Er erwähnte weder die eigenen Toten noch die Dörfer, die Haresgills Brandstiftern als nächste zum Opfer fallen würden, sondern versuchte, seinen Männern und den beiden Frauen Mut zu machen.

3.
    O bwohl die Engländer ihnen tatsächlich nicht folgten, fiel ihnen der Rückzug schwer, denn es waren zu viele ihrer Krieger gefallen. Ferdinand versuchte unterwegs zu zählen, wie viele der Überlebenden noch kampffähig waren, und kam auf eine erschreckend geringe Zahl. Mehr als die Hälfte der Überlebenden war verwundet, etliche davon schwer. Auch mussten sie einige Male ihren Marsch unterbrechen, um Gräber auszuheben, die mit einfachen, aus Zweigen zusammengebundenen Kreuzen zur letzten Ruhestätte jener Krieger wurden, die unterwegs gestorben waren.
    Oisin O’Corra begriff mit erschreckender Klarheit, dass er mit dieser Truppe keine Erfolge mehr erringen konnte. Seine Träume, dem Clan zu Macht und Ansehen zu verhelfen, waren im Musketenfeuer der Engländer wie Seifenblasen zerplatzt. Um zu retten, was noch zu retten war, übergab er Aithil das Kommando und machte sich auf den Weg zu Aodh Mór O’Néill. Zwar würde er nun endgültig dessen Vasall werden, doch um seinen Clan zu retten, war er dazu bereit. Zehn kampffähige Männer nahm er mit, der Rest sollte sich nach Léana durchschlagen.
    In dieser Stadt, so hoffte Oisin, konnten sie ihre Wunden in Ruhe ausheilen lassen. Diejenigen, die sich noch auf den Beinen halten konnten, sollten Simon von Kirchbergs Söldner bei der

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