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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihr Anführer es hingestellt hatte. Bereits bei den Iren mussten drei Marschsäulen aufeinander abgestimmt werden, und dazu kamen noch die Spanier in der Stadt. Doch das war nicht seine Aufgabe, sondern die der Männer, die O’Néill zum Kommandanten der einzelnen Truppenteile ernennen würden.
    »Don Luis wird euch begleiten. Und nun geht mit Gott!«, fuhr O’Néill fort.
    »Die Hilfe der Himmlischen werden wir brauchen«, flüsterte Oisin Ferdinand zu, als sie das Zelt verlassen hatten.
    Dieser schüttelte den Kopf. »Wie sollen wir in die Stadt hineinkommen? Ich glaube nicht, dass die Engländer die Straßen unbewacht lassen.«
    Ohne dass sie es bemerkt hatten, war Aodh Ruadh O’Domhnaill ihnen gefolgt. »Kommt mit mir. Dieser Pfad führt in eine Bucht. Dort liegt ein Boot für euch bereit. Es ist der einfachste Weg für euch, dicht an der Küste entlang zu rudern. Englische Schiffe trauen sich wegen der spanischen Kanonen nicht so nahe an die Stadt heran, und daher kann euch unterwegs niemand abfangen.«
    »Danke, Herr!« Oisin deutete eine Verbeugung an und drehte sich dann zu Ferdinand und Luis de Cazalla um. »Ich schlage vor, dass wir gleich aufbrechen. Ich möchte nicht in die Nacht hineinkommen, sonst verfehlen wir noch die Stadt und landen vor Mountjoys Füßen.«
    Keiner lachte über diesen Scherz. Während O’Domhnaill ihnen alles Gute wünschte, überlegte Ferdinand, ob es ihm noch gelingen könnte, sich von Ciara zu verabschieden. Doch da schlug deren Bruder bereits den Weg zum Strand ein, und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Der Weg endete in einer kleinen, felsigen Bucht, in der ein einzelnes Boot am Ufer lag. Zwei Matrosen warteten bereits auf sie. Die beiden Männer sahen Ferdinand, Oisin und de Cazalla zwar neugierig entgegen, dachten aber nicht daran, den dreien in den schwankenden Kahn zu helfen.
    »Wir sollen Euch nach Cionn TSáile bringen«, sagte einer von ihnen.
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, fand Ferdinand, und er fragte sich, wieso O’Domhnaill so sicher sein konnte, dass die beiden zuverlässig waren. Die Kerle konnten sie ebenso gut direkt vor die englischen Musketenläufe rudern. Er ärgerte sich über seine Zweifel, doch er hatte gelernt, dass nicht alle Iren einen Aodh Mór O’Néill als mächtigsten Mann im Land haben wollten, auch wenn dieser einem alten Königsgeschlecht entstammte. Aodh Ruadh O’Domhnaill konnte seine Abstammung ebenfalls auf eine der alten Sippen zurückführen und trug als Rí von Tir Chonaill sogar noch den Titel eines jener Kleinkönige, die Irland einst beherrscht hatten und es in einigen Gegenden noch taten. Im Grunde waren Aodh Mór O’Néill und Aodh Ruadh O’Domhnaill Konkurrenten, und nur der Krieg gegen die Engländer verhinderte, dass zwischen ihnen ein Kampf um die Macht entbrannte.
    Mit diesem unerfreulichen Gedanken stieg Ferdinand ins Boot, und die beiden anderen taten es ihm nach. Kaum hatten sie Platz genommen, stießen die Ruderer das Boot vom Ufer ab und legten sich in die Riemen. Ferdinand fand das Verhältnis von zwei Ruderern auf drei Passagiere ungünstig und hätte am liebsten mitgeholfen. Da es jedoch kein weiteres Paar Riemen an Bord gab, blieb ihm nichts anderes übrig, als ebenso wie Oisin und de Cazalla ruhig sitzen zu bleiben und das Ufer anzustarren. Dort erwartete er jeden Augenblick, englische Musketenläufe im Licht der Nachmittagssonne aufleuchten zu sehen und den Knall von Schüssen zu hören. Sie bewegten sich knapp innerhalb der Schussweite und konnten noch getroffen werden.
    Doch zu seiner Erleichterung blieb alles ruhig, und bald sahen sie die grauen Mauern von Cionn TSáile vor sich auftauchen. Die Ruderer steuerten den Hafen an, und Ferdinand erkannte bereits die Masten der spanischen Schiffe, die dort vertäut waren.
    Im nächsten Moment hörte er Oisin verärgert knurren. »Aguila hätte seine Leute also doch auf die Schiffe verladen und mit ihnen nach Sligeach segeln können, aber er hatte wohl zu viel Angst vor der englischen Flotte und den Winterstürmen auf See«, erklärte Oisin auf Irisch, damit de Cazalla ihn nicht verstand.
    »Wohl zu Recht! Wenn ich O’Néill richtig verstanden habe, ist nur gut die Hälfte der spanischen Schiffe an diesem Hafen angelangt«, antwortete Ferdinand in der gleichen Sprache.
    »Wer nichts wagt, kann nichts gewinnen! Auf jeden Fall hat Aguila uns Iren damit in eine prekäre Lage gebracht. Unsere Clankrieger müssen nun in offener

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