Feuertochter: Roman (German Edition)
ihres Lebens nicht verbringen. Sie würde jedoch nur die Geliebte eines Mannes werden können, wenn sie sich nicht vor Gott versündigen und sich der Bigamie schuldig machen wollte. Doch war Cyriakus Hufeisen der richtige Mann für ein Verhältnis?, fragte sie sich. Oder würde er sich genauso wie Buirre zum Schlechteren hin verändern? Auf diese Frage wusste sie keine Antwort. Und so weit durfte sie ohnehin nicht denken, wenn sie nicht als leichtfertiges Weib gelten wollte. Eine Frau, die sich von ihrem Ehemann trennte, hatte den Lehren der heiligen Kirche nach keusch zu leben und am besten gleich in ein Kloster einzutreten.
Nur gut, dass die Engländer hier in Irland die meisten Klöster zerstört haben, dachte sie in einem Anflug von Galgenhumor und beschloss, vorerst nicht über den Tag hinauszudenken. Was morgen kam, wusste nur Gott, der Herr, und der flüsterte es ihr gewiss nicht vorher ins Ohr.
4.
D as Heer hatte einige Meilen vor Cionn TSáile Lager bezogen. Damit Ciara und Saraid nicht im Regen sitzen und schlafen mussten, schnitt Ionatán junge Zweige ab und flocht daraus ein Schutzdach. Hufeisen half ihm dabei, während Ferdinand zunächst nur verwirrt zusah.
Da trat Oisin auf ihn zu. »Wir sollen beide zu Aodh Mór O’Néill kommen.«
Mit einem bedauernden Blick auf die halbfertige Hütte folgte Ferdinand ihm. Einem Gespräch mit dem Rebellenführer hätte er es vorgezogen, etwas für Ciara zu tun, um ihr zu zeigen, wie sehr er sich um sie sorgte.
Sie sah ihm nach und lächelte.
Wenn O’Néill nach Ferdinand schickte, musste dessen Mut und Findigkeit bereits die Runde gemacht haben. Vielleicht, so hoffte sie, konnte er sich in der kommenden Schlacht so auszeichnen, dass es ihrem Bruder unmöglich wurde, sie ihm zu verweigern.
Solche Gedanken waren Ferdinand im Augenblick fern. Als er mit Oisin auf Aodh Mór O’Néills Zelt zutrat, welches dessen Diener auf mehreren Lasttieren herangebracht hatten, fühlte er sich zutiefst erschöpft und spürte, wie Kälte und Regen in die alten Verletzungen bissen. Innen war es zwar nur unwesentlich wärmer als draußen, doch wenigstens hielt es den Winterregen ab, der den Männern ständig zusetzte.
O’Néill saß auf einem Klappstuhl, während Pater Maitiú und Don Luis de Cazalla neben ihm standen. Hinter ihnen tauchte gerade Aodh Ruadh O’Domhnaill auf und blickte O’Neill über die Schulter. Alle vier trugen trockene Kleider, und darum beneidete Ferdinand sie fast noch mehr als um die dampfenden Punschbecher, die sie in Händen hielten.
»Wir haben Cionn TSáile fast erreicht«, begann O’Néill das Gespräch. »Jetzt gilt es zu beraten, wie wir weiter vorgehen sollen.«
»Wir sollten die Engländer umgehend angreifen, bevor sie gegen uns Stellung beziehen können«, schlug Oisin vor.
»Das ist unmöglich!«, wandte Don Luis erregt ein. »Mein General Don Juan de Aguila muss vor einem Angriff informiert werden, damit er einen Ausfall machen und den Engländern in den Rücken stoßen kann.«
»So machen wir es!« O’Néill nickte dem Spanier kurz zu und wandte sich Oisin und Ferdinand zu. »Ihr beide werdet euch in die Stadt schleichen und Don Juan meinen Schlachtplan übermitteln. Er darf auf keinen Fall dem Feind in die Hände fallen. Habt ihr verstanden?«
Oisin nickte bekräftigend. »Das haben wir.«
Mit einem zufriedenen Lächeln breitete Aodh Mór O’Néill eine Karte der Umgebung aus. »Hier«, sagte er und wies auf ein Symbol, »liegt Cionn TSáile. Den Meldungen meiner Späher nach haben die Engländer hier, hier und hier Stellung bezogen. Wir selbst sind hier, also noch weit genug entfernt, um von Mountjoys Wachhunden nicht bemerkt zu werden.«
O’Néills rechter Zeigefinger tanzte dabei über das Blatt und blieb jeweils nur kurz auf den entsprechenden Stellen stehen.
»Unser Ziel muss es sein, die Engländer an drei Stellen gleichzeitig anzugreifen, damit sie einander nicht unterstützen können. Don Juan wird zur selben Zeit mit seinen Truppen die Stadt verlassen und den Feind von der Seite her aufrollen. Im Grunde ist der Plan ganz einfach. Wichtig ist, dass alles zur richtigen Zeit erfolgt. Hier sind meine Anweisungen für Don Juan! Er kennt den Code und kann ihn entziffern. Die Engländer können es nicht. Trotzdem solltet ihr alles daransetzen, dass sie euch nicht bemerken.«
O’Néill redet mit uns, als wären wir blutige Rekruten, dachte Ferdinand erbost. Er selbst hielt den Plan ganz und gar nicht für so einfach, wie
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