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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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er mit seinen Truppen die Stadt Kinsale erst verlassen wird, wenn er sicher sein kann, dass Eure Truppen bereits auf die Engländer gestoßen sind. Seine Exzellenz befürchtet, diese Ketzer könnten sonst versuchen, sich durch eine Kriegslist in den Besitz der Stadt zu setzen.«
    Luis de Cazalla dozierte wie ein Magister an einer Hochschule, so als hätte er statt eines erfahrenen Kriegsführers wie O’Néill einen dummen Rekruten vor sich. Auch kam die Tatsache, dass er Cionn TSáile bei dem englischen Namen nannte, nicht gut an.
    Aodh Mór O’Néills rötlicher Bart zitterte, als er zu sprechen begann, und ihm war anzumerken, dass er gerne deutlichere Worte gefunden hätte. Der diplomatische Zwang machte ihm dies jedoch unmöglich.
    »Don Juan de Aguila muss seinen Ausfall zu genau dem Zeitpunkt beginnen, den ich genannt habe. Wenn unsere Aktionen nicht aufeinander abgestimmt sind, geben wir den Engländern die Möglichkeit, sich auf unseren Angriff einzurichten und unsere Marschsäulen nacheinander zu bekämpfen.«
    »Seine Exzellenz Don Juan de Aguila y Arellano wird genau zu dem Zeitpunkt eingreifen, den er für richtig hält.« Damit war für de Cazalla alles gesagt.
    O’Néill begriff, dass er keine andere Antwort erhalten würde, und ballte die Fäuste. Da war er mit seinem Heer mitten im Winter quer durch ganz Irland geeilt, um den gelandeten Spaniern beizustehen, und wurde von diesen behandelt wie ein Lakai.
    »Wir greifen morgen an«, wandte er sich an Oisin, »und zwar wie geplant in drei Kolonnen. Ich werde mit meinem Heerbann diesen Hügel hier besetzen!« Sein rechter Zeigefinger fuhr über die Karte und blieb auf einem Symbol in der Nähe der Stadt stehen. »Von hier aus greife ich das Zentrum der Engländer an. Unsere zweite Schar unter O’Domhnaill wird hier angreifen und die dritte an dieser Stelle. Morgen müssen wir die Engländer schlagen! Verlieren wir diese Schlacht, werden wir keine freien Männer mehr sein, sondern Sklaven einer Königin, die uns jederzeit mit einem Federstrich die Köpfe abschlagen lassen kann, genau so, wie es dem armen Earl of Essex ergangen ist.«
    »Wir werden siegen, schon um diesen aufgeblasenen Spaniern zu zeigen, wozu wir Iren fähig sind!« Oisin ballte erbittert die Faust, verbeugte sich dann vor O’Néill und forderte Ferdinand auf, mit ihm zu kommen.
    »Vielleicht bekommen wir noch etwas zu essen. Ich habe nämlich seit dem Morgenbrei nichts mehr zu mir genommen!« Es war ein weiterer Stich gegen de Cazalla, dem Oisin und Ferdinand keine weitere Beachtung schenkten. Sie verließen O’Néills Zelt und gingen im Schein einer Fackel zu dem Teil des Lagers, in dem ihre Leute untergebracht waren.
    Die meisten Ui’Corra schliefen bereits. Nur Ciara und Saraid, Aithil, Hufeisen und Ionatán waren wach geblieben, um auf sie zu warten.
    Ciara ergriff zuerst die Hände ihres Bruders, dann die von Ferdinand. »Ihr seid glücklich zurückgekehrt! Ich hatte große Angst, seit ich hörte, O’Néill hätte euch losgeschickt, um in die Stadt zu gelangen.«
    »Uns ist nichts passiert! Nur unsere Mägen knurren. Die Spanier waren nämlich so gastfreundlich, als hätten sie bereits alles selbst aufgefressen.« Oisin setzte sich an das Feuer, dessen Flammen kaum eine Handbreit hoch brannten, und starrte düster in die Glut. »Morgen werden wir wissen, ob Aodh Mór O’Néill richtig gehandelt hat, uns so weit in den Süden zu führen.«
    »Es gibt also eine Schlacht.« Obwohl Ciara klar gewesen war, dass es dazu kommen würde, umklammerte sie Ferdinands Hände, als suche sie Halt.
    Das flackernde Lagerfeuer zeichnete seltsame Schatten auf ihr Gesicht, und sie erschien Ferdinand so schön und gleichzeitig fremd wie eine der Feenköniginnen, die dieses Land bewohnen sollten.
    »Gib auf dich acht!«, sagte ihr Blick, und er nickte unwillkürlich.
    »Das werde ich tun!«

6.
    D er Morgen war nicht mehr fern, als Ferdinand von einer Hand geweckt wurde, die an seiner Schulter rüttelte. Er öffnete die Augen und sah Toal mit einer brennenden Fackel vor sich.
    »Geht es los?«, fragte er den Jungen.
    »Die Engländer!«, stieß er hervor. »Sie haben ihre Stellungen verlassen und rücken gegen uns vor.«
    »Was sagst du?« Ferdinand war mit einem Schlag hellwach. Wie es aussah, hatte der Feind ihren Anmarsch entgegen aller Voraussagen bemerkt. Leise fluchend warf er die klamme Decke ab, sprang auf und war mit zwei Schritten bei Oisin, den Toal bereits vor ihm geweckt hatte. »Was

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