Feuertochter: Roman (German Edition)
forderte Buirre von mir unbedingten Gehorsam, obwohl er mit einem freundlichen Wort mehr erreicht hätte, und nahm sich Rechte heraus, die ihm nicht zustanden. Sobald wir die Engländer besiegt haben, werde ich mein Leben so einrichten, dass ich ihn nicht mehr sehen muss. Vielleicht erreicht Oisin es sogar, dass meine Ehe mit Buirre aufgelöst wird. Dann könnte er sich ein Weib nehmen, das vor ihm kuscht und seine schlechte Laune erträgt, und ich …«
Saraid brach ab und kniff die Lippen zusammen, während Hufeisen leise zu lachen begann.
»Ihr würdet wohl auch gerne wieder heiraten, was? Allein ist Euch das Bett doch ein wenig zu kalt.«
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht!«, gab Saraid scharf zurück und ging etwas schneller.
Hufeisen beschleunigte ebenfalls seine Schritte. »Ihr solltet nicht zornig auf mich sein!«, bat Hufeisen. »Ich kann einfach nicht glauben, dass eine so prachtvolle junge Frau wie Ihr wie eine Nonne leben will.«
»Wenn du glaubst, ich würde meine Schenkel für dich spreizen, so hast du dich geschnitten! Mach es dir gefälligst selbst oder such dir ein Weib, das dumm genug ist, sich von einem deutschen Ochsen bespringen zu lassen.«
»Wenn schon, dann deutscher Stier! Ein Ochse kann nämlich keine Kuh mehr bespringen.« Hufeisen brachte es so trocken hervor, dass Saraid gegen ihren Willen lachen musste.
»Du bist einfach unmöglich«, sagte sie kopfschüttelnd, blieb aber an seiner Seite und begann, ihn über sein bisheriges Leben auszufragen.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, meinte er, berichtete aber einiges aus seiner Jugend. »Ich bin auf Kirchberg aufgewachsen. Mein Vater war einer der Gutsbeamten und meine Mutter die Tochter eines wohlhabenden Bauern. Ihrem Willen zufolge hätte ich die Erbin eines großen Bauernhofs heiraten sollen. Der Hof hätte mir gefallen, aber die Frau dazu nicht. Außerdem trieb ich mich ständig mit den beiden jungen Herren herum – ich meine mit Simon von Kirchberg und dessen Vetter Andreas, dem Sohn des Gutsherrn. Herr Ferdinand war damals noch ein Knabe. In den Wirtshäusern der Gegend waren die beiden Vettern wohl bekannt, und Andreas von Kirchberg war sehr freigiebig. Er hat mir so manchen Becher Wein oder Bier bezahlt – und Herrn Simon auch.«
Hufeisen seufzte, als er an jene Zeiten zurückdachte. »Die beiden jungen Herren hatten sich mit einem Nachbarn einen groben Scherz erlaubt und wurden dabei erwischt. Seinem Sohn hat der Gutsherr Franz höchstpersönlich die Leviten gelesen, Simon hingegen wollte sich eine solche Predigt nicht gefallen lassen und verließ Kirchberg, um Söldneroffizier zu werden. Trotz seines Ärgers gab ihm sein Oheim ein Empfehlungsschreiben an einen ihm bekannten Söldnerhauptmann mit – und mit der Sache begann mein Pech. Herr Franz hätte mich als Gutsbeamten in seine Dienste genommen, doch Herr Simon schlug mir vor, ihn als sein Bursche zu begleiten. Für mich war es allzu verlockend, fremde Länder zu sehen und Abenteuer zu erleben, und so ging ich mit ihm. Im Lauf der Zeit bin ich zu seinem ersten Unteroffizier aufgestiegen, aber nun bin ich wieder nur ein Diener, und zwar der von Herrn Ferdinand, der im Gegensatz zu Herrn Simon ein ehrlicher, aufrechter Mann geworden ist. Auf Kirchberg hätte ich ein besseres Leben gehabt als hier, aber wenn ich dort geblieben wäre, hätte ich Euch nicht kennengelernt. Das wäre wirklich schade gewesen.«
Hufeisen begleitete seine letzten Worte mit einem bewundernden Blick, der Saraid erröten ließ. Derzeit sah sie aus wie eine getaufte Katze, und das war ihr allzu deutlich bewusst.
»Du hast ja so einiges erlebt«, antwortete sie nachdenklich.
»So viel nun auch wieder nicht. Als Soldat liegt man die meiste Zeit irgendwo auf Garnison und langweilt sich zu Tode. Aber wir sollten wieder etwas schneller werden, denn die anderen sind uns ein ganzes Stück voraus.«
Das Gespräch erlahmte und wurde auch nicht mehr aufgenommen, weil beide eigenen Gedanken nachhingen. Während Hufeisen sich mit der bevorstehenden Schlacht beschäftigte, drehten Saraids Überlegungen sich um den Deutschen. Seine bäuerlich-bürgerliche Abkunft kam zwar nicht ganz der ihren gleich, doch das war bei Buirre auch nicht der Fall gewesen.
Nun bedauerte sie es, dass sie als verheiratete Frau galt, obwohl sie keine Gemeinschaft mehr mit ihrem Mann hatte. Eine neue Ehe durfte sie trotzdem nicht eingehen. Zumindest in einem hatte Hufeisen recht: Ganz allein wollte sie den Rest
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