Feuertochter: Roman (German Edition)
soll zu Buirre gehen und sich Waffen geben lassen. Allerdings wird er viel üben müssen, um von Wert zu sein. Ein Engländer ist kein Stein, auf den man einhauen kann, ohne dass er zurückschlägt.«
Sie sind im Gegenteil verdammt harte Krieger, setzte Oisin in Gedanken hinzu und winkte seiner Schwester, mit ihm zu kommen.
Ciara folgte ihm in den Turm und legte dort Pfeil und Bogen ab.
Ihr Bruder trat an eines der winzigen Fenster und blickte hinaus in das fruchtbare Tal, das seine Sippe seit Jahrhunderten bewohnte. »Du hast dumm gehandelt und dich selbst in Gefahr gebracht«, schalt er, ohne sie anzusehen.
»Die Menschen brauchen Hilfe.«
»Die hätten sie auch so erhalten. Es wäre besser gewesen, ich hätte Buirre zu ihnen geschickt oder wäre selbst dorthin geritten, um mit ihnen zu reden!« Oisin wandte sich Ciara zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Du bist alles, was ich noch habe, Schwester. Sollte ich in diesem Kampf fallen, wirst du die nächste Anführerin der Ui’Corra sein. Deshalb darfst du dich niemals in Gefahr begeben! Hast du verstanden?«
Als sie Anstalten machte, etwas zu sagen, hob er die Hand. »Schweig! Es geschieht so, wie ich es will! Wenn wir beide tot sind, ohne Kinder zu hinterlassen, gibt es niemanden mehr im Clan, der die Linie weiterführen kann.«
»Was ist mit Saraid, Buirre und Aithil?«, fragte Ciara wütend.
»Saraid ist nur eine Base dritten Grades! Ihr Mann und Aithil sind noch weitläufiger mit uns verwandt. Also würde kein Anführer eines anderen Clans die drei als gleichrangig anerkennen, sondern versuchen, die Ui’Corra seinen eigenen Leuten anzugliedern. Damit wäre alles verloren, wofür unsere Vorväter gekämpft haben.«
So einfach wollte Ciara nicht über sich bestimmen lassen. »Warum hast du noch nicht geheiratet und einen Sohn gezeugt, der einmal deine Stelle einnehmen kann?«
»Aus demselben Grund, weshalb ich auch dich noch nicht verheiratet habe. Wenn wir beide eine Ehe eingehen, muss dies gut bedacht werden. Ich brauche ein Weib aus einem starken Clan, auf dessen Unterstützung wir bauen können. Ich würde sogar eine Tochter von Aodh Mór O’Néill zur Frau nehmen, wenn er sie mir anbieten würde. Doch für eine solche Allianz sind wir Ui’Corra ihm noch nicht bedeutsam genug. Bis jetzt bin ich nur ein kleiner Lehensmann des O’Néill, der froh sein muss um die Brosamen, die dieser von seinem Tisch fallen lässt. Doch das will ich mit Hilfe meines Freundes Simon von Kirchberg ändern. Er ist ein erfahrener Kriegsmann, und seine deutschen Söldner sind den Engländern im Kampf ebenbürtig.
Dich werde ich mit dem Sohn eines großen Anführers aus dem Süden vermählen, einem O’Cathail, einem O’Cinnéide oder einem O’Síodhachdáin. Das sind starke und stolze Clans, mit deren Hilfe wir uns dem Zugriff der Ui’Néill werden entziehen können.«
Obwohl Ciara die Beweggründe ihres Bruders nachvollziehen konnte, verspürte sie eine gewisse Enttäuschung, hatte sie doch gehofft, bei der Auswahl ihres künftigen Ehemanns ein Wort mitreden zu können. Oisin machte ihr jedoch klar, dass es ihm nicht um sie ging, sondern allein darum, den Stand der eigenen Sippe zu stärken. Dieses Opfer würde sie bringen müssen. Einen Augenblick lang dachte sie an Simon von Kirchberg. Nie wieder würde es einen Mann geben, bei dessen Anblick ihr Herz so schnell schlagen würde wie bei ihm. Er war ein tapferer Mann, aber leider kein Ire, der ihrer Familie jene Unterstützung bieten konnte, die sie benötigte.
»Bevor wir an meine Heirat denken, sollten wir erst die Engländer aus Uladh vertreiben«, sagte sie, um von dem unangenehmen Thema abzulenken.
Oisin nickte nachdenklich. »Das wird nicht leicht werden, Schwester. Selbst Aodh Mór O’Néill wäre bereit, die Oberherrschaft der englischen Königin anzuerkennen, wenn sie im Gegenzug einen Iren als Statthalter einsetzen und unsere Bräuche respektieren würde. Stattdessen hat sie den englischen Siedler Henry Bagenal zum Lord President of Ulster gemacht und damit einen jener Männer, deren Sinnen und Trachten darin besteht, möglichst viel von unserem Land an sich zu raffen und jene, denen es gehört, zu vertreiben. Das konnte O’Néill sich nicht bieten lassen.«
»Ich will keine Ketzerin als Hochkönigin von Irland!«, rief Ciara empört. »Ich würde Elisabeth nicht einmal akzeptieren, wenn sie katholischen Glaubens wäre. Die Engländer bekämpfen uns seit Jahrhunderten und rauben unser
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