Feuertochter: Roman (German Edition)
richtige Mann war. Immerhin verfügten die Spanier über das beste Fußvolk der Welt. Wenn diese disziplinierte Truppe sich mit dem Überschwang der Iren vereinigte, konnte es das Ende der Engländer auf dieser Insel sein.
3.
A odh Mór O’Néill hatte es eilig, denn er verfügte weder über die Mittel, sein Heer lange zu versorgen, noch konnte er riskieren, dass die Engländer einen überraschenden Sieg gegen die in Cionn TSáile gelandeten Spanier errangen. Daher brachen die Iren nur wenige Tage später auf. Da die englischen Festungen noch immer die wichtigsten Straßen und Flüsse kontrollierten, mussten sie erneut durch die Wälder marschieren und konnten die wenigen Kanonen und Proviantwagen, die sie besaßen, nicht mit sich führen. Auch reichte die Zahl der Saumtiere nicht aus, alle Vorräte und die wichtigste Ausrüstung zu transportieren. Deswegen mussten jeder Mann und auch die Frauen, die ihre Männer begleiteten, schwere Lasten auf den Schultern tragen.
Ciara und Saraid schleppten ebenso viel wie die anderen Frauen, und selbst Gamhain wurde ein Bündel auf den Rücken geschnallt, was der Hündin gar nicht gefiel. Während Ciara das Tier immer wieder antrieb und selbst unter ihrer Last gebeugt einherstapfte, trauerte sie ihrem Esel nach, der das Gefecht mit Haresgills Streifschar nicht überlebt hatte.
Das Wetter war so schlecht, als hätten die Heiligen im Himmel Pater Maitiús flehendes Bitten um Beistand überhört, und so kämpfte sich eine triefend nasse Schar durch die kalten Winde in Richtung Süden. Nur der Gedanke, dass es den Engländern nicht besser ging, ließ sie den Mut nicht verlieren. Schwer genug war es trotzdem. Nur wenige von ihnen waren je so weit durch Irland gezogen, und so blickten die meisten nun misstrauisch auf Landschaften, die sich von ihrer gewohnten Heimat unterschieden. Die Wälder erschienen ihnen dunkler, und im Nebeldunst glaubten sie immer wieder, geheimnisvolle Gestalten zu sehen, die sie belauerten. Uralte Sagen und viele Ängste erfüllten die Herzen der Marschierenden, und manch einer murmelte die alten Bannsprüche, die ihn die Großmutter gelehrt hatte, und vertraute mehr darauf als auf die Gebete der Priester und die Weihrauchdüfte, mit denen die Geistlichen böse Geister fernhalten wollten.
Um zu zeigen, dass sie sich dem Willen ihres Bruders niemals beugen würde, hielt Ciara sich an Ferdinands Seite. Er hatte ihr mittlerweile einen Teil ihres Gepäcks abgenommen und schleppte es zusätzlich zu seinem eigenen. Sie war ihm dankbar, sagte sich aber, dass ein Edelmann keine solch schweren Lasten tragen sollte. Keiner der einheimischen Anführer hatte sein Gepäck geschultert, auch Oisin nicht. Ihr Bruder vertraute darauf, dass die Ui’Corra-Krieger alles mitschleppten.
Hufeisen war ebenfalls schwer bepackt und nahm es mit bissigem Humor hin. »Was meint Ihr, Herr Ferdinand? Wie viele Tage müssen wir noch marschieren, bis wir in Cionn TSáile ankommen?«
»Da müsstest du schon den O’Néill fragen. Aber selbst bei unserem großen Anführer bezweifle ich, dass er es auf den Tag genau sagen kann«, antwortete Ferdinand.
»Wenn wir es wüssten, könnten wir unsere Vorräte so einteilen, dass sie bis dorthin reichen, schnell die Engländer zusammenschlagen und uns dann an deren Proviantwagen bedienen. So schleppen wir womöglich zu viel unnötiges Zeug mit, das in unseren Mägen besser aufgehoben wäre!«
Hufeisen wischte sich über die Stirn, auf der sich Regen und Schweiß mischten, und wandte sich Saraid zu, die mit verbissener Miene neben ihm herstapfte.
»Jetzt bedauert Ihr wohl, nicht in der Ui’Corra-Burg zurückgeblieben zu sein.«
Saraid schüttelte den Kopf, dass die Tropfen nur so flogen. »Nie und nimmer! Ich gehe lieber bis ans Ende der Welt, als weiterhin in Buirres Kammer schlafen zu müssen.«
»Warum habt Ihr ihn eigentlich geheiratet, wenn er Euch so zuwider ist?«, wollte Hufeisen wissen.
»Er war ein tapferer Krieger und hat mir geduldig den Hof gemacht. Außerdem hatte ich in dem alten Turm am Meer, in dem wir lebten und den kaum jemand aufsuchte, nicht viel Auswahl. Anfangs war ich davon überzeugt, wir würden uns aneinander gewöhnen, und ich hatte auch Angst, eine alte Jungfer zu werden. Auf jeden Fall war der Buirre, der vom Kontinent nach Irland zurückkam, nicht mehr der gleiche fröhliche junge Mann wie zuvor. Oisin hatte ihn zu einem seiner Unteranführer ernannt, und das ist ihm zu Kopf gestiegen. Nach seiner Rückkehr
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