Feuertochter: Roman (German Edition)
Heer der Midianiter siegen lassen? Hat er nicht die Krieger, Pferde und Kampfwagen des Pharaos im Schilfmeer ertränkt und für Joshua die Mauern von Jericho einstürzen lassen? Der Herr wird auch unsere Waffen und die unserer spanischen Brüder segnen, auf dass wir die Ketzer nicht nur von unserer geliebten Insel fegen, sondern auch die Häresie in England selbst vernichten werden.«
»Ich habe gelernt, dass eine ausreichende Anzahl an Kriegern eher den Segen des Himmels empfängt als eine zu kleine«, murmelte Hufeisen in den Begeisterungssturm der Iren hinein, die Oisin, Pater Maitiú, Aodh Mór O’Néill und die anderen irischen Anführer hochleben ließen.
Ferdinand hatte Hufeisens Worte trotz des Lärms vernommen und hielt sie für ein schlimmes Omen. Er wandte sich zu Ciara um und ahnte, dass diese noch andere Sorgen quälten, denn sie wirkte ungewohnt verbissen.
Sie hatte Oisins abschätzenden Blick bemerkt und begriffen, dass dieser noch immer plante, sie mit einem irischen Anführer zu verheiraten. Doch was konnte sie tun? Oisin war ihr Bruder und das Oberhaupt des Clans. Wenn er ihr zu heiraten befahl, hatte sie den Sitten und Gesetzen ihres Volkes nach zu gehorchen. Dazu aber war sie nicht bereit. Sie würde keinen Iren zum Mann nehmen, nur damit ihr Bruder mehr Einfluss gewann. Der Gedanke an die einzige Lösung, die ihr blieb, gefiel ihr jedoch wenig. Aber ehe sie sich opferte, würde sie zusammen mit Ferdinand die Ui’Corra verlassen und ihm notfalls sogar in seine Heimat folgen. Ciara fürchtete sich zwar vor dem, was sie in der Fremde erwarten mochte, doch sie war von Jugend an ein karges Leben gewöhnt und würde mit Ferdinand auch in einem Soldatenzelt in einem fernen Land glücklich werden.
Nun, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, beschloss sie, sobald wie möglich mit ihm darüber zu reden. Vorher aber galt es, sich O’Néills Scharen anzuschließen und die Engländer zu vertreiben.
2.
A ls Ciara der gewaltigen Schar ansichtig wurde, die Aodh Mór O’Néill um sich versammelt hatte, kam sie aus dem Staunen nicht heraus. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass es so viele Männer in Irland gab. Im Vergleich mit diesem Heer wirkte das Aufgebot der Ui’Corra wie ein Wassertropfen im Meer. Aber es war ein Meer, das die Engländer endgültig von ihrer Insel schwemmen würde, sagte sie sich, während sie an Oisins Seite auf das an drei Seiten offene Zelt zuging, unter dem Aodh Mór O’Néill mit seinen Vertrauten zusammensaß. Pater Maitiú begleitete sie, während Ferdinand und Aithil zurückbleiben mussten.
O’Néill unterhielt sich mit einem fremdländisch gekleideten Mann mit einem schmalen Gesicht, dunklen Augen und bis auf die Schultern fallenden dunkelblonden Locken. Er blickte auf, als Oisin auf ihn zutrat.
»Mein lieber O’Corra, ich freue mich, Euch zu sehen. Don Luis de Cazalla kennt Ihr ja bereits.«
Bei der Erwähnung seines Namens neigte der Spanier kurz das Haupt. »Ich hatte die Ehre, Don Oisin de Corra in Madrid kennenzulernen.«
Oisin erwiderte die Verbeugung. »Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Don Luis, und kann es kaum erwarten, Seite an Seite mit Euch gegen die Engländer zu fechten.«
»Dazu habt Ihr früher Gelegenheit, als Ihr glaubt«, erklärte O’Néill. »Doch setzt Euch und trinkt mit uns. Ich sehe, Ihr habt Eure Schwester mitgebracht. Angenehm, Maighdean! Bringt einen Stuhl für die Dame.«
Während Oisin nur drei Plätze von O’Néill entfernt einen Stuhl zugewiesen bekam, wurde der für Ciara in eine Ecke des Zeltes gestellt. Als sie sich setzte, bemerkte sie, dass ein älterer Mann und ein etwas jüngerer, die Brüder sein mochten, sie so intensiv musterten, als sei sie ein Pferd, das zum Verkauf steht. War einer von diesen beiden der Bräutigam, den Oisin für sie ausgesucht hatte? Sie beäugte die Männer von Kopf bis Fuß und stellte fest, dass keiner von ihnen sich auch nur im Entferntesten mit Ferdinand messen konnte. Den Abzeichen auf ihren Baretten nach stammten sie aus dem Süden. Ciara vermutete, dass es sich um Ui’Laoghaire aus Laighean handelte. Das war so weit weg von zu Hause, dass sie gleich mit Ferdinand auf den Kontinent gehen konnte.
Ciara war so in ihre Gedanken verstrickt, dass sie das Gespräch der Anführer kaum beachtete und zusammenzuckte, als Aodh Mór O’Néill mit seiner prankenähnlichen Faust auf den Tisch schlug. Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihn.
»Unsere spanischen
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