Feuertochter: Roman (German Edition)
begangen. Sie werden dafür bezahlen, das verspreche ich dir.«
Ciara kämpfte gegen die Tränen, die ihr der Gedanke an die unschuldigen Opfer dieses Krieges in die Augen trieb. Seit Jahrhunderten bedrängten die Engländer ihr Volk und raubten ihm seine Rechte, seine Freiheit und sein Land.
»Es wird an der Zeit, dass wir den englischen Schmutz von unserer Insel kehren!«, rief sie zornig aus. »Dann wird wieder Frieden sein und ein Weib von Norden Uladhs bis in den tiefen Süden An Mhumas hin- und zurückgehen können, ohne von einem üblen Schurken behelligt zu werden. Wir Ui’Corra werden das Unsere dafür tun!«
Der junge Mann wollte noch etwas sagen, da versetzte sein älterer Begleiter ihm einen leichten Schlag. »Komm zur Besinnung, Ionatán! Vor uns steht die Schwester des Taoiseachs. Die Ui’Corra waren uns immer gute Herren, und sie werden es auch wieder sein. Ich erinnere mich noch gut an Eibhlín Ní Corra. Sie deckte die Flucht derer, die mit ihr kamen, mit dem Schwert und opferte dabei ihr Leben!«
»Mutter starb nicht im Kampf«, antwortete Ciara leise. »Zwar wurde sie dabei verwundet, brachte uns aber alle noch nach Tir Chonaill. Dort lebte sie noch drei Monate.«
Ionatán kämpfte noch mit sich, dann senkte er den Kopf. »Also gut, wir kehren ins Tal zurück und nehmen uns die Hütten jener Verräter, die es mit Haresgill hielten und dessen Bluthunde auf uns hetzten, bevor sie das Land verließen. Aber ich werde nicht eher die Erde aufbrechen und ein Samenkorn hineingeben, bevor ich meine Hände nicht in das Blut eines Engländers getaucht und meinen Sohn und mein geschändetes Weib gerächt habe. Versprecht mir, dass der Taoiseach mich unter seine Krieger aufnimmt, Schwester des O’Corra.«
Ciara wusste nicht, was sie antworten sollte. Bislang waren nur freie Bauern Krieger geworden und keine Tagelöhner. Dann aber sagte sie sich, dass dieser Kampf seinen eigenen Regeln folgte, und nickte. »Mein Bruder kann jeden tapferen Mann gebrauchen, Ionatán O’Corra!«
Mit grimmiger Miene kam der Mann näher und zeigte seine muskulösen Arme. »Ich bin kein schwacher Mann, Schwester des O’Corra. Bisher habe ich gerne den Boden bestellt und Schafe gehütet. Doch mein Herz ist schwarz vor Trauer, und ich will Rache üben an jenen, die uns auch noch das Letzte genommen haben, was uns geblieben ist, nämlich unsere Ehre.«
»Rede nicht so viel, sondern hole die anderen!«, schalt ihn sein Begleiter. »Der Wald ist das Heim von Tieren, aber nicht von Menschen. Die Frauen werden froh sein, wieder unter einem Dach schlafen zu können.«
»Einige Frauen werden nie mehr froh sein«, gab Ionatán düster zurück, wandte sich aber um und rannte in den Wald. Der Alte trat auf Ciara zu und fragte nach einigen Clanmitgliedern, die er aus besseren Zeiten kannte.
9.
A ls Ciara einige Zeit später mit gut drei Dutzend Leuten im Gefolge die Burg erreichte, erregte sie einiges Aufsehen. Saraid musterte die Neuankömmlinge mit einer Miene, als wisse sie nicht, ob sie sich über den Zuwachs freuen oder es eher bedauern sollte, dass sie ihre geringen Vorräte mit weiteren Menschen teilen musste. Auch Oisin starrte fassungslos auf die Leute, die nicht mehr besaßen, als sie am Leibe trugen.
»Sie stammen aus unserem nördlichsten Dorf. Haresgills Schurken haben ihre Häuser angezündet, etliche von ihnen umgebracht und die meisten Frauen geschändet. Seitdem haben sie sich im Wald versteckt. Ich habe sie gesucht und hierher geführt«, erklärte Ciara ihrem Bruder.
Der nickte so abwesend, als habe er sehr viel Wichtigeres zu bedenken. Schließlich raffte er sich doch zu einer Antwort auf. »Das ist gut, denn wir brauchen jede Hand, die sich regen kann, um unser Land wieder aufzubauen. Sie sollen sich in den näher an der Burg gelegenen Dörfern ansiedeln. Dort stehen viele Hütten leer, seit die Engländer, die Haresgill ins Land geholt hat, und auch jene Iren geflohen sind, die sich auf die Seite der Sasanachs geschlagen hatten.«
»Das habe ich unseren Freunden bereits angeboten«, erklärte Ciara und vernahm dann Ionatáns mahnendes Hüsteln.
»Ach ja«, setzte sie hinzu. »Diesem Mann hier habe ich versprochen, dass er sich deinen Kriegern anschließen darf. Er hat etliches an den Engländern zu rächen.«
Oisin runzelte unwillig die Stirn, denn dies war eine Entscheidung, die nur er treffen durfte. Doch als er in Ionatáns Augen blickte und darin dessen Hass auf die Engländer las, nickte er. »Er
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