Feuertochter: Roman (German Edition)
rasende Frau bremsen konnte, kam Saraid auf die Gruppe zu und versetzte Maeve eine schallende Ohrfeige. »Wie kannst du es wagen, dich in Gegenwart der Schwester des Taoiseachs so aufzuführen? Du bist ja noch schlimmer als eine englische Hure. Mach, dass du an die Arbeit kommst, die ich dir aufgetragen habe! Oder glaubst du, wir füttern dich umsonst durch?«
Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Maeve auch Saraid beschimpfen. Aber als Ciara neben ihre Cousine trat, bekam sie Angst, diese würde sie ebenfalls ohrfeigen, und rannte davon.
»Hoffentlich macht sie jetzt ihre Arbeit, sonst setzt es heute Abend etwas«, murmelte Saraid und sah Ciara an. »Auch wenn du Mitleid mit diesem Weib haben solltest, darfst du nicht dulden, dass sie sich so vor dir aufführt. Wir befinden uns nicht mehr mit wenigen Menschen in einem alten, halb verfallenen Turm an der Küste, wo du selbst mitgehen und Muscheln sammeln musstest, damit wir nicht verhungern. Hier bist du die Schwester eines hohen Herrn und musst dich so benehmen, dass die anderen dich respektieren.«
Ciara fand den Vorwurf unangebracht. Immerhin waren die meisten Clanmitglieder über ein Dutzend Ecken mit ihr verwandt, und sie wollte sich nicht als etwas Besseres aufspielen. Aber sie presste die Lippen zusammen, um sich nicht vor anderen mit ihrer Cousine zu streiten.
Saraid wandte sich an den bedrückt dastehenden Ionatán. »Nur weil der Taoiseach dir einen Speer in die Hand gedrückt hat, brauchst du nicht zu glauben, du könntest dich vor ehrlicher Arbeit drücken. Sieh zu, dass du den anderen Knechten hilfst! Soldat spielen kannst du auch, wenn du deinen Teil getan hast. Jetzt nimm die Beine in die Hand, sonst hänge ich dir den Brotkorb ebenfalls höher.«
Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte Ciara darüber lachen können, wie rasch der junge Mann verschwand. Saraid warf ihm einen kurzen Blick nach und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wir müssen dafür Sorge tragen, dass er in den nächsten Tagen an andere Dinge zu denken hat als an seine geschändete Frau und seinen toten Sohn. Sonst geht er uns vor die Hunde! Es wäre schade um diesen braven Mann.«
»Du meinst es ja gut mit ihm!«, rief Ciara verblüfft aus. »Dabei dachte ich, du vergönnst es ihm nicht, dass Oisin ihn in seine Kriegerschar aufgenommen hat.«
»Im Grunde hast du ihn darin aufgenommen! Deinem Bruder ist nichts anderes übriggeblieben, als deinen Entschluss zu akzeptieren«, gab Saraid lächelnd zurück. »Natürlich meine ich es gut mit Ionatán, und im Übrigen auch mit seiner Frau. Maeve muss begreifen, dass ihr Mann recht gehandelt hat. Bei Gott, ich würde Buirre noch im Tod verfluchen, falls ich in der gleichen Situation wie Maeve wäre und er den Helden spielen würde, um sich dann von den Engländern erschlagen zu lassen. Seine Aufgabe ist es, mich zu versorgen und mir ein wenig Freude im Bett zu bereiten. Davon weißt du natürlich noch nichts. Aber es ist eine der Klammern, die eine gute Ehe zusammenhalten. Schreib dir das hinter die Ohren, mein Kind! Dir mag vielleicht ein Mann wie Simon von Kirchberg das Blut erhitzen. Löschen aber sollte er es dir nicht. Zum einen ist er ein Ausländer und zum anderen einer, der seine Augen nicht von anderen Frauen lassen kann. Als er damals bei uns zu Gast war, hat er doch tatsächlich von mir gewollt, dass ich die Schenkel für ihn öffne. Aber dem habe ich heimgeleuchtet, sage ich dir!«
Saraid klang so selbstgefällig, dass Ciara sich fragte, was damals passiert sein mochte. Ihr war es völlig entgangen, dass Simon von Kirchberg ihrer Cousine nachgestellt hatte. Dabei war Saraid damals bereits mit Buirre verheiratet gewesen. Das Weib eines anderen zu begehren war eine Sünde! Mit einem Mal trübte ein Fleck das strahlende Bild, das sie von Simon hatte.
Schnell verscheuchte sie ihren Unmut. Simon hatte sicher nicht gewusst, dass Saraid einen Ehemann hatte, und sie selbst war zu jung für ihn gewesen. Bei dem Gedanken zuckte sie zusammen und fragte sich, ob sie sich Simon hingegeben hätte und ob sie es in Zukunft tun würde, wenn er es von ihr verlangte.
»Wir sollten wieder an unsere Arbeit gehen«, sagte sie zu Saraid, um ihre Unsicherheit zu verbergen.
»Du solltest Gamhain nehmen und vor der Burg nach dem Rechten sehen. Dabei kannst du dich an die Hündin gewöhnen und sie sich an dich.«
Ciara befürchtete, dass dies auf einen sinnlosen Spaziergang hinauslaufen würde, und ärgerte sich, weil sie
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